für CSS 4/88


BEISST NICHT GLEICH IN JEDEN APFEL
... er könnte sauer sein !

    von
Thorsten Czub





In  der letzten Ausgabe der CSS machte Thorsten Czub uns  mit  den
sehr positiven Auswirkungen des Turbo-Kits in Verbindung mit einem
Leonardo   Maestro   B  vertraut.   Diesmal  nahm  er   sich   des
hochaktuellen  (und  aus besonderen  Gründen  auch  hochbrisanten)
Mephisto Mega IV an !


Es  klopfte an meiner Tür.  Mit hochrotem Kopf stand  mein  lieber
Nachbar dahinter und fand kaum Worte. Ob ich denn schon die letzte
Ausgabe der CSS durchgelesen hätte.  Eine rhetorische Frage,  denn
schließlich habe ich sogar wieder einen Artikel eingebracht.  Doch
so ist mein Nachbar nun mal. Was hatte er nur?  Meine Rede war ein
zögerndes "Äh,  na klar!". Auf einmal wurde mir bewußt, in welcher
Gefahr ich schwebte,  schließlich hatte ich ihn persönlich erwähnt
und  doch  eigentlich bloßgestellt.  War  sein  roter  Kopf,  sein
animalischer  Geruch  der  mir von  seinem  schweißnassem  T-Shirt
entgegendünstete  vielleicht  Indikator  für  seinen  Zorn,  einen dieser unpazifistischen  Nachbarswutausbrüche der mir keine Chance ließ und mir letztlich  ein blaues Auge einbrachte oder gar mehr ?

Tja, tja,  ein Tester lebt gefährlich.  Neben Schmähschriften  von unter   der  Kuratel  eines  Herstellers   stehenden   "neutralen" Konkurrenztestern,  neben  Schimpf  und Schelte  von  enttäuschten
Schachcomputerkäufern,  neben  Bombendrohungen von in  ihrer  Ehre verletzten  fanatischen  Schachcomputerbesitzern deren  Gerät  ich
nach ihrer Ansicht zu schlecht bewertet hatte, hier nun die nackte
Gefahr, die muskulare Blöße meines bulligen Nachbarn.

Wuchtig  schwang sein Arm auf meinen schmächtigen  Körper  nieder.
Ich zuckte mit allen Gliedern. Rang nach Atem. Doch...

Väterlich lächelnd fand seine große Hand meine Schulter, schüttelte
diese ein wenig und meinte heiser:  "Na Zuppi,  wie wärs mit einem
neuen Match?"

      
Ah, das war es. Er hatte einen neuen Schachcomputer!

Etliche Hinkelsteine fielen mir vom Herzen.  Puah... Glück gehabt!
Oder? 

"Haste zufällig einen Roma da?"
"Nein,  nicht zur Hand.  Nur mein eigener kleiner Analyst 8  Mhz!"
"Na,  dann pack ihn dir mal unter den Arm,  oder besser, ich helfe
dir.  Du  hebst dir an diesem Holzklotz ja einen Bruch bei  deiner
Konstitution."  und lächelte häßlich breit,  es erinnerte mich  an
diese Lache von Alexander von Cube!

War er nicht lieb?  Doch ich war zuversichtlich! Was könnte meinem
Analyst  8 Mhz schon passieren.  Ich wüßte da z.  Zt.  kein  Gerät
das... -  und wir betraten seine Wohnung!

Auf  seinem  Marmortisch  stand,  und Entsetzen  packte  mich  zum
zweiten Male: ein
Turbo-Kit sowie...nein... ein Super-mondial oder
...  nein, das war kein Super-mondial, das war schlimmer für mich,
es  war  ein 
MEGA  IV. 
Das  neueste  Gerät  aus der  Hexenküche  Hegener+Glaser  !
Mein eidetisches Gedächtnis rief die Zeilen ab, die in der letzten
Ausgabe der CSS auf Seite 45 standen.  Großer Gott,  nach  Aussage
von  Jan Louwmann dürfte ich heute meinen  Untergang  erleben!
                      
  Oh mein armer Leo! 

"Für den bin ich extra ins  Ausland  gefahren!"
"Ja,  (schluck!) wahrscheinlich meilenweit!" ergänzte ich. 
"Sieht nett aus" sagte er fragend und wieder einmal bekam er  ganz
schmale Augenschlitze,  sein Blick haftete auf meinen ohnmächtigen
Gesichtsmuskeln.  Cool  bleiben,  dachte ich.  Spasskis  Pokerface
aufsetzen   und  sich  keine  Angst  anmerken   lassen.   Nüchtern
betrachtete ich das kleine teuflische Ding:

Von  außen  sieht der Mega IV aus wie ein  Supermondial.  Nur  die
kleine rote Schrift,  links neben den 2 LCDs verrät seinen Inhalt.
Meine Erregung kannte keine Grenzen mehr.  Jan Louwmann hatte  das Gerät  schon in den höchsten Tönen gelobt !  Behauptete er  nicht,
der Mega IV zähle zu den "stärksten Mikrorechnern der Welt",  eine
Formulierung die man in letzter Zeit allerdings sehr häufig  hört.

Der  Mega IV sollte bereits in der Grundversion,  d.h.  mit 5  MHz
Taktfrequenz  "deutlich  stärker" spielen als  der  Mephisto  Roma
32Bit ?

Vor  mir lag jedoch der Mega IV mit sage und schreibe  glatten  20
MHz.   wie  mir  mein  Nachbar  ohne  das  ich  nachschauen  mußte
versicherte   denn  surrend  begleitete  ihn  das   Turbokit   von
Schaetzle+Bsteh
Tatsächlich!  Da  stand es:  20 Mhz.  Eine Glanzleistung  aus  der
Hardwareküche der lustig dreinschauenden Schwaben.

Damit  war der Mega IV auch 4 mal so schnell wie das  Louwmannsche Programm,  demzufolge  hätte  ich  hier  nun  wohl  den  stärksten
kommerziellen Schachcomputer der Welt vor meinen Augen !  Und  das schlimmste war: In den gnadenlosen Händen meines reichen Nachbarn!
Einen  kleinen  Bobby  Fischer hatte er da  auf  seinem  Tischchen
liegen  !   Mein Gott,  wer könnte den noch besiegen ?  "Darf  ich
mal?" frug ich, und hantierte an seinem Liebling. Klar verriet mir
sein stolzer Blick. Na denn...

In erster Linie konzentrierte sich mein Interesse, wer will es mir auch  verübeln,  auf  die zitierte, sagenumwobene  Spielstärke  des Gerätes.  Zur  Ausstattung kann einem ja auch sowieso  nicht  mehr viel  Kritik  einfallen.  Da läßt sich nämlich  alles  im  Display hervorzaubern, sozusagen Standard, oder auch Mephisto-Standard ?

Hauptvariante (6 Hz.), Rechentiefe, Stellungsbewertung, Astinhalt und
Nummer, Zugnummer+Partiephase, Restzeit   im   Countdown, verbrauchte Zugzeit oder Gesamtzeit das  wichtigste natürlich im  zu / abschaltbarem  Rotationsverfahren (oberes    Display: Zugzeit,     unteres    rotierend:     2    Hz. Hauptvariante, Rechentiefe, Astnummer, Stellungsbewertung).

Auch  die  übrigen Mephisto-Standards sind  da...  doch  plötzlich
taucht   etwas   merkwürdiges   vor   meinen   Augen   auf,    die
Kugelschreiberfunktion CON B und BF !    Aha!
Diese  sind  es,  welche aus dem kleinen  Wunderkästchen  ganze  4
Computer machen, je nachdem welche Funktionen eingeschaltet sind.

Das  CON  B läßt den Mega IV bei Schach-  und  Schlagzügen  tiefer
rechnen,  BF  steht  für Brute Force und macht aus  dem  Mega  ein
Gewaltprogramm,  d.h.  ein Programm das alle (auch die positionell
minderwertigen) Züge im Suchbaum verfolgt.

Durch  Kombination dieser netten Sonderfunktionen hat man  also  4
verschiedene Programme, deren Vorteile auf der Hand liegen.

Ich brabbelte vor mich hin.  Formulierte ohne auf die  Anwesenheit
meines Nachbarn zu achten ,laut und für ihn mit,  schon einmal den
Text für meinen nächsten Artikel:

"Doch bevor ich diese erläutere, möchte ich diese 4  Einstellungen
einfach unterscheiden, indem ich die Nummer hinter dem Namen Mega, als Index für die geltenden Einstellungen festlege,  dies  erspart
uns  eine Menge unbequeme Formulierungen im weiteren  Verlauf  des Testens.

Da wäre also:

Mega  4   =  das normale Programm weil  seine  Einstellungen  nach
             einem  Reset eingerichtet sind.  CON b und  BF  beide
             aus!

Mega  3   =  CON b                an
Mega  2   =  bf                         an
Mega  1   =  CON  b und bf   an


Ich bitte bei meinen weiteren Ausführungen auch zu  bedenken,  daß
es  sich bei dem von mir getesteten Gerät um einen
20 MHz Mega  IV
handelt,  also sind die jeweiligen Zugzeiten durch 4 zu teilen  um
das Spielverhalten eines handelsüblichen Mega IV zu betrachten."

"Ähem..."  räusperte er sich.  Das wäre ja wohl  keinesfalls  mein
Gerät  sondern seines.  Ich täte hier ja so,  als ob er gar  nicht
existiere. "Pardon!" sagte ich und fuhr fort zu erzählen...

"Wollen  wir  mal ein paar Stellungen eingeben?" fragte  ich  ihn.
"Ja, wenn du was parat hast!" gab er zurück! Und ob ich das hatte!

"Als  erstes möchte ich anhand von  Teststellungen  demonstrieren,
wie man durch geschickte Auswahl der 4 eingebauten Programme,  die Lösezeiten für Stellungen, deren Lösungsart man kennt, begünstigen kann.

Da  wäre  z.B.  die  bereits aus meinem Test des  MM  IV  bekannte
Stellung aus der Partie Fischer-Reshevsky:

                          
> DIAGRAMM <

W: Ke1 Dd1 Ta1h1 Lb3e3 Sc3d4 a2b2c2e5f2g2h2
S: Kg8 Dd8 Ta8f8 Lc8g7 Sa5e8 a7b7d7e7f7g6h7      waz

Wir  befinden uns im 10.Zug der Begegnung und Fischer  schlug  mit
seinem Läufer auf f7 ein und bot Schach.   
  10.Lxf7+ !!

Der 5Mhz MM IV brauchte seinerzeit 26 Minuten für die Lösung.
Ein  auf  20  Mhz laufender MM IV  bräuchte  also  6  Minuten,  30
Sekunden."   All  dies als stehender Vortrag exklusiv  für  meinen
Nachbar.  Wir  gaben die Stellung ein und ich  interpretierte  das
Ergebnis.
"Nimmt  man nun die Lösezeiten des Mega IV dazu,  so  ergibt  sich
folgendes Bild:

          MM IV  5 Mhz:       26'
          MM IV 20 MHz:      6'30"

        Mega  4 20 MHz:    5'45"
        Mega  3   "   :           9"
        Mega  2   "   :          24'41"
        Mega  1   "   :          21"

Das   Verhalten   zeigt   deutlich  wie   wichtig   manchmal   die
Vorgehensweise  eines Programmes für die Lösezeiten einer  Aufgabe ist.

Dies ist der Hauptgrund,  warum ich gegen das stupide Eingeben von
Stellungen  als  Spielstärkeaussage bin.  Man  muß  sich  wirklich
fragen,  ob  die vielfach von den Lesern sehr hoch  eingeschätzten
RECHENDUELLE  überhaupt  relevant für das  Spielverhalten  in  der
Partie,  und damit für die Gesamtspielstärke sind! Bei der von mir
gewählten Stellung ist der Schlüsselzug ein Schachschlagzug,  wird
also garantiert vom Mega 3 sofort betrachtet.  Der Mega 1  braucht
etwas länger, weil er neben den sinnvollen Varianten zusätzlich ja
auch noch die unsinnigen verfolgt.  Am schlechtesten scheidet  der
Mega 2 ab.  Er kann den Zug genausoschlecht erkennen, wie der Mega 4, muß zusätzlich jedoch all die unsinnigen, jedoch kein Material
einbüßenden Züge weit verfolgen!  Unnütze Zeit. In diesem Beispiel
so extrem,  daß er beinah das TurboKit verheizt,  d.h.  so langsam
wird, wie ein MM IV mit 5 Mhz."

Mittlerweile  hatte mein Nachbar sich etwas zu trinken  geholt  und
schwitzte auch nicht mehr so arg. Ich empfahl trotzdem die Fenster
zu öffnen und meine Vortrag ging weiter, in gehobenem didaktischem
Tone,   vielleicht   die  Rache  der  schwächlichen  Kreatur   dem
Muskelpaket gegenüber welches seine Verkörperung in meinem Nachbar fand.

"Kennen wir den Schlüsselzug,  haben wir etwas  Schachverständnis,
so hätten wir das Ergebnis also vorhersagen können! Uns wäre durch
gezielte Einstellung des Mega 3 also viel Zeit erspart geblieben.

Allein  dieses  Beispiel  verdeutlicht die  Möglichkeiten  in  der
Nutzung des Mega IV.  Wer geschickt einstellt, in einer Partie als
auch bei aufgesetzter Stellung, der kann eine Menge an Spielstärke
herauskitzeln!  Vielfalt  in der Nutzung,  mehr  Spielfreude  beim
Benutzer,  jedoch  mehr  Arbeitsaufwand beim Tester  und  manchmal
Ärger über die verpatzte Einstellung beim Besitzer."

Puh, jetzt gingen mir langsam die Worte aus. Ich sah, er knabberte
schon  an seinen Fingernägeln.  Mit einer Stellung konnte ich  ihn
nicht mehr hinhalten. Jetzt wollte er die Partien sehen. Er wollte
meinen Leo verlieren sehen. Er wollte mich verlieren sehen.
"Fangen  wir  eine  Partie an?" "Von mir aus  kann  es  losgehen!"
"Zuppi?  Welche  Einstellung nehme ich jetzt am besten?"  Unschuld
starrte aus seinen Augen und ich heuchelte Objektivität:
"Den Mega 4 !  Erst mal die Grundeinstellung!  Die Entwickler  bei
H+G haben sich dabei ja schließlich etwas gedacht sonst hätten sie
eine andere Zusammenstellung als Grundeinstellung gewählt,  oder?"
mutmaßte ich für meinen Nachbarn. "Kann sein!"

Und  wir  wagten  den Schuß ins Blaue.  Damit  nichts  dem  Zufall
überlassen   bliebe,   wählten  wir  eine  sehr   ausgiebig   hohe
Spielstufe nämlich für eine Partie a 40 Züge 2h30' !
Damit  hoffte  ich  insgeheim die Partienanzahl  auf  ein  Minimum
beschränken  zu können,  dann wäre der Untergang meines  Leonardos kein so schlimmer gewesen.

Und es kam was kommen mußte, die erste Partie:

1.Partie Mega 4 (20MHz):Analyst (8 MHz)

   1. e2-e4            e7-e5
   2. Sg1-f3           Sg8-f6
   3. Sf3xe5           d7-d6
   4. Se5-f3           Sf6xe4
   5. d2-d4            d6-d5
   6. Lf1-d3           Sb8-c6
   7. O-O              Lf8-e7
   8. c2-c4            Se4-f6
Und  der Mega 4 mußte rechnen und bringt zugleich meinen  Leo  aus
der Bibliothek der Sc3 erwartet hatte.
   9. Lc1-e3"          d5xc4"
  10. Ld3xc4           O-O
  11. Sf3-e5           Sc6xe5
  12. d4xe5            Sf6-g4
  13. Le3-d4         Eine   wirklich  geometrische  Stellung   der
weißen Läufer. Aber den Analyst stört das nicht.
                                 c7-c5
  14. Ld4-c3           Dd8xd1
  15. Tf1xd1           Lc8-f5
  16. h2-h3            Sg4-h6
  17. Sb1-a3           Lf5-e4
  18. Sa3-b5           Sh6-f5
  19. e5-e6               f7-f6
  20. Td1-d7           Mein  Nachbar rutschte freudig  auf  seinem
Sofa  hin und her.  Bei der Stellung kein  Wunder.  Mein  Leonardo
blieb gelassener als ich, er fühlte sich lediglich mit 0,33 Bauern
im Nachteil.
                                 a7-a6
  21. Sb5-a3           Tf8-e8
  22. Ta1-d1           g7-g6
  23. Lc4-b3           Ta8-b8
  24. f2-f4               Le4-c6
Achtung! Jetzt wird es umständlich!
  25. Sa3-c2           b7-b5
  26. Td7-c7 Na ob der Turm da wieder herauskommt?
                       Lc6-e4
  27. Td1-e1           Le4-b7
  28. a2-a3            c5-c4
  29. Lb3-a2  Das Blatt hatte sich gedreht. Leise legt der  Analyst
die weißen Figuren lahm.
                               Le7-d8
  30. Tc7-d7           Lb7-c8
  31. Td7xd8 Denn T7d1 ist auch nicht besser!
                               Te8xd8
  32. Lc3xf6           Td8-d2
Diese Partie hat auch wirklich alles!
  33. Sc2-e3           Sf5xe3
  34. Te1xe3           Lc8-b7
  35. a3-a4  Hm! Weiß hat nichts mehr!
                       Td2xg2+
  36. Kg1-f1           Tb8-e8
  37. a4xb5            a6xb5
  38. h3-h4   Mein    Nachbar    blätterte    zornig    in     der
Bedienungsanleitung. Plante er das nächste Attentat?
                       Tg2-h2
     und mein Nachbar gab auf!

Sie können sich vorstellen,  wie wohl mir zumute war.  Als  Tester
kam mir das ganze jedoch holländisch vor!  Wie konnte das einem so
starken Programm, wie der Mega IV gepriesen wurde, denn passieren?

Sofort  stellte  mein Nachbar die Figuren für die  nächste  Partie
auf,  welche  glücklich Remis für den Mega 4 wurde.  Es war  schon
spät,  der Mega hatte bislang nichts geboten was uns entzückte, da
passierte in der 3.Partie folgendes:

3.Partie Mega 4:Analyst (8 MHz)

                          
> DIAGRAMM <

W: Kd2 Ta1e1 Sd4 a2b2e5g2h2
S: Kb7 Tc5e8 La6 c7c6f7g7h7     WAZ

  24. Sd4-f3           Te8-d8+
  25. Kd2-e3           Td8-d3+
  26. Ke3-e4           Tc5-c2
  27. Sf3-g5           Tc2xg2
  28. Sg5xf7           Tg2xb2
  29. e5-e6            Tb2-b4+
  30. Ke4-f5           Td3-h3
  31. Sf7-g5           La6-d3+
  32. Kf5-e5           Th3-h5
  33. Te1-g1           Ld3-g6
  34. Ta1-e1           Tb4-b5+
  35. Ke5-f4           Tb5-f5+
  36. Kf4-e3           Tf5xg5
  37. Tg1xg5           Th5xg5
  38. Ke3-f2           Kb7-c8
  39. a2-a3            Tg5-b5
  40. Te1-e3           Kc8-d8
  41. e6-e7+           Kd8-d7
  Aufgabe Weiß!
Und auf einmal hatte mein Nachbar keine Lust mehr.
Damit stand es nach 3 Partien 2,5:0,5 für meinen Analyst!
Wutentbrannt schmiß er mich hinaus,  drohte jedoch damit,  sich am
nächsten  Tage  mit dem Mega 3 zu rächen!  Der würde  Schlag-  und
Schachfolgen  schließlich tiefer berechnen und nicht  so  peinlich
untergehen wie in der letzten Partie. Diese Nacht träumte ich ganz
gut.

Ein anderer Tag.

Wir  beschlossen  dieselben Eröffnungen  vorzugeben,  wie  in  den
ersten 3 Partien um das auftretende unterschiedliche Verhalten mit
den anderen Programmversionen besser beobachten zu können.
Während wir alles einstellten meinte ich ganz belehrend:
"Es  ist  klar,  daß  das Zuschalten einer  Funktion ein  Programm
langsamer macht,  so ist denn auch der Mega 4 am schnellsten, will
sagen er rechnet am tiefsten.  Bei Spielen auf Turnierstufe  kommt
das  Programm im Mittelspiel immerhin 8  Halbzüge  tief,  manchmal
sogar 9 und im Endspiel bedeutend mehr. Damit zeigt sich auch eine
softwaremäßige Geschwindigkeitserhöhung gegenüber dem MM  IV,  dem Vorgänger,  der auch mit schnellem Turbokit nie so tief  kam,  wie
der Mega 4."

4.Partie Mega 3 (20 Mhz):Analyst (8 Mhz)

   1. e2-e4            e7-e5
   2. Sg1-f3           Sg8-f6
   3. Sf3xe5           d7-d6
   4. Se5-f3           Sf6xe4
   5. d2-d4            d6-d5
   6. Lf1-d3           Sb8-c6
   7. O-O              Lf8-e7
   8. c2-c4            Se4-f6
   9. Lc1-e3"          d5xc4"
  10. Ld3xc4           O-O
  11. Sf3-e5           Sc6xe5
  12. d4xe5            Sf6-g4
  13. Le3-f4 Mit  diesem Zug wich der Mega 3 vom Pfad des  Mega  4
ab, was die ganze Partie in andere Bahnen lenkt.
                             Dd8xd1
  14. Tf1xd1           Lc8-e6
  15. Lc4-e2         Stand der Mega 4 zu dieser Zeit noch  besser,
so ist es hier der Analyst. Dieser Weg war also nicht besser.
                                f7-f6
  16. e5xf6            Le7xf6
  17. Le2xg4           Le6xg4
  18. Td1-d2           Ta8-e8
  19. Sb1-a3           c7-c6
  20. Lf4-d6           Tf8-f7
  21. Ta1-f1           Tf7-d7
  22. b2-b3            Te8-e2
Schon hier ist alles zusammengebrochen.
  23. Tf1-d1           Lf6-c3
  24. Td2-d3           Lg4-f5 Schön!
  25. Td3-e3           Te2xa2
  26. Sa3-c4           Lf5-c2
  27. Te3-e8+          Kg8-f7
  28. Te8-f8+          Kf7-g6
  29. Td1-c1           Lc2xb3
  30. Tf8-f3           Lb3xc4
  31. Tf3-g3+          Kg6-f7
  32. Tg3xc3           Td7xd6
  33. Tc3xc4           a7-a5
Und wieder schob mein Nachbar seine Figuren zusammen!

"Der  Mega 3 rechnet im Schnitt einen Halbzug weniger tief"  sagte
ich, damit  die Stille nicht so erdrückend war.Der  Vollständigkeit
halber hier noch ein Auszug der 6.Partie:

6.Partie Mega 3 (20 Mhz):Analyst (8 Mhz)

Wieder läßt sich der Mega in ein Mattnetz verstricken.

W:Kd2 Ta1c1 Sf7 a4b4f2g2h2
S:Kb6 Te2h8 Lc4 c7c6d5g7h7    WAZ

                         
  > DIAGRAMM <

  24. Kd2-c3           Th8-f8
  25. Sf7-g5           Tf8xf2
  26. a4-a5+           Kb6-b5
  27. Tc1-d1           c6-c5
  28. b4xc5            Kb5xc5
  29. Td1-d2           Te2xd2
  30. Sg5-e6+          Kc5-d6
  31. Se6xc7           Tf2xg2

Der Rest ist auch Schweigen.

An  diesem  Tag  trennten wir uns mit dem  Ergebnis  5:1  für  den
Analyst.  Doch  mein Nachbar drohte nun die  Brute-Force  Elemente
zuzuschalten. Das  half  dann!  Der Mega 2 konnte dem  Analyst  die
erste Partie abnehmen.  Dies war die 7.Begegnung. Und mein Nachbar konnte plötzlich wieder hoffen, bekam ganz feuchte Hände und wuchs mindestens 5 Zentimeter.
Dann konnte der Mega 1 noch die 11.Partie gewinnen, die einzigen  2
Siege gegen den Analyst.  Von 12 Partien ist das sicherlich  nicht
super! Die 12.Partie möchte ich ihnen jedoch nicht vorenthalten:

12.Partie Mega 1 (20 MHz):Analyst (8Mhz)

Bis  zum  19.Zug war die Partie identisch mit  der  9.Partie,  die
Remis ausging. Dort hatte Mega 2 9.b4 gespielt.

W:Ke1 Dc2 Tc1h1 Sf3 a2b2e5f2g2h2
S:Ka7 De6 Td8h8 Lf8 c7c5d4f7g7h7     WAZ

                          
> DIAGRAMM <

Mega 1 jedoch spielte
  19. Dc2-a4    und es passierte
                               De6-g6
  20. Sf3-g5           h7-h6
  21. Da4-a5           Td8-b8
  22. Tc1xc5           Lf8xc5
  23. Da5xc5+          Ka7-b7
  24. Dc5-d5+          Kb7-c8
  25. Dd5-e4           Tb8xb2
  26. De4xg6           f7xg6
  27. Ke1-d1           h6xg5
  28. a2-a4            Tb2-a2
  29. h2-h3            La6-b7
  30. f2-f3            g5-g4
  31. Th1-f1           g4xf3
  32. g2xf3            Th8xh3

Mir  fehlen  da die Worte ganz.  Ich stelle mir  vor,  zu  welchen
Ergebnissen der Mega IV kommt, wenn er auf 5 Mhz läuft.

Insgesamt  stand es nach 12 Partien 8 zu 4 für den Analyst.Es  ist
zu  beachten,  daß hier ein TurboKit gegen einen normalen  Analyst
spielte.  Liefe  der Analyst auf 20 Mhz bekäme der Mega IV  keinen
Fuß auf die Erde.

Hier die Übersicht der gespielten Partien:

12 Turnierpartien (40 in 2,5 h) mit 3 Eröffnungen:
Leo ANALYST 8 MHz :  Grundprogramm Mega 4        2,5:0,5
                                      :   CON B                Mega 3        2,5:0,5
                                      :   BF                       Mega 2        1,5:1,5
                                      :   CON B + BF       Mega 1        1,5:1,5
                                                                       insgesamt:    8 : 4

Gewinnpartien Analyst: 1,3,4,6,8,12
                        Mega IV: 7,11
Remis waren               : 2,5,9,11

Fazit  meiner kleinen Auseinandersetzung mit diesem Gerät und  mit
meinem Nachbarn ist folgendes: Sicherlich kann man nach 12 Partien
gegen ein einziges Gerät nicht viel sagen.  Es mag auch sein,  daß
der  Mega IV ein wenig besser ist als der MM IV,  trotzdem ist  es
blamabel  was dieser Neuling hier gegen den Analyst  spielte.  Das
gibt  zu bedenken.  Sicherlich werden wir bald mehr  wissen.  Aber
eines kann ich mit Sicherheit sagen:

Auf  keinen  Fall sollte jetzt wieder  eine  überstürzte  Euphorie
auftreten und den ersten Testergebnissen von Herrn  Louwmann,  der
uns  ja schon damals mit dem Rebell übel  mitspielte,  so  einfach
glauben geschenkt werden.  Ich persönlich will nicht glauben,  daß
mein  Analyst  8 Mhz gegen einen Mega IV 5 Mhz  in  Turnierpartien
17,5:14,5 verlieren würde.  Stimmte das, so müßte man folgern, daß
die  Geschwindigkeitserhöhung  den  Mega IV  eher  noch  schwächer
spielen  läßt,  als das diese ihn stärker macht.  Dies  ist  keine reine  Utopie.  In  der  Tat  kann  ein  Programm  durch  tieferes Eindringen in den Suchbaum nicht nur passiver spielen,  nein,  man muß  auch bedenken,  daß mit zunehmender Tiefe das  Programm  sich immer  mehr von der Realität entfernt.  Bewertungsalgorithmen  die bei 6 Halbzügen funktionierten können zu verzerrenden Effekten  in Stellungen  der  8. oder 9 Halbzugebene  führen.  Sie  gaukeln  dem
Rechner  Gespenster am Horizont vor,  die oftmals starken  Einfluß
auf  das  ganze  Spiel der Rechner  haben.  Nur  bei  Brute-Force-
Programmen ist dies nicht so kraß. Bei ihnen ist eine Vertiefung im
Suchbaum einhergehend mit einer Spielstärkeverbesserung.  Bei  den
Halb-  oder  Ganzselektiven besteht immer  ein  Risiko,  daß  eine
Geschwindigkeitserhöhung die eine Rechenvertiefung  gewährleistet,
das Programm in seiner Spielweise negativ verändert.  

Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, wenn ich den Mega IV
zu  schlecht  eingeschätzt habe und die Zeit  der  Testerfahrungen
neue  Argumente  bereitstellt.   Aber  es  darf  auf  keinen  Fall
passieren,  daß Kunden sich geprellt vorkommen, weil sie auf einen
überschwenglichen  Testbericht hin ein Gerät  gekauft  haben,  das
sich im Endeffekt als gar nicht so spielstark  herausstellte.  Das
gefällt  weder  den Kunden und den Firmen  nur  kurzfristig,  denn
dieser unzufriedene und geprellte Kunde kauft sein nächstes  Gerät
bei  der  Konkurrenz,  und  auch  der  Tester  dürfte  einiges  an
Glaubwürdigkeit  einbüßen.  Mein Nachbar jedenfalls ist sauer  (er
hatte sich damals auch einen Rebell gekauft!).  Passen sie  lieber
auf, daß es ihnen nicht genauso ergeht.


Ein bißchen mehr Skepsis bitte.


für  CSS 3/89

MIT DEM "WELTMEISTER" TRAINIERT !

von
IM Bernd Kohlweyer
und Thorsten Czub







Sehr oft passiert es dir als Schachcomputertester,  daß du  Besuch
von  Vereinskameraden  erhältst,  die sich  an  einem  gemütlichen
Nachmittage  bei Plausch und Kaffee und Kuchen über die  Mysterien
des  Computerschachs  informieren wollen,  oder ,  wenn  sie  dich
selbst  besuchen (sowas soll ja auch vorkommen!) ,  zumindest  mal
schnell  ein  paar Partien gegen  meine  Computer  spielen.  Dabei
trifft man schon auf die unterschiedlichsten Charaktere. Die einen
wollen  meine Computer immer "abziehen" und eben verlieren  sehen,
andere sind immer krank,  haben Kopfweh und glauben nicht an einen
"Endsieg" der Schachcomputer auf dem  Weltmeisterthron,  verlieren
aber fast ausnahmslos gegen alle meine Computer,  was sie dann mit
den farbenfrohsten Erklärungen abtun.
Einer jedoch ist unter meinen Freunden, dessen Verhalten mich ganz
und gar aus der Ruhe bringt,  weil er stets jeden meiner  Computer
geschlagen   hat,   und   dies  mit  einer   ihm   eigenen   Ruhe,
Bescheidenheit und Wortknappheit.  Keine Prahlerei. Fast mitleidig
schaute  er mich an,  hielt mein neuestes Produkt  seinen  Künsten
nicht stand. Dies ist
Bernd Kohlweyer.

So war ich denn erfreut, als er mich vor einiger Zeit ansprach, ob
ich  denn  keinen Computer für ihn hätte,  damit er sich  auf  ein
bevorstehendes  Turnier  vorbereiten könne.  Er suche  eben  einen
allzeit  bereitstehenden  Gegner.   Na  klar,  ein  paar  schnelle
Telefonate mit
Hegener+Glaser, wie immer hilfsbereit und mit einem
schnellen  Paketdienst  ausgestattet,  und  ich  brachte  ihm  den
besten: den Weltmeister 1988, der
Mephisto Almeria 16 Bit.

Was er mit diesem anfing,  sehen sie selbst (In Anführungszeichen
der O-Ton Kohlweyers, falls erforderlich noch meine Anmerkungen) in
einer kleinen Auswahl von Partien:


1.Partie:
(Blitzschach: 1h)
Bernd Kohlweyer: Mephisto Almeria 16Bit

   1. d4  
"Wie dieser Bauer sicher nicht geahnt hat, steht ihm in dieser
Partie noch eine rosige Zukunft bevor."
               d5
   2. Sf3      Sf6
   3. c4       c6
   4. Sc3      e6
   5. Lg5      h6
"Beliebter ist Botwinniks Variante,  die nach 5...dxc 6.e4 b5 7.e5
h6 entsteht. Natürlich hat Mephisto das auch in seinem Repertoire,
aber er ist in seinen Eröffnungen ja sehr flexibel."
Womit  Bernd  den Nagel auf den Kopf getroffen  hat.  Der  Almeria
spielt nahezu alles.  Warum auch nicht.  Er ist ja Weltmeister, da
kann man sich Lässigkeit leisten.
   6. Lxf6     Dxf6
   7. g3   
"Hier beginnt also die Partie für den Computer,  der wohl nur  mit
dem gebräuchlicheren 7.e3 oder 7.Db3 vertraut ist."  Genau!

               Le7"
"Dieser  neue  Zug  versperrt der Dame den  Rückzug  nach  d8  und
Schwarz muß des öfteren, wie auch die Partie zeigt, aufpassen, daß
seine Dame nicht in Gefahr gerät. Normal ist hier 7...Sd7."
Den Almeria scheint das jedoch nicht zu kümmern,  er bewertet  die
Stellung mit 0,00 ! Was sagt ihr Computer?
   8. Lg2      Sd7
   9. O-O   
                          
   DIAGRAMM
               O-O
"Hier  verpaßt Schwarz die Möglichkeit mit 9.dxc4 10.e3 e5  seinen
Läufer  c8 zu befreien.  Ohnehin erstaunlich,  daß  Schwarz  nicht
schon  längst auf c4 zugeschnappt hat.  Computer nehmen  ja  jeden
Bauern, oder?"
Tja Bernd,  ich nehme deine Frage als Provokation,  denn du siehst
ja,  der Almeria tat es nicht, obschon er es kurzzeitig erwog. Was
hätten  die  Geräte unserer Leser auf deine  Frage  zu  entgegnen?
Wieviele  Schachcomputer spielen hier wirklich  dxc?  Der  Almeria
bewertet das ganze jedenfalls -0,12 gegen sich.
  10. Db3      Sb6
"Auch  hier  hätte  ich eher 10...dxc  11.Dc4  e5  erwartet."  Der
Almeria  spielt  eben  sehr  weltmeisterlich,  eben  anders.  Sein
Erfolgsrezept?
  11. c5       Sc4 und der Almeria fühlt sich nun leicht in Vorteil.
  12. e4       Td8 ?!
                            
DIAGRAMM

"Erst  dieser  Zug ist zu kritisieren.  Schwarz  sollte  versuchen
durch  12...b6 die Einengung seines Damenflügels zu  sprengen  und
eventuell  seinen  Läufer nach a6 entwickeln.  Der Läufer  c8  ist
ohnehin  das  Problem der ganzen  Eröffnungsvariante  und  Schwarz
sollte seinen Spielplan danach ausrichten, ihn zu befreien."
Bernd,  hast  du  den Almeria bestochen,  oder  an  dieser  Stelle
gemogelt ? Mein Almeria spielt hier nämlich korrekt b6 !

Liebe Almeria-Besitzer/Leser,  ein Rätsel für sie: Wie muß man den
Almeria einstellen damit er 12.Td8 produziert, ausspuckt ?

Nein-  Spaß  beiseite!  Hier liegt nämlich kein  Betrug  oder  gar
verschiedene   Programmversionen  vor.  
Verantwortlich  für die merkwürdigsten Effekte beim neuen  Almeria
sind    die   neuen   Hash-Tables.    Ein   Verfahren    um    den
Zuggenerierungsvorgang zu beschleunigen,  bei welchem doppelt oder mehrfach  auftauchende Stellungen wiedererkannt  und,  nur  einmal
bewertet  werden  müssen,  was  Rechenzeit  spart.  Beim  Mephisto
Almeria  werden  diese Tabellen nur beim Ausschalten  des  Gerätes
zwischengelöscht,  nicht  durch Zugzurücknahme wie  z.B.  bei  den
Fidelitys, was zur Folge hat, daß der Almeria scheinbar in manchen
Stellungen lernt.  Beispiel:  Sie geben ihm eine Stellung ein,  er löst  sie nicht.  Sie nehmen den falschen Zug zurück.  Lassen  ihn nochmals rechnen.  Doch nun sind die Tabellen ja bereits  gefüllt. Er kommt schneller tiefer,  findet den Lösezug  (vielleicht).

Damit ein  Schreck für jeden Schachcomputertester:
Der  Almeria  liefert keine 100  %ig  reproduzierbaren  Ergebnisse
mehr!  Also keine Panik wenn ihr Gerät den einen oder anderen  Zug
nicht ausspielt.

   13. Dc2      Dg6?

"Hiernach kann Schwarz nicht mehr auf Ausgleich hoffen. Vielleicht
hatte  er Angst vor dem Doppelbauern der z.B.  nach 13...b6  14.b3
Sa5 15.e5 Df5 16.Df5 exf5 entsteht,  wonach Schwarz aber annehmbar steht.  Nach  dem Textzug liegt die Bedrohung der Dame  durch  Se5 nach vorherigem b3 in der Luft."
Mit  dem letzten Ast des 3.Halbzuges verwirft den Zug  b6.  Warum?
Nun,  er hat Angst vor 13...b6 14.e5 Dg6 15.Dxg6 fxg und der  böse
Doppelbauer steht auf der g- nicht auf der f-Linie. Deshalb würden
auch  andere Computer den Zug spielen,  oder? 
  14. b3      dxe4
"Vielleicht ist 14...Sa3 etwas besser. Z.B. 15.Db2 Sb5 (15...dxe4?
16.Se5  gewinnt) 16.Sxb5 cxb5 17.b4 nebst 18.a4 oder 18.exd5  exd5
19.Te1 mit klarem weißen Vorteil." Almeria sagt +0,18.
  15. Sxe4     Sa3
  16. De2      Dh5   Große  Ratlosigkeit   beim   Almeria.   Seine
Hauptvariante schwankt mehrmals zwischen Df5/Sb5
  17. Tfd1     b6
"Nach diesem Zug erlangt Weiß forciert eine  Gewinnstellung.  Aber
der    weiße    Vorteil,     begründet    durch    die     bessere
Leichtfigurenstellung (siehe Lc8) nahm auch schon Gestalt an."
Schon etwas zaghafter bewertet Almeria das Ganze mit +0,09.

  18. Db2 
Das  zog  Almeria nicht in Erwägung.  Er  rechnete  mit Tac1.
                    Sb5
  19. a4       Sc7
Der Almeria las die letzten Zeilen Bernds wohl auch,  er  bewertet
sich jetzt auch mit -0,15. Und schauen sie selbst:

                          
   DIAGRAMM

  20. Se5      Lb7   -0,63 sagt der Almeria nun.

"20...Ld7  ändert nichts,  z.B.  21.g4 Dh4 22.Td3 Lf8  23.Th3  De7
24.Sd6  mit Doppeldrohung auf c6 und f7.  Auf 24...f6 folgt  sogar
25.Sg6 mit Damenfang."

  21. g4       Dh4 -0,93
  22. Td3      Lf8  "Um der Dame ein Rückzugsfeld zu geben."
  23. Th3      De7
  24. Sd6 
                           
  DIAGRAMM

               Txd6

"Die einzige Chance den Kampf weiter zu führen."
  25. cxd6     Dxd6
"Es  scheint  als  habe  Schwarz den  Angriff  abgewehrt  und  mit
Springer+Bauer gegen Turm,  dazu noch Läuferpaar,  schwacher Bauer d4  und  gutes  Springerfeld  d5  Kompensation  für  die   geringe Materialeinbuße.  Doch  Weiß  ist imstande  weiter  Initiative  zu entfalten."
  26. g5       f6
"26...hxg5  war  natürlich wegen 27.Th8+ Kh8  28.Sxf7+  unmöglich.
Doch nun wird die schwarze Königsstellung empfindlich geschwächt."
  27. gxf6     gxf6
  28. Tg3+     Lg7
  29. Sc4      Df4
"Beachtung  verdient das sichere 29...Dd7 wonach  die  technischen
Schwierigkeiten  für Weiß nicht zu unterschätzen sind." Zu  seiner
Ehrenrettung: der Almeria spielt bei längerer Bedenkzeit Dd7. Aber
hier war er eben schon in Zeitnot.

  30. Te1
"Mit der Drohung 31.Te4 nebst Sd6 oder Teg4."

                       f5
  31. Tee3 
"Sofort  31.d5 mit Mattdrohung auf g7 geht wegen  31...Dg3  32.hxg
Lxb2 nach hinten los."

                       Kh7
  32. Txg7+    Kxg7

                            
DIAGRAMM

"Nach 32 Zügen ausharren setzt der Bauer seinen Siegeszug fort."
  33. d5+      Kh7
  34. d6       Sd5
  35. Tg3      Tg8
  36. d7       Dc7
  37. Se5  
                           
  DIAGRAMM
               c5 ??

"Mephisto erkennt die Drohung nicht, was sicher nur auf die knappe
Bedenkzeit zurückzuführen ist.
Erst in der Analyse habe ich entdeckt,  daß Schwarz sich hier noch
mit  37...Dd8  !   verteidigen  kann,  was  die  Partie  in  ihrer
Folgerichtigkeit  des  weißen Spiels natürlich  völlig  entstellt.
Meine  Enttäuschung war groß als ich trotz aller Mühe hier  keinen
Gewinn,   geschweige   denn   einen  klaren   Vorteil   für   Weiß
herausanalysieren konnte. Man sehe:

  37...Dd8! und

a)          38.Tg6? Txg6 39.Sf7 Dg8 40.d8D  und Matt in 5, nämlich
            Txg2+ 41.Kf1 Tg1+ 42.Ke2 Dg4+ 43.Kd3 La6+ 44.Kc2  Dd1#

b)          38.Txg8 Kxg8 39.Sg6 Kf7 40.Dh8 Dxh8 41.Sxh8 Ke7  geht
             auch nicht.

c)          38.Lxd5!  exd5!  39.Sf7 Dxd7 40.Df6 Txg3+ 41.hxg  De8!
            42.Dxh6+  Kg8  43.Sg5  De7  44.Dg6+  Dg7  45.De6+  Kh8
             (45...Kf8!?)  46.De8+  Dg8 47.De5+  Dg7  48.Db8+  Dg8
             49.Dxb7 Dxg5 50.Dxc6 mit etwas besseren  Chancen  für
             Weiß im Damenendspiel."

Nun  sind  wieder unsere Leser gefragt!  Kann sich  Schwarz  durch
37...Dd8!  retten  ?  Wenn ja,  wieviel Zeit haben Sie,  oder  ihr
Schachcomputer für diesen Zug gebraucht?  Schauen Sie sich  Bernds
Untervarianten genau an.  Gibt es keine Widerlegung? (Ich verrate
nicht zuviel,  wenn ich Sie mit der Nase z.B.  auf den 49.Zug  des
Abspiels c) hinweise! Was halten sie von 49.Dxb7)
Messen sie sich mit Bernd Kohlweyer.  Er wird sich diese  Stellung
vielleicht noch einmal mit Ihren Analysen betrachten müssen, oder?
 
Aber zurück zur Partie:
  38. Txg8     Kxg8
  39. Sg6      Kf7
"Auf 39...Dxd7 gewinnt 40.Dh8+ Kf7 41.Se5+ die Dame."
  40. Dh8      Kxg6
  41. Dg8+     Kf6
  42. d8/D+    1:0


Es sollte nicht die einzige Gewinnpartie Bernds sein.  Aber  Bernd
ging es ja auch nicht ums Gewinnen, sondern darum, zu trainieren.
Hier noch ein paar Highlights:


2.Partie:
(Blitzschach: 1h)
Mephisto Almeria 16Bit:Bernd Kohlweyer

   1. d4       Sf6
   2. c4       e6
   3. Sc3      Lb4
   4. e3       c5
   5. Ld3      Sc6
   6. Sf3      Lxc3+
   7. bxc3     d6
   8. e4       e5
   9. d5"
Und der Almeria muß das erste mal grübeln.
               Se7
  10. O-O      h6
  11. Le3
Hier erwartet der Almeria die kurze Rochade.  Aber Bernd hat einen
ganz anderen Plan, wenn sie das sehen, sie glauben es nicht.
         
               g5!
  12. Db3      Sg6
  13. Db5+     Dd7
  14. Tab1 
Er greift am Königsflügel an,  nicht ohne seinen König vorher  zum
anderen Flügel in "Sicherheit" gebracht zu haben.  Bei des  Weißen
sich an der b-Linie versammelnden Schwerfiguren bestimmt kein  für
Schachcomputer nachzuempfindender Plan.
               Kd8!
  15. a4       Dc7
  16. Tfe1     Tb8
  17. Db3      Ld7
  18. Tb2      Sh5
  19. Teb1     Kc8!
Der  König  greift  sogar noch in  die  Verteidigung  des  fremden
Flügels ein.
  20. g3       Sg7
  21. Ta1      a5
  22. Dc2      b6
  23. Db1      Kb7! Das Wandern...
  24. Ta3      Ka7  ist des Königs Lust.
  25. Se1      Thf8
  26. h4       gxh4 Nun ist Bernd am Schuß!
  27. Lxh6     Tg8
  28. Sg2      Dd8
  29. Dc2      De7
  30. Ta1      hxg3
  31. fxg3     Sh5
  32. Df2      Th8
  33. Le3      Lh3
  34. Tf1      f6
  35. Le2      Tbf8 Das Ganze wirkt wirklich wie ein Flügeltanz.
  36. Lxh5     Txh5
  37. Tfb1     Tb8
  38. Df3      Dh7
                           
  DIAGRAMM

  39. Dxf6 ??
Aber Herr Weltmeister! Nicht so gefräßig!
Doch was bliebe noch anderes bei mehr Rechenzeit?  Selbst nach  g4
zeigt  sich:  der Schwarze hat den besseren  Angriff  geführt!  So
aber:
               Lxg2
  40. Kxg2     Th2+
  41. Kg1      Th1+
  42. Kf2      Txb1
  43. Txb1     Tf8
  44. Dxf8     Dh2+
  45. Kf3      Sxf8
  und 0:1



3.Partie:
(Blitzschach: 1h)
Bernd Kohlweyer: Mephisto Almeria 16Bit

   1. d4       Sf6
   2. c4       g6
   3. Sc3      d5
   4. Sf3      Lg7
   5. cxd5     Sxd5
   6. Ld2      Lf5"
   7. Db3      Sxc3
   8. Lxc3     b6
   9. e3       O-O
  10. Lc4      e6
  11. O-O-O   Uff!  Schon wieder unterschiedliche Rochaden! Wieder
Flügelattacken ?
               a5
  12. d5       a4
  13. Da3      Dc8
  14. Lxg7     Kxg7
  15. Dc3+     Kg8
  16. Se5      a3
  17. g4       Le4
  18. dxe6     axb2+
  19. Dxb2     fxe6
  20. Sd7      Sxd7
  21. Lxe6+    Tf7
  22. Txd7     Dxd7
  23. Lxd7     Txd7
  24. Td1      Txd1+
  25. Kxd1    Nach  diesem  Abtauschgemetzel nun der  letzte  Rest
einer überlegenen Spielführung des Weißen.
               Ld5
  26. De5      c6
  27. e4       Lxa2
  28. Dc7      Le6
  29. f3       Ta1+
  30. Ke2      Ta2+
  31. Ke3      b5
  32. Dxc6     Lc4
  33. Kd4      Td2+
  34. Ke5      Td3
  35. f4       Kg7
  36. Db7+     Kg8
  37. Kf6     Jetzt wird es eng in der Ecke.
               Td6+
  38. Kg5      Te6
  39. Kh6      Kf8
  40. Db8+     Te8
  41. Dd6+     Te7
  42. f5       gxf5
  43. gxf5     Ke8
  44. e5       Td7
  45. Dc6      Kd8
  46. e6       Td2
  47. Kg7      Lxe6
  48. fxe6     1:0


4.Partie:
(Blitzschach: 20')
Bernd Kohlweyer: Mephisto Almeria 16Bit

   1. d4       Sf6
   2. Lg5      e6
   3. e4       h6
   4. Lxf6     Dxf6
   5. Sf3      d5
   6. Sbd2     Dd8
   7. Ld3      Le7
   8. De2      O-O
   9. O-O-O        Bernd liebt es, man sieht es.
               Sc6
  10. c3       a5    Konsequent ist der Almeria ja.
  11. h4       a4    Finden Sie nicht auch?
  12. e5       a3    Oder?
  13. b3       Sb8
  14. Lc2          Nun kommt Bernd mit dem vorbereiteten Matt.
               c5
  15. Dd3          Dessen Drohung
               g6
  16. h5           Wird dieser Angriff sich durchsetzen, wenn ...
               c4
  17. bxc4     Db6   ... wenn Schwarz dafür nach b2 schielt?
  18. Tde1!          Bernd  stört  sich  nicht  an  der  Dame,  im
Gegenteil. Der Punkt b2 ist meistens vergiftet.
               Db2+
  19. Kd1      Da1+
  20. Ke2      Dxa2
  21. hxg6     f5
  22. Ta1      Db2
  23. Thb1     dxc4
  24. Sxc4     Dxb1
  25. Lxb1     1:0

5.Partie:
(Turnierschach: 40 in 120)
Mephisto Almeria 16Bit:Bernd Kohlweyer

   1. c4       Sf6
   2. d4       e6
   3. Sc3      Lb4
   4. e3       c5
   5. Sge2     cxd4
   6. exd4     d5
   7. c5       Se4
   8. a3"      Sxc3
   9. Sxc3     Lxc3+
  10. bxc3     O-O
  11. Lf4      b6
  12. cxb6     axb6
  13. Ld3      La6
  14. O-O      Lxd3
  15. Dxd3     Sc6
  16. a4       Sa5
  17. Dg3     Der Almeria im Sturm.
               Sc4
  18. h3       Dd7
  19. Tab1     Txa4
  20. Lh6      f6
  21. Lf4      Te8
  22. Tfe1     Ta3
  23. Te2      b5
  24. Lc1      Ta6
  25. Lf4      Te7
  26. Tbe1     De8
  27. Dd3      Ta3
  28. Lc1      Ta1
  29. Lf4      Da8
  30. Dg3      Da6
  31. Kf1      Txe1+
  32. Txe1     e5
  33. Df3      Dd6
  34. dxe5     fxe5
  35. Lg5      Tf7
  36. Dg3      b4
  37. Tb1      h6
  38. Lc1      bxc3
  39. Dxc3     Dc5
  40. Dg3      Kh7
  41. Kg1      Dd4
  42. Le3      Dd3
  43. Te1      d4
  44. Lf4      Dxg3
  45. Lxg3     d3
  46. Td1      d2
  47. Kf1      Se3+
  48. Ke2      Sxd1
  49. Kxd1     Kg6
  50. Kxd2     Kf5
  51. Kc3      Td7
  52. Kc2      Ke4
  53. Kc1      g5
  54. Kc2      h5
  55. Kc3      Td3+
  56. Kc2      Txg3
  57. fxg3     Ke3
  und  0:1


Nach all den Siegen, wie lautet das Fazit: was konnte Bernd daraus
"lernen", besser: wie konnte er vom Almeria profitieren ?

Nun,  lassen wir ihm auch diesmal selbst zu Wort kommen,  schreibt
er mir doch in einem Brief:

"Der  Computer  hat  sich für mich  als  Trainingspartner  optimal
bewährt.    Das    Open,    was   ich   kurz   darauf   in    Metz
(Frankreich)gespielt habe, war nämlich mein bisher größter Erfolg:
7 « Punkte aus 9,  ein 1.Platz zusammen mit Pia Cramling und Tony
Miles, 13500 Francs (4300 DM) Preisgeld. 2 IM-Skalps und einen GM-
Skalp  im gleichen Turnier.  Ich bedanke mich deshalb bei dir  und
der  Computerfirma,  daß ihr mir das Gerät  freundlicherweise  zur
Verfügung gestellt habt.

Für  mich  war das Training mit dem Mephisto  sehr  ergiebig.  Zum
einen  fehlt  mir ein allzeit  bereiter  Gegner,  das  heißt,  das
praxisnahe Training.  Dann eignet er sich gut dafür,  eine  meiner
Hauptschwäche auszumerzen,  nämlich das gewinnen von klar besseren Stellungen.  Von  der  Spielstärke kann er zwar  noch  nicht  ganz mithalten,  aber  man  darf  keine  Sekunde  leichtfertig  werden.
Gefährlich ist der Almeria in taktisch trickreichen Stellungen und
in  Stellungen mit lebhaftem Figurenspiel.  Schwäche zeigt  er  in
völlig geschlossenen Stellungen, sowie im Planspiel.
Materialismus wird man Computern nie abgewöhnen können,  aber auch mit  einigen  positionellen  Gesetzmäßigkeiten  wie  z.B.  starker
Doppelbauer, Prophylaxe usw. scheint er nicht vertraut.
Trotzdem war ich angenehm überrascht, daß der Mephisto Almeria mir wertvolle Dienste erweisen konnte."

Dem ist,  glaube ich,  nichts hinzuzufügen.
Danke Bernd, und weiterhin viel Erfolg.

P.S.:  Sag  bescheid wenn du gegen Kasparow  antreten  mußt,  dann
besorgen  wir  dir wieder einen  Schachcomputer,  vielleicht  dann
lieber  einen KASPAROV-CHESS-COMPUTER ?  Des  Kampfgeistes  wegen, oder?!

Die schwed. ELO-Liste und Hegener+Glaser:

2 Machtmonopole ?

von
Thorsten Czub



Im September 1986 - ja, es ist jetzt vier Jahre her - stellte
Jan Louwmann in der CSS 4/86 den REBELL vor, jenes 8-Bit-Modul von H+G, das in den Folgemonaten für soviel Verwirrung und Durch-
einander auf dem Schachcomputermarkt sorgte.
Man stritt sich über die vermeintliche Spielstärke des Rebells.
Ausgelöst wurde die Verwirrung durch den sehr positiven Testbericht Louwmanns und - was nicht unterschätzt werden darf  - den bald danach erscheinenden weiteren Testbericht des CSS-Testers
Bernd Schneider.

Dieser, in der
Dezember-Ausgabe erscheinende Artikel (CSS 6/86) erweckte erneut den Eindruck, ob gewollt oder aus stilistischen Motiven, das weiß man heute wohl nicht mehr zu sagen, der Rebell sei
zumindest so stark wie der größere Mephisto-Bruder, der Mephisto Amsterdam.

Da nun 2 Artikel in Folge, und dazu noch die Dezember Ausgabe, dem Leser ein solches Bild boten, griffen diese zu.
Sie kauften , kauften und... waren enttäuscht, denn die in das Gerät gesetzten Erwartungen konnten nicht gehalten werden.

Eine CSS-Ausgabe später (CSS 1/87) begann ich mit meinem 1.Artikel über ein großes, stattgefunden habendes Weihnachtsturnier. Einer der Teilnehmer des Turniers war auch der umstrittene Rebell, über den zu diesem Zeitpunkt zu lesen war, es gäbe mehrere Ver-
sionen davon.

Doch bei mir wurde der Kleine in die Schranken gewiesen, denn mir erschien er auch nicht so stark wie meinen Testerkollegen davor, und den Lesern.

Der Wirbel um den Rebell ließ erst nach, als H+G dessen Nachfolger präsentierte.

Im Oktober 1987, also knapp 3 Jahre her, stellte die CSS 5/87 , Bernd Schneider und ich, den MM IV vor, und ich prophezeite dem Kleinen eine große Karriere.

In der Tat: der MM IV hielt die Versprechen des Rebell ein und landete bald darauf überall auf einer Höhe mit dem Amsterdam. In der schwedischen ELO-Liste plazierte sich das spartanische Gerät auf den
4.Platz hinter dem großen Bruder, mit nur 13 Elo-Punkten Differenz:

schwed. ELO-Liste CSS 6/87:

1.Mephisto Dallas 68020 (12Mhz)              2107
2.                 Dallas 68000 (12Mhz)              2045
3.                 Amsterdam    (12Mhz)              1997
4.                 MM IV             (5 Mhz)              1984
...


Das war um so erstaunlicher, als daß der
MM IV damit mitten unter den 16 Bit-Computern von Mephisto und dessen Konkurrenten Fidelity landete.

Die Zeit floß dahin, neue Computer tummelten  sich mit saftigen Preisen auf dem Markt. Der MM IV hielt jedoch allen Konkurrenten stand.

Im Gegenteil:
Er überholte den Mephisto Amsterdam kurzfristig, als wolle er seine Vormachtstellung auf dem 4. Platz verteidigen.

H+G schob von oben immer neuere 16 und 32-Bit Module nach, um dem kecken Treiben des kleinen MM IVs ein Ende zu setzen, letztendlich mit Erfolg:

In der CSS 2/88 war der MMIV nur noch auf dem
8.Platz. Über ihm ROMA 32, ROMA 16, DALLAS 32, DALLAS 16 und der Amsterdam.

Aber... mittlerweile gab es Verstärkung für die 8-Bit-Pioniere.
Die schwäbische Hardware-Firma Schaetzle+Bsteh baute Turbo-Kits die die Rechengeschwindigkeit der kleinen 8-Bit-Prozessoren erhöhte, und von 5 auf 16 Megahertz (später sogar noch mehr) taktete.

CSS 2/88, schwed. ELO-LISTE:

1.Mephisto Roma 68020 (14 MHz)          2125
2.                 MM IV Turbo( 16 Mhz)         2121
3.                 Roma 68000  (12 Mhz)          2105
4.                 Dallas 68020 (12 Mhz)           2099
5...      

Das Zauberwort
"tuning" war in aller Munde, gelang es den trotz Tunings immer noch preisgünstigeren 8-Bit-Geräten doch tatsächlich, die Spitze zu erklimmen. Ein mit einem 16 Mhz-Turbo-Kit versehener
MM IV setzte sich
direkt hinter den amtierenden Schachcomputerwelt- meister, ROMA 68020 (14MHz), auf den 2.Platz.  Eine Sensation.

Damit bewiesen die 8-Biter, daß sie mit zu vergleichender Rechen- leistung
gleiche Spielstärke erzielen konnten. Das mußte H+G ein Dorn im Auge sein, war das Kombinat aus Turbo-Kit und MM IV doch wesentlich preisgünstiger als der teuer verkaufte ROMA 32 Bit.


Ausgabe für Ausgabe der CSS und der schwedischen ELO-Liste konnte man das
Unglaubliche selbst bestaunen, der getunte 8-Biter überholte den Weltmeister und setzte sich keck an die Spitze der schwedischen Liste.

schwed. ELO-Liste, CSS 3/88:

1.Mephisto MM IV Turbo (16MHz)          2103
2.                   Roma 68020  (14MHz)          2102
3.                   Dallas 68020  (12MHz)          2095
...

Ausgabe für Ausgabe. Und er baute seinen Vorsprung sogar noch aus.
Das Jahr 1988 war vorbei, der 16Mhz-MM IV führte die Liste an, man wartete gespannt auf das Einreihen der neuen WM-Geräte aus
Spanien: dem Mephisto Almeria und dem Fidelity Mach III.

In der Januar-Ausgabe (CSS 1/89) immer noch nichts neues.
Mittlerweile trennte den MM IV (16MHz) ganze 70 ELO-Punkte
vom ROMA 68020.


Spötter munkelten, der Almeria hätte es nicht leicht gegen den schnellen MM IV. Andere fragten sich, wie das weitergehen solle. Ob H+G das nun ewig mitansehen wollte.

Im April 1989, der CSS 2/89, also ein ganzes Jahr nach
Erscheinen des Turbo-Kits, platzte dann die Bombe:


Ganz lapidar erklärten die Schweden, man nähme ab sofort
nur noch serienmäßige Geräte in die Liste auf, keine getunten. Diese galten in Schweden als experimentell!


Man wird schwer ergründen können, was sich die Schweden dabei, oder die Werbe-Abteilung von H+G, dabei gedacht haben.
Jedenfalls verschwanden die Turbo-Kits von der Bildfläche, die Elo-Liste war endlich bereinigt und so, als zensierte Version, vollkommen H+G konform.

Die Firma Schätzle + Bsteh wurde durch diese Maßnahme überrascht und verschwand in der Vergessenheit.

Mittlerweile hatte der MM IV auch Konkurrenz von seinem eigenen Schöpfer, ED Schröder, bekommen. Der Mega IV, die Academy, und später der Mephisto Polgar.

Klar daß alle Nachfolgeprogramme stärker waren als der MM IV, oder? Na - die schwed. Eloliste bezeugte es. Die neuen H+G Geräte lieferten bei Erscheinen stets eine hohe Elozahl, die nah an die 16-32 Bit-
Geräte herankam (aber nur so eben), sank dann jedoch später in andere Gefilde ab.

Es war eben halt' nur ein 8-Bit Programm, oder !?!

Schön gestaffelt nach Preisen, präsentierten die Schweden eine Liste, mit der H+G mehr als zufrieden sein konnte, während die anderen , kleineren Hersteller ob des Abschneidens ihrer Schachcomputer in die Röhre schauten, und nicht zu schlecht.
  
Als dann H+G auch noch Fidelity schluckte, war alles klar: so sauber, so gründlich, so bayrisch glatt! Aalglatt wie vieles in Deutschen Lan- den.

Heute ist September 1990. Mephistos Thronfolger heißt Porotorose 32 Bit. Ihm wird überall nur Gutes bescheinigt.

Doch - da gibt es jetzt Computer, preiswertere 8-Bit Geräte, nicht getunt, die erdreisten sich am Mantel des Herrschers zu ziehen.

In der letzten Ausgabe der SCHACHCOMPUTERWELT testeten
wir den SUPER-FORTE C, und - schlagen sie mal nach, in dieser
berichten wir, wieder sehr aktuell, für Sie über den MM V, und was liest man urplötzlich in den Publikationen der schwedischen ELO-Liste ?

Einzelergebnis Turnierstufe:
Portorose 32Bit : Super-Forte C
  
     11         :       0           !!!


Nun, wir hatten nach 10 Partien immerhin nur 5,5:4,5.
In Schweden spielt das C-Programm scheinbar ganz anders!


Ich dachte immer, die Schweden verlassen sich auf Statistik!
Aber es müßte ihnen dann doch klar sein, daß 11:0 ein Ausreißer-
ergebnis sein muß (und zwar ein herbes).
Doch, wer den
Mantel der Seriösität anzieht, der veröffentlicht
doch keine Ausreißerergebnisse ???
Und schon gar nicht dann, wenn ein seit je her stiefmütterlich
behandelter Hersteller (Novag) ein neues Produkt herausbringt!

Also: das ist für mich schlichtweg: Meinungsmache übelster Art.

Hier wird ein
Gerät miesgemacht, durch die Veröffentlichung
eines Ergebnisses, von dem anzunehmen ist, daß es sich um ein
nicht zu reproduzierendes Ausreißerergebnis handelt.

Das geht mir zu weit.

Mir sind in letzter Zeit schon
merkwürdige Sachen aufgefallen.
Der Polgar z.B. ist nicht so stark wie in der Liste geführt, aber
das setzt allem nun die Krone auf.

In der Modul konnte man unlängst lesen, daß Göran Grottling
Herrn Pordzik nicht beachten würde, da dieser doch ein
"Sprachrohr Novags" sei.

Lieber Herr Grottling. Unterlassen sie diese Verleumdungen!
Herr P. gab wenigstens an, ein Novag-Fan zu sein. Viele sind
nicht so fair (Louwmann, Waigel ...).

Es ist eine Schweinerei jemandem indirekt Bestechlichkeit vorzuwerfen. Mit mir hat man das auch versucht. Ich galt eine Zeit lang als
Thorsten Saitek. Nennen Sie mich jetzt ruhig Thorsten Novag, Herr Grottling, weil ich nicht an die Wahrhaftigkeit und Wissenschaft- lichkeit ihrer Ergebnisse glaube.

Schachcomputer lassen sich nicht auf eine 4-stellige Zahl reduzieren.
Gott-sei-dank nicht.

Und Menschen sollte man erst recht nicht reduzieren, auf Parteilichkeit.

Wir sollten endlich langsam wegkommen von diesen Listen wo Schachcomputer benotet werden. Wir sind doch Schachspieler.

Oder?

Oder wie viele Schachcomputerbesitzer gibt es, die kein Schach spielen kännen, sondern nur die ELO-Liste lesen?

Ich habe was gegen Monopole. Ob bei Energieunternehmen, ob bei Banken oder Schachcomputern.

Den Monopolhaltern muß man auf die Finger schauen, sonst geraten diese in die Versuchung zu schummeln.

Macht eure Strukturen transparenter, Monopolisten.

Tut ihr das nicht, so wird man euch stets (zurecht) angreifen.

Auch darum gibt es die
SCHACHCOMPUTERWELT. Eine Schachcomputerzeitschrift in Deutschland ist nicht genug. Sie könnte sonst eventuell in Versuchung geraten.

 

Der MM IV ist tot,
es lebe der MM V !

von
Thorsten Czub



So könnte man jubeln. Hegener+Glaser  präsentiert  das  neueste  Stück  deutscher  Wertarbeit, den MM V. Da  lag  er  also nun vor mir,  äußerlich nur  durch  den  anderen Schriftzug zu erkennen. Wollen  wir doch mal sehen ob innen drin etwas  anderes  ist,  als beim Vorgänger- modul, dem MM IV:

Nein.
Von  der Hardware hat sich nichts geändert.  Seit 1987  birgt  die
Platine des kleinen Moduls den 65C02-Prozessor, getaktet auf 5 Mhz,
ein 32-KByte Programm-ROM und dem 8KByte Rechenspeicher.
Das ist nicht viel Aufwand für soviel Wirkung und Wellengang,  die
der MM IV seit der Zeit seines Erscheinens verursacht hat.


H+G hatte also neben einigen kleinen Modifikationen lediglich  das
32KByte Programm ausgetauscht.


                       
U M R Ü S T U N G



Schon jetzt  wird  eines klar:  H+G baut neuerdings auf Umrüstung!
Denn sicherlich werden viele MM IV-Besitzer auch in den Genuß  des
MM V's kommen wollen!  Das ist neu! 
Auch wenn Hegener+Glaser viel von  Nachrüstbarkeit   hielt und auch sprach,  bislang  war  damit stets nur die Modularität gemeint,  was soviel hieß wie: der Kunde hatte  stets  ein  neues Modul zu  kaufen. 

Immerhin  kostete  das jeweils 498,- ! 
Nachrüsten,  umbrennen,  das war vielleicht bei den
Spitzengeräten
möglich,  bei  den Kleinen jedoch baute man bei H+G immer auf  die
Kauffreudigkeit des Deutschen. Oft waren die Käufer die Geprellten wenn  im  nächsten Jahr ein ganz anderes Modul  herauskam  und  es hieß: neu kaufen, umrüsten unmöglich !

Mephisto II war nicht zu Mephisto III kompatibel, dieser nicht zum Blitz-  &  Problemlösemodul.  Das  B&P-Modul  nichtmals  zum MM IIdieser  nicht  zum  Rebell, letzterer  nicht zum MM IV. 
Und auch der
Mephisto Polgar treibt eigene Normen.  Ja, der Polgar läuft nichtmals mehr im sehr beliebten, weil praktischen Mephisto-Mobil. 
Und  auch  die Großen von H+G waren  nur 
bedingt  aufrüstbar.  Ab
Amsterdam  bis  Roma  ging alles gut, 
dann kam  jedoch  die  neue
Hardware  und  alle Roma 32-Bit-Besitzer durften  kräftig  in  die
Tasche greifen.

Also  Modularität ja, 
Nachrüstgarantie ?  Nein.  Ob sich das  nun
ändert  und  man auch bei H+G demnächst nicht immer  gleich  498,-
ausgeben  muß  (oder mehr) sondern vielleicht nur
100,-  für  eine
Umrüstung ?
Schön wäre es ja.

Doch  nun  genug der grauen Theorie.  Ich  nehme  meinen  Modular,
schiebe den
MM V dort hinein,  wo vorher ein Mephisto III  tickte,
und:
  es  funktioniert.  Viel Veränderung zum MM IV ist auch  hier
nicht  zu  spüren.  Die  Bedienung  des MM  V  ist  gleich  seinem
Vorgänger.             Sehr gut, das spart viel Zeit und Umdenken.

Da probiere ich doch gleich noch, ob der neue auch in meinem Mobil
läuft. Sapperlott. Das kleine LC-Display blinkt.
Alles prima!


                  
Punktmatrix oder 7-Segment,
das ist hier die Frage!


Spätestens  seit  dem  Erscheinen des Mephisto  Almerias  und  des
Mephisto  Polgars hat Hegener+Glaser das uralte aber bewährte  LC-
Display   durch  ein  größeres,   mit  mehr   Anzeigemöglichkeiten
ausgestattetes  Punktmatrixdisplay ersetzt.  Seitdem sprechen  die
Mephistos  eine
klare Sprache und nicht mehr in karg  stilisierten
englischen   Kurzbegriffen,   deren  Schrift  und  Sinn  nur   der
Eingeweihte  versteht.  Es  gibt  aber
nicht  nur  Lob  ob  dieser
Neuerung. 
Zwar  sind  die neuen Anzeigen größer und differenzierter  in  den
einzelnen Darstellungen,  so ist die
Schrift doch schlechter (weil
kleiner und kontrastärmer)  zu lesen als die alten  Anzeigen  (Ge-
rüchte   behaupten,   das  bayrische  Augenärzte   die   Mephisto-
Punktmatrixanzeigen  sogar  zum  testen der  Sehschärfe  in  ihrer Praxis einsetzen,  als Ersatz für die großen Buchstaben- tafeln, die man dort sonst verwendete).


Beim  Betrachten  der  Punktmatrix-LCDs  ist  die 
Einhaltung  des
optimalen  Blickwinkels
sehr wichtig und auch der Leseabstand  ist
geringer als der bisherige.

Außerdem  muß H+G beim Polgar oder Portorose  (bzw.  Almeria)  nun stets  ein Punktmatrixdisplay mitliefern,  und der Kunde  hat  das
mitzuzahlen,  ohne dieses funktioniert das Gerät ja nicht.
Dadurch
wird auch der Einsatz im Mobil verhindert.


Wegen dieser
Widrigkeiten ist es verständlich und zu begrüßen, daß
Hegener+Glaser  nun beide Geräteserien für die  modularen  Bretter
parallel weiterführt und nicht nur noch Punktmatrixgeräte.

Der MM V wird interessant sein für alle
MM IV -Besitzer,  für alle
die  (wie  ein  Schachcomputerhändler  sagte)  "Spielstärke   pur"
wollen.




                           
Bedienung


Der MM V hat noch immer die üblichen  Bedienfunktionen.  Wahlweise
einstellbare Turnier-, Blitz- und  Problemstufen. Je 8 davon.
(Aber  aufgepaßt:  wie auch schon beim MM IV sind die  Blitzstufen 
gesperrt   /  nicht  einstellbar,   wenn  beim  Einschalten   kein
Sensorbrett  oder keine Figuren auf dem Brett sind!  Das ist  beim
Mephisto-Mobil natürlich stets der Fall. Es wäre ja auch unlogisch
wenn man mit dem Mobil blitzen wollte.  Ohne Figuren, nur über die
Tastatur,  schaffen wohl nur geübte Freaks das Eintippen binnen  5
oder 10 Minuten.)

Geblieben sind auch die gewohnten Anzeigen:
Wahlweise auch der Rolliermodus,  der hintereinander Rechenzeit, 2
Halbzüge Hauptvariante, Rechentiefe und Stellungsbewertung blinkt.

Zusätzlich, die eingefrorene Information, wie bei Mephisto üblich,
abzurufen über INFO und dann a1 / b2 / c3 und den  Pfeiltasten. 
Durch Drücken von MEM und danach INF können Sie sich übrigens über Ihre Programmversion informieren.  Sie wird dann im LCD angezeigt.

Ich habe die Version 5,0 ("MM5.0") getestet.

                          
Spielstärke


Jetzt aber  zur Spielstärke.

Schnell war ich im Flur und
schellte bei meinem Nachbarn, auch ein
Schachcomputerfreund.
"Na, hast du ihn ?", frug dieser als er mich
sah.  Er  war  natürlich  schon seit  Tagen  auf  dieses  freudige
Ereignis eingestimmt.

"Na klar!   Bring deinen Portorose mit!",  rief ich ihm hinterher,
als er in seine Wohnung flitzte.
Mein Nachbar hatte seinen
Golf in Zahlung gegeben und fuhr seitdem
viel  Fahrrad,  "dem Umweltschutz zuliebe",  sagte  er  jedenfalls
jedem.  Seine  Frau und ich,  wir wußten es  jedoch 
besser.  Mein
Nachbar  besaß einen Mephisto Portorose 68020 im München- Gehäuse. 
Und beides, Golf oder 32-Biter, das saß nicht drin.

Letzteren  wuchtete er jetzt
lässig auf meinen  Kacheltisch.  Mein
Mobil, der daneben lag, sah
eher bescheiden aus. Spötter konnten
meinen,  er sei nur das
Netzgerät des Portorose. Das war aber, wie
sich auch noch zeigte, weit gefehlt.


FÜNFUNDFÜNFZIG SEKUNDEN ???


Wir  einigten uns auf ein paar schnell eingegebene Stellungen  und
mein  Nachbar  grinste,  wußte er doch um die  enorme  Schlagkraft
seines Gefährtes.

"Nimm  doch zuerst
Fischer-Reshevsky !" und knallte mir eine alte
CSS auf den Tisch.

Diese Stellung stammte aus einem alten Artikel von
Bernd Schneider und mir,  über den MM IV. Können Sie sich noch daran erinnern ?  -
Jaja,  der  MM  IV  hatte für Fischers  10.Zug  ganze 
26  Minuten
gebraucht.
Das wußte mein Nachbar.

Fast  mit 
Lichtgeschwindigkeit gab er die  bekannte  Zugfolge  in
seinen
Porto 32.

 
  Fischer:Reshevsky
   (USA-Meisterschaft NY 1958/59)

   1. e4       c5
   2. Sf3      Sc6
   3. d4       cxd4
   4. Sxd4     g6
   5. Le3      Sf6
   6. Sc3      Lg7
   7. Lc4      O-O
   8. Lb3      Sa5?
   9. e5!      Se8

   t - l d s t k -
   b b - b b b l b
   - - - - - - b -
   s - - - B - - -
   - - - S - - - -
   - L S - L - - -
   B B B - - B B B
   T - - D K - - T


Und  er lächelte
fies,  denn er schien auch zu  wissen,  daß  sein
Porto 32 den Schlüsselzug 10.Lxf7+ !! 
ohne HASH-Tabellen  bereits
im
30.Ast des 4.Halbzuges, nach 3'42" findet.

Da gab er meinem 8-Bit Rechner natürlich keine Chance!


Aber:   mein  MM  V  löste  die  Aufgabe  bereits  im 
29.Ast  des
5.Halbzuges nach 55
" !! "Nun ja", grummelte er, "reiner Zufall!"

Klar, Zufall. Eine seiner Lieblingsformulierungen, der "reine" Zufall.


                 
SECHSUNDDREISSIG SEKUNDEN ???


Also,  schlug er die letzte CSS auf und präsentierte mir die  alte
Karpow:Chandler-Stellung.

               
Karpow:Chandler, TV-World-Cup  1983
                   (siehe CSS 4/90 S.12 rechts):

                             DIAGRAMM


               W:Kg1 De2 Tc1f1 Lg2d4 Se1 a2b3e3g3h2
               S:Kg8 Dh3 Tc8e6 Lb8f5 Se4 a7c6d5f7g4 

Chandler  verpaßte  es,  im 28.  Zug  (der  Diagrammstellung)  die
Opferkombination 
28...Dxh2+ !!  anzubringen und zog leider  Sxg3.

Mein  Nachbar wußte natürlich,  wie
vertrackt diese Stellung  war.
Vor  allem weil auch sein Porto 32 damit so seine  Schwierigkeiten
hatte.  Na  und meinem MM V traute er deswegen diese Stellung 
gar
nicht
  zu.  Nur  die besten Brute-Force Rechner halten  sich  hier
wacker.

Nun,  ich hatte gerade die Stellung eingegeben, da spuckte mein MM
V auch schon die Lösung aus, und es waren nur
36" vergangen !!

Mein Nachbar wollte mir das gar nicht glauben! Er überprüfte alles
noch  einmal  selbst,  während sein Porto 32 noch  immer  28...Dh5
erwog.    Erst   nach   langer  Zeit  zog  sein   Porto   32   den
Schlüsselzug.  Schauen  sie mal selbst nach!  Die 36" meines MM  V
sind jedenfalls nicht schlecht, oder?

Wo reiht sich ihr Gerät ein ?

     Cray Blitz                                             1"  (Großrechner)
     Mach III Master                        in       19"  (16Biter !)
    
MM V                                       in       36"  (8Biter !!)
     Super-Forte B 5Mhz sel.7     in     2'50"
                                         sel.3     in     4'35"
     Fidelity Display 12Mhz          in     7'38"  
     Super-Forte C 5Mhz sel.7     in  12'10"
     Super-Forte A (sel. on)          in  25'50" 
     MM II                                         in  35'50"
     Fidelity Display 3Mhz             in  35'58"
     Academy                                 in   38'40"
     Super-Forte C 5Mhz sel.3     in   39'10"
     Super-Forte (sel. off)              in   40'43"
     Elite A/S                                  in    54'
     Mach II C+                               in  1h04'
     Mephisto Portorose 32Bit     in  1h04'  (Lach!!)
     Super Constellation               in  3h58'
     Analyst B,D 8Mhz          nicht in 13h
     Excell 68000                  nicht in  1h
     Rebell 5.0                       nicht in  2h30'


                     
SIEBZEHN SEKUNDEN ???


Mein  Nachbar gab sich noch nicht geschlagen.  Wieder  bemühte  er
Fischer. Diesmal den 13-jährigen gegen Donald Byrne, NY 1956.

Nach den Zügen:

Donald Byrne: Fischer
   1. Sf3      Sf6
   2. c4       g6
   3. Sc3      Lg7
   4. d4       O-O
   5. Lf4      d5
   6. Db3      dxc4
   7. Dxc4     c6
   8. e4       Sbd7
   9. Td1      Sb6
  10. Dc5?     Lg4
  11. Lg5?     Sa4!
  12. Da3      Sxc3
  13. bxc3     Sxe4!
  14. Lxe7     Db6!
  15. Lc4      Sxc3!
  16. Lc5      Tfe8+
  17. Kf1    

kam es zu folgender Stellung:

   t - - - t - k -
   b b - - - b l b
   - d b - - - b -
   - - L - - - - -
   - - L B - - l -
   D - s - - S - -
   B - - - - B B B
   - - - T - K - T

Fischer zog hier nun folgerichtig und genial:

  
17...Le6!!

Wie lange würden die heutigen Schachcomputer brauchen?

Bevor   ich  noch  dazu  kam,   die  Stellung  in   meinen   Mobil
einzuhämmern,    hatte    mein   Nachbar   mit    der    schnellen
Stellungseingabe über die
4 Cursortasten schon alles intus.

Bereits  nach 
1'10" schrie er wild,  ich war gerade  dabei  meine
Stellungseingabe abzuschließen, "er hat es!!"
Fast hätte er den ganzen Tisch umgeschmissen !

Bravo,  meinte ich auch,  und drückte
ENTer. Wir beide hingen über
dem  "mickrigen  MOBIL-LCD".   War  eben  kein  Punktmatrixdisplay
sondern  nur ein vorsintflutliches  7-Segment-Display. 

Eigentlich  kann man das aus mehreren Metern  ablesen,  aber  mein Nachbar war es von seinem Porto gewohnt,  bis auf 10cm  Sichtweite heranzugehen.
 

Wir     brauchten    nicht    lange    in     dieser     typischen
Punktmatrixdisplaynahkampfhaltung zu verweilen,  denn nach nur 17" sprang  mein  MM  V auf Läufer e6 um! 
Ich   erklärte  meinem  verdutzten  Nachbarn,   daß  bereits   vor
erscheinen des Mephisto Rebells  mein Kollege
N.H. Yazgac in einem großangelegten  Test  (CSS 4/86) folgende  Rechenzeiten  ermittelt
hatte.  Ob  ihn  das 
ablenkte?  Wenn  man da  nun  die  2  gerade
ermittelten Zeiten hinzufügt sah das so aus:

MM V                                              17"
Novag Expert                                 29"
Mephisto Portorose 32              1'10"
SuperConny                                2'23"
Conchess Amsterdam            11'22"
Mephisto III (8Bit)                     17'43"
Mephisto Amsterdam             18'33"
Avantgarde                              19'14"
Mark VI                                     19'32"
Mark V                                      19'50"
MM II                                         20'55"
Excellence                               30'
         
Hm. Wo ist ihr Gerät?


Meinem Nachbarn reichte es. Er sagte, er gäbe heute keine Stellung
mehr   in   seinen  Porto  32  ein.   Das   wäre   sowieso   nicht
aussagekräftig.  Er würde nur noch
Partien spielen. Danach war mir
jetzt aber noch gar nicht zumute.  Diese enormen Lösezeiten hatten
mich
alarmiert.  Konnte so etwas denn sein? Oder hatte Ed Schröder
sich die klassischen Teststellungen vorgenommen und sein  Programm darauf
getrimmt ?

Um  das
auszuschließen nahm ich mir die letzte Computerschach  und Spiele (CSS 4/90) zur Hand.  Unter der beliebten Rubrik: "Aufgaben für  Mensch und Computer" stand da auch eine Aufgabe (S.27  rechts unten, Morphy) mit Vergleichslösezeit des Portorose 32.

Die Stellung war ein
Matt in 8, nur mit Schachgeboten.

    Paul Morphy
    
   - t l - - s s l
   - b - b b - B -
   - - - - b - k -
   B - b - - - b S
   - - - - B - - b
   K - - - - D B -
   - - - - t - - d
   - - - - - - - -

   1. Df7+     Kxf7
   2. gxh8/S+  Ke8
   3. Sg7+     Kd8
   4. Sf7+     Kc7
   5. Se8+     Kc6
   6. Se5+     Kb5
   7. Sc7+     Kxa5
   8. Sc4++  
       1-0

Flugs  war die Stellung in meinem
MM V.  Mein Nachbar schaute  dem
ganzen aus
entsprechender Distanz zu.

Bereits  nach 
1'43" kündigte mein kleiner MM V  auf  Analysestufe
Lev.9  ein Matt in 8 an.  

Damit  war  er
  wieder  einem  gewissen  Münchner  Gerät  mit   32
Registern "etwas" voraus !

MM V                                 1'43"
Portorose 32 Bit             23'
Super-Forte C  5Mhz     26'26"
(sel.5,Infinite)
Roma 32 Bit                    4h


Zuallerletzt  an  diesem  Abend setzten wir  (eigentlich  war  ich
es jetzt,  der den Porto bediente. Mein Kollege hatte ja gesagt...) dann
doch  noch eine Stellung auf den Portorose und in den  MM  V.  Ich
hatte sie einmal in einem Artikel über den Leonardo Maestro B  mit
TurboKit verwendet.

                WKg1 Tf2h7 Ld2 Sg5 b2b4c2e5f4g2h2
                SKg8 Ta8e7 Lb5 Sd4 a6b7d5f5g7         SAZ

In der Stellung geht es darum der
Versuchung des Fraßes 1...Sxc2?? zu  widerstehen,  da sonst der 2.weiße Turm mittels f3 auf die  h-Linie gelangen kännte und von dort das Spiel machte.

Schwarz  muß deshalb statt des Bauernfraßes etwas anderes  ziehen.
Z.B. 
1...Se6 oder noch besser 1...Tc8. 

Gemessen wurde die  Zeit, bis der Computer den Bauernraub
verwarf.

Auch  hier zeigt sich der Fortschritt des MM Vs im  Vergleich  mit
seinen Konkurrenten und dem Vorgängermodul :

MM   V                                  20"   13 mal schneller  als  MMIV
Super-Forte C                     25"    der SFC hält gut mit
MM IV                                 4'28"   der Vorgänger
Portorose 32Bit               1'58"    aha!
Analyst D 8Mhz                6'
Roma 16Bit                     6'23"
Analyst B 8Mhz             30'53
Maestro A 6Mhz         1h 2'


So kann man nach einigen Stellungstest sagen:  war der
MM IV nicht
gerade ein guter Lösecomputer für Stellungsfreunde,  und hatte  er
noch
  echte  taktische  Probleme,  so  kann der  MM  V  in  vielen
Stellungen  nicht nur mit besseren Ergebnissen aufwarten,  er  ist
sogar
so gut, daß er den postulierten stärksten taktischen Rechner
nach Deep Thought, den Portorose, das Fürchten lehren kann.

Hier   noch  einmal  in  Gegenüberstellung   die   Zusammenfassung
der Ergebnisse der 5 Stellungen:

                                                     Porto 32Bit         MM V
1. Fischer: Reshevsky                         3'42"          55"
2. Karpow : Chandler                           1h4'             36"
3. Fischer: Byrne                                 1'10"          17"
4. Morphys Matt in 8                             23'           1'43"
5. Sxc2 ?? verworfen nach                 1'58"          20"


Nicht  schlecht für einen
8Bit-Prozessor ohne Hash-Tables und  mit
nur 
8 KByte Speicherplatz (der Porto 32Bit hat 128 mal  soviel!),
oder ?


                          
Partien

                      
MM V:Portorose 32Bit


In den nächsten Tagen verbrachten mein Nachbar und ich so  manchen
Tag  im  "gemütlichen Beisammensein" mit  dem  Partiespiel  zwischen diesen  2 Geräten.  Das ein oder andere Mal wurde es eine 
hitzige
Angelegenheit 
deren  Verlauf  ich  Ihnen  auf  gar  keinen   Fall
vorenthalten mächte.

1.Turnierpartie

   Porto 32 : MM V

   1. b3       c6
   2. Lb2      d5
   3. Sf3      Sf6
   4. e3       Lg4
   5. Le2      e6
   6. O-O      Ld6
   7. h3       Lh5
   8. c4       O-O
   9. Sc3      Sbd7
Nach dieser modernen Partieanlage duch den Weißen kam es zu  einem
ausgeglichen  Spiel.  Obwohl  der MM V im Verlauf der  Partie  mit
einem  Turm gegen Springer und 3 Freibauern vorlieb nehmen  mußte,
konnte er im Nachhinein mit einer šberraschenden Pointe aufwarten.
Weiß hatte gerade 72.Df5+ gespielt:

   - - - - - - - -
   - - - - - - b k
   - - - t - - - b
   - - - - - D - -
   - - - - - B - B
   - B - t S - B -
   B - - - T K - -
   - - - - - - - d

  72. ...      Kg8
  73. h5       Td2
  74. Dg4      Dh2+
  75. Sg2      Td8
Weiß  scheint  sicher  und Schwarz muß  sich  um  lästige  Schachs
kümmern, da er sich ja schon besser fühlt als Unentschieden.
  76. a4       Kh8
  77. b4     
Der  Porto  muß  sich nun auch um die  Befärderung  seiner  Bauern
kümmern.
  78. ...      Dh1
Jetzt hat Porto eine Figur zum Schachgeben  freibekommen.  Nämlich
den Sg2.
  78. Sh4??

                       
      DIAGRAMM

Hätte  ich  MM  Vs 
Lehrer  eingeschaltet,  so  hätte  dieser  nun
mit  lautstarken
4 Fragezeichen einen Fehler reklamiert,  der  dem
Portorose  peinlich  genau erklärt,  was er verkehrt  gemacht  hat
(besser  wäre  nämlich  Df3 gewesen) und auch, was  ihn  das  z.Zt.
kostet
(laut MM V ganze 2,69 Bauern).

  78. ...      Td1
  79. Sg6+     Ein sogenanntes Racheschach !
               Kh7
  80. Se5??
Das hätte
wieder 4 Fragezeichen gekostet,  und die Partie.  Aber -
die wäre auch nach 80.Sf8+ verloren gewesen.

So aber...

              
DIAGRAMM

                         .
..kündigt der MM V nach 38"
                 (Na Herr Weiner - schneller kann's keiner!)

ein 
Matt  in 7 an.  Na- raten Sie doch mal,  wo der  weiße  Känig
mattgesetzt wird. Wo?

  80. ...      Tf1+   M7!!
  81. Ke3      Dg1+
  82. Ke4      Dd4+
  83. Kf5      Tf8+
  84. Ke6      Tf6+
  85. Ke7      Dd6+
  86. Ke8      Tf8++
       0-1

Sie müssen sich meinen Nachbarn vorstellen. Nach dem Tag davor, wo wir nur diese wenigen Stellungen eingaben,  war er schon innerlich so  ziemlich "gebrochen".  Da hatte er nun seinen Golf  gegen  ein Fahrrad...
Nun  ja.  Er saß vor diesem großen Holzbrett und wollte  es  nicht
glauben.  Und  wieder  einmal war  bewiesen:  nicht  die  Hardware
entscheidet über die Güte eine Schachcomputers.
Es immer der Geist der sich in oder hinter der Software versteckt.

Das sagte ich auch meinem Nachbarn.
Er starrte den Mobil an. Hielt das  schmächtige Gerät prüfend in der Hand.  "Ja-" sagte  er.  Ein langgezogenes, erschöpftes, denn die Partie dauerte immerhin lange und war schmerzhaft.
"Ja-"  kam  es wieder hervor - diesmal etwas  gepreßter. 
"Das  ist schon ein nettes kleines Gerät !"


An  diesen  Abend drang das unruhige 
Schnarchen  meines  Nachbarn durch dünnen Wände unseres Mietshauses.  Er schien am nächsten Tag unausgeschlafen, fahrig und hatte Ränder unter den Augen.

Aber  die 2.Turnierpartie ging Remis aus-
"nur Remis?" schaute  er
mich fragend an.  Das war nicht gehässig gesagt.  Eher verzweifelt
und er meinte auch- sein Porto müßte doch
auch mal gewinnen.
"Vielleicht morgen!" antwortete ich.
"Ja!" sagte er und ging eines
schweren Schrittes von dannen.


                        
Noch ein Schock:
Theorie ist nicht heilig!


Am  4.Tage  geschah es dann.  Wir wissen längst,  und  so  mancher
Schachspieler  der in seinem Leben wenig nach dem
WARUM  und  mehr nach dem WIE gefragt hat,  wird es noch bitter spüren müssen,  die Theorie  die  wir  Menschen uns im Laufe der  Jahre  so  angelernt
haben, sie muß nicht imme
r der Weisheit letzter Schluß sein.
So kam es, was längst kommen mußte:

3.Turnierpartie

   Porto 32 : MM V

   1. c4       e5
   2. Sc3      Sf6
   3. Sf3      Sc6
   4. g3       Lb4
   5. Sd5      e4
   6. Sh4      Lc5
   7. d3
Noch  ist  alles  Theorie.  Der Porto  protzt  aus  seiner  großen
Bibliothek,   sein  großes  Hauptprogramm  ist  vollgestopft   mit
Stellungen die seine menschlichen Schöpfer ihm eingegeben haben.

Natürlich kann er nichts dafür,  wenn seine fehlerhaften (weil nur
menschlichen)  Väter  ihm  etwas  eingeben,  was  noch  nicht  der
Weisheit bester Schluß ist. Aber bitte, diskutieren wir:
                      exd3
   8. Dxd3     Se5
   9. Dc3?

                            
DIAGRAMM

Wirklich fragwürdig, dieser vom Porto gespielte
THEORIEzug. Stellt
man  die Bibliothek ab,  so spielt er auch selber  das  vielleicht
bessere
Db3.
So aber, und wieder würde der
Lehrer meines MM Vs Amok piepen: ein Fragezeichenzug:  verliert 1,17 ! Nun, jeder Mensch sieht klar was
nun so schön geht.  Jeder Computer erst recht.  Aber die  Theorie,
die Theorie des Portorose - sie verläßt ihn nun nach

   9. ...      Lxf2+

denn  mit  diesem Zug scheint die Theorie des  Porto  oder  dessen
theoretischen Genies,  nicht gerechnet zu haben.
Oh  weh  - hätte er doch nur im Spiel gegen einen  Computer  seine
Theorie ausprobiert. 
Übrigens:  Die einprogrammierte Theorie des Computers hätte 9...d6
erwartet und hat darauf 10.Lg2 c6 11.Se3 Db6 parat.
Nun  -   ein  paar  Stellungen  die   umsonst   gespeichert  sind,
oder?

Was sagen unsere Leser dazu ?

  10. Kd1  
Die Rochade ist futsch,  der Bauer weg,  was bleibt ist ein  wenig
Entwicklungsvorsprung.
                       d6
  11. Lg2      Sxd5
  12. cxd5     O-O
Jetzt hat Weiß eigentlich nichts.  Nur eine schlechtere  Stellung.
Wenn   der   Porto  jetzt  wenigstens  versuchen   würde   gekonnt
(seinem Titel gerecht werdend) weiterzuspielen.
  13. Tf1      Lb6
  14. Ke1?!    Lg4
  15. h3       Lh5
  16. Tf5      g6
  17. Tf1
Der schwarze Läufer h5 ist zwar eingeengt,  aber auch der Springer
h4  ist  hat  so seine Schwierigkeiten.  Da  der  Bauer  g3  nicht
vorrücken  kann,  ohne  daß  der Sh4 mit  Schach  fällt,  ist  der
weißfeldrige Läufer h5 natürlich sicher. Ansonsten steht der Porto
immer  noch  nicht  gut.  Schwarz spielt  sicher  und  ohne  seine
Vorteile zu vergeben.

      ...            Te8
  18. e4          c6
  19. Db3      La5+
  20. Kf2      cxd5
  21. Dxd5     Db6+
  22. Le3      Dxb2+
  23. Kg1      Lb6
  24. Lxb6     Dxb6+
  25. Kh2      Dc6
Nun kann Weiß seine Drohungen am Känigsflügel einläsen.
  26. g4       Dxd5
  27. exd5     g5
  28. Sf5      Lg6
  29. Sxd6     Te7
  30. Sf5      Td7
  31. Tae1     Te8
  32. Kg3      h5
  33. gxh5     Lxh5
  34. d6       Kf8
  35. h4       gxh4+
  36. Kxh4     Le2  Und nun? Noch immer hat Porto 1 Bauer weniger.
  37. Tf2      Ld3
  38. Tc1      Lxf5
  39. Txf5     Txd6
  40. Lxb7     Kg7
  41. Tc7      Td4+ Da am Rand ist es eng, oder?
  42. Kh3      Kg6  Ui ist das eng.
  43. Tf2      Th8+
  44. Kg2      f5   Alles marschiert gegen den weißen Känig.
  45. Lc8      f4
  46. Lb7      Kf5  Während Weiß nur abwartet, Schwarz hat Züge.
  47. Tfc2     Td3

                            
DIAGRAMM

  48. Kg1?
Auch 48.  Lc8+ bringt am Ende nicht mehr, schiebt es nur auf. Hier
ist wahrscheinlich nichts mehr zu machen.  Die weiße Stellung kann
die schwarze Übermacht nicht mehr aufhalten.
                      Td1+
  49. Kg2      Tdh1
  50. Kf2      T8h2+
  51. Lg2      Sg4+
  52. Kf3      Tf1+  Schön, nicht?
  53. Ke2      Txg2+
  54. Kxf1     Se3+
  55. Ke1      Sxc2+
  56. Kd1      und 0:1

                      
enttäuschter Nachbar


Von da an hatte mein Nachbar
keine Lust mehr. Nach 3 Partien stand es  nun für ihn enttäuschende 2,5 :  0,5.  Er hatte ein Matt in  7
binnen  Sekunden und einen
wahrscheinlichen  Theoriefehler  seines Lieblingscomputers erlebt. Seine Toleranz war geschwunden. Er nahm seinen Porto mit, und ließ sich nicht mehr bei mir blicken.

In diese
n einsamen Tagen, ohne ihn, nur mit dem MM V allein, mußte ich viele Bekannte besuchen.  Einer von denen hatte einen  Siemens AT,  das ist so ein Industrierechner mit halbwegs IBM-Standard auf dem man seine Geschäftsunterlagen bearbeitet und so.
Aber - mein Bekannter hatte auch
PSION-CHESS für diesen seinen MS-DOS Rechner.  Und da mein Mobil mich nie alleine läßt,  hatte  ich selbstverständlich den MM V dabei.  Was lag also näher,  als  eine
nette Turnierpartie:

1.Turnierpartie

     MM V  : PSION CHESS (MS-DOS)

   1. e4       c5
   2. Sf3      d6
   3. d4       cxd4
   4. Sxd4     Sf6
   5. Sc3      Sc6
   6. Lg5      e6
   7. Dd2      Le7
   8. O-O-O    d5
   9. exd5     Sxd5
Schwarz spielt positionell nicht gerade sicher.
  10. Lxe7     Scxe7
  11. Lc4      Sxc3
  12. Dxc3
                            
DIAGRAMM

Die offene d-Linie tut Not. Schwarz steht mies und müßte die Linie
schließen  oder mit einer Gegendrohung aufwarten oder die Dame  in
Sicherheit bringen.

               Db6
PSION tut das letztere. Aber schon zu spät.

  13. Lb5+     Kf8
  14. The1     Der MM V fühlt sich 0,69. 
Wie steht Schwarz nun da?
               a6
                             DIAGRAMM

  15. Da3!!
Einfach herrlich.  Der MM V entwickelt sich nicht nur  harmonisch,
er spielt auch taktisch gewitzter denn je.

               Dc7
Der  Schwarze meint,  damit wäre es getan.  Aber sehen  sie  (mein
Bekannter ging in eine nerväse Hockstellung) :

  16. Sf5 !!   + 1,30

                          
   DIAGRAMM

Und schon 2 weiße Figuren hängen an schwarzen Bauern,  und  dürfen
alle  nicht genommen werden.  Eigentlicher Spezialist  für  solche
"hängenden  Gärten" war der legendäre Super-Conny.  MM  V  wandelt hier auf dessen Spuren. Die Bewertung ist noch sehr bescheiden. In
Wirklichkeit ist die Partie schon vorbei.
               f6

                            
DIAGRAMM

  17. Td7!!    nach 10'16" mit + 9,99 !!
         
Uff. Hinsehen. Immer wieder hinsehen. Sowas nettes.
               Df4+
Kennen Sie das noch? Unser altbewährtes Racheschach!
  18. Kb1      6'25"  und Kommentar:
M6 !

Weiß zieht den König beiseite und kündigt ein Matt in 6 an (es ist
zwar  nur ein Matt in 5,  aber wir wollen doch nicht so  kleinlich
sein.   Dieser   Effekt   des   "Übertreibens"   kennt   man   von
Schachcomputern) !!
               Kf7
  19. Txe7+  (der MM V korrigiert seine Mattansage auf ein Matt in
4 Zügen!    
                       Kg6
  20. Txg7+    Kxf5
  21. Dd3+     De4
  22. Dxe4++ 
       1-0

Ein anderes mal besuchte ich einen Bekannten mit einem 
Super-Vip.
Wir hielte
n unsere kleinen Reisegeräte auf dem Schoß und saßen auf seinem Sofa während der Rest seiner Familie um uns hertanzte.


    
MM V : Super-VIP
   1. e4       e5
   2. Sf3      f5
   3. Sxe5     Df6
Das  Lettische Gambit.  Der Super-VIP hat denselben Geschmack  wie ich,  denn das spiele ich auch mit Vorliebe. Allerdings spiele ich
es etwas anders als er.
   4. d4       d6
   5. Sc4      fxe4
   6. Se3     
Das ist eine Idee von Nimzowitsch.  Gut geht hier auch 6.Sc3.  Der
MM V hat nette Varianten einprogrammiert.
               Se7
Das  ist  nicht üblich.  Normal wäre nun c6  und  anschließend  d5
gewesen.  Schwarz legt seine Bauernkette fest und Weiß stemmt  den
Bauern  c4  dagegen,  was  er nach 6.Sc3 nicht  so  ohne  weiteres
gekonnt hätte. So aber...
   7. Sc3      Lf5
   8. Lc4  
Eine Zeit lang spekulierte MM V  den Läufer f5 mit seinem Springer
zu   eleminieren,    entschloß   sich   dann   jedoch   für    die
Aufrechterhaltung  der Spannung und weitere Entwicklung durch  den
weißfeldrigen Läufer nach c4.
               c6
Schwarz  hätte Gelegenheit gehabt den Läufer zu retten  (Lg6),  so
aber läßt sich der MM V seinen Plan von vorhin nicht entgehen.
   9. Sxf5     Dxf5
  10. Le2 !  
Nach  c6 mit der Idee d5 und einer fixen Bauernkette hat der MM  V
den  Mut seine Figuren neu umzugruppieren.  Der Läufer würde  sich
jetzt  gut  auf  g4  machen  und  so  die  leere  Diagonale  h3-c8
bestreichen, so verkündet seine Hauptvariante.

                     De6
  11. Lg4      Sf5
  12. d5!      De5
  13. O-O
Hier steht Schwarz schon sehr schlecht.
               Se7
  14. f4!      exf3ep
  15. Dxf3     Sxd5?
Oh, dieser Bauer war natürlich vergiftet.
  16. Df7+     Kd8
  17. Sxd5     Dxd5
  18. Dxb7     Dd4+
                          

Ich  brauche an dieser Stelle wohl nicht erwähnen,  daß  zu  einer
interessanten Partie auch ein Racheschach gehört?  Ja - und  diese
Partie  weist  gleich 2 Stück hintereinander  auf.  "Zwei  Stück?"
werden sie jetzt denken.  Aber wie? Weiß spielt nun Tf2 (oder Kh1)
, dann schlägt die schwarze Dame den Lg4 ...

                        
Falsch gedacht.


Welcher   andere   Schachcomputer  spielt   (nach   immerhin   15' Rechenzeit)

  19. Le3 !!


lenkt so die schwarze Dame ab
(Bedingung Nr.1)...

               Dxe3+
  20. Kh1

geht mal kurz mit seinem König an die Seite,

               h5

                          
   DIAGRAMM


... und
(Bedingung Nr.2) kündigt mit

  21. Dc8+ !!

nach nur 2'19" (!!!) ein
 
              
Matt in 8 Zügen auf Turnierstufe an!

Na, wie gefällt Ihnen das ?!

               Ke7

  22. Tae1!

Dieser stille Zug zeigt macht es so schwer.  Aber ohne diesen geht
es  nicht.  Ich nehme an,  der MM V hat das schon alles im 
19.Zug
gesehen,  denn
er kündigte etwas an,  und die Anzeige spielte dann nach INFO+A1 verrückt.  Wahrscheinlich kann der MM V wohl ein Matt finden,   daß  tiefer  ist  als  seine  max.  Rechentiefe  von  16 Halbzügen, das Ganze führt dann aber zu kuriosem Verhalten.  
             
                       De5
  23. Txe5+    dxe5
  24. Dc7+     Ke8
  25. Df7+     Kd8
  26. Td1+     Ld6
  27. Txd6+    Sd7
  28. Dxd7++ 
       1-0

Mein  Bekannter  hatte so etwas überhaupt noch  nicht  erlebt.
  Er kannte  weder  den Mach III noch den Super-Forte B oder C  die  so
grandiose Mattankündigungen und Hasardpartien spielen.


                           
ERGEBNISSE


Insgesamt spielte ich noch viele Partien.  Auch konnte ich  meinen
Nachbarn  wieder zum Weitermachen bewegen,  er riß sich  zusammen, und am Ende tat es auch gar nicht so weh, wie er befürchtet hatte.

                   
Fast Remis gegen den Porto


Tatsächlich gelang seinem Porto 32 so manche Revanche-Partie (wenn diese  auch  bei  weitem nicht so  spektakulär  und  showdownartig waren),  und  am  Ende des Turniers siegte der Portorose  mit
  6:4 Punkten bei 4 Remisen.

Wegen  der  nur  knappen  Niederlage  ist  es  ein   erstaunliches
Resultat.


Es zeigte sich dabei,  daß der MM V
kein Taktikbulle war,  wie man
vielleicht  nach so manchem Gefecht vermuten kännte,  sondern  ein
sehr  selektives,  mit einem ausgezeichnet ausgetüfteltem  Schlag-
Schach-Algorithmus
versehenes, Programm ist.

Der MM V gleicht eher einem Mephisto III oder Analyst D als  einem
Super-Forte C, d.h. er verfügt
über enorme selektive Spitzen.

Anders  als  der Polgar,  der wohl Schröders  erste  Versuche  mit
diesem  Schlag-Schach-Algorithmus  darstellt,  hat der MM  V 
kein
Defizit  an  positionellem Spiel 
erlitten.  Der  Mephisto  Polgar
spielt
e taktisch sicher,  weil auch schon bei geringer Rechentiefe
die 
Schlagzüge enorm tief verfolgt wurden,  jedoch  außer  seinem aggressiven Spiel,  positionell sehr blind.  In den Hauptvarianten
des  Polgars  konnte  man
  fast  nur  irrelevante  Schlagzugfolgen
wiederfinden, 
die  oft jeder Realität entbehrten,  was beim MM  V
nicht der Fall ist.

Also  ähnelt  der  MM V in seiner ganzen  Spielanlage  mehr  einem
t
aktisch  stärker gewordenen MM IV als dessen  Nachfolge- programmen  (Academy/Polgar etc.).

Trotzdem  ist er von der Ausstattung im Vergleich zum Polgar  eben
nur
mäßig ausgerüstet.  Auch zeigt sich, daß die alte Hardware des
MM  IVs,  die den Programmierer in die Schranken von
32K-Byte  ROM (Programmlänge) zwangen,  auch zu Nachteilen für den MM V  geführt haben. So beherrscht der MM V manche Bauernendspiele nicht mehr so gut, und überhaupt ist das Endspiel seine schwächste Seite. Aber seine Gegner müssen erst mal beweisen,  daß sie ins  Endspiel gelangen kännen.

Noch  immer  ist der MM V
anfällig  für  taktische  Angriffe,  ist
jedoch  mittlerweile soviel besser dagegen  gerüstet,  daß  ich  da
keine Probleme sehe,  denn wenn der MM IV trotz seiner  taktischen
Anfälligkeiten  so  gut mitschwomm,  was vermag dann der MM  V  zu
leisten?!

Ich habe in diesem Artikel nur die
Bonbons präsentiert. Ich wollte
Ihnen  die Leistungsfähigkeit des kleinen und  preiswerten  Moduls
zeigen.

Ich  bin  mir  bewußt das  nun
  Erwartungen  geweckt  werden,  die
vielleicht  schon  in nächster Zeit  durch 
gehässige  Kurzpartien
zerstört werden kännten,  z.B.  : 
"Ich Heinz X habe INGO 207 und schlug meinen MM V auf Turnierstufe
in  15 Zügen mit folgender Partie (1.h4 e5  2.h5  ...   ) "   oder
"In dieser Stellung spielt mein MM V den Zug x während mein MM  IV
richtig den Zug y spielt! Deswegen bin ich der anderen Meinung als
Herr Czub, daß der MM V eher eine Verschlimmbesserung ist..."

Ich  hätte  Ihnen gerne noch mehr berichtet,  aber  dafür  ist  an
dieser Stelle nicht genug Platz und auch nicht genug  Zeit.  Seien
Sie also darauf vorbereitet:  der MM V ist
noch nicht
DER PERFEKTE  SCHACHCOMPUTER.

Aber  wir  sind
  wieder einen Schritt näher  am  Ziel.  Der  Platz
im ROM konnte ED SCHRÖDER nicht ausreichen um aus dem MM IV  durch eine
bloße Softwareveränderung einen Weltmeister zu machen. Er konnte keine komplizierten     und     umfangreichen     Bauernendspieltabellen unterbringen,  wie das der Polgar hat und deswegen Bauernendspiele besser   beherrscht.   Der  RAM-Speicher  des  MM  Vs  ist   nicht ausreichend groß genug um HASH-Tabellen einzubauen,  Ed Schröder  mußte auch  hier improvisieren.  Die Rechentiefe des Moduls hätte  ruhig tiefer  sein  können,  das  hätte  aber  einen  größeren  Speicher erfordert,  eben eine neue Hardware. So kommt es vor, daß der MM V
trotz Analysestufe schon im
12.  oder 9.  Halbzug  abbricht,  weil
sein Speicher wohl bereits voll ist und
er nicht tiefer kann.  

Auch  die hohe Selektivität hat mitunter seinen  Preis.  In  einer
Partie  gegen  den Super-Forte C kam es zu einem 
richtigen  Blop,
d.h. 
er  schien keine 2 Halbzüge Brute-Force gerechnet zu  haben, denn er verlor einzügig und einfach so eine Figur,  und somit die Partie,  will sagen: Zug, nicht erwarteter Gegenzug und dann, nach Ausführen desselben erkennt auch der MM V den Verlust.

                         
Perspektiven

Während    Richard    Lang   mit   
viel    Hardwareaufwand    die
Weltmeisterschaften  gewinnt und sein Programm im Laufe der  Jahre
immer größer,  und immer mehr zu einem Brute-Force-Rechner  machte, geht  Ed  Schröder  den Weg in
die andere  Richtung.  Er  hat  die selektive  Spitze  von  3  Halbzügen  des  MM  IVs  wahrscheinlich erweitert und trotzdem ist sein Programm nicht schwächer  geworden sondern  viel stärker. 

Ed Schröder hat mal gesagt,  ich  habe  es irgendwo  gelesen,  daß er ein Verfechter der 
1-Ply-Methode  ist,  d.h.  eines  Schachprogramms,  daß  nur 1  Halbzug  tief  rechnet,
sozusagen über
statische Kriterien, die tiefe Baumsuche ersetzend,
zum Ergebnis kommt.

Wollen  wir hoffen,  daß er sich nicht durch die  immer  schneller
werdenden  Möglichkeiten der Technik dazu  verleiten  läßt,  seine
Programme nur noch
mehr Berechnungen durchführen zu  lassen,  sich also auf das Mehr an Quantität zu verlassen,  statt zu  versuchen,
das
  Aussortieren  und  Eliminieren von  unwesentlichen  Zügen  zu verfeinern, um am Ende dann einen Algorithmus zu präsentieren, ein Programm,  das  mit  wenig  erzeugten  Stellungen,  besser  Schach
spielt,  als  jene Großrechenanlagen,  die mehr als  eine  Million
Stellungen in der Sekunde bewerten, und eigentlich statt Schach zu
spielen, 
Sandkörner  am  Strand zählen,  nur daß die  Körnchen  in
Wirklichkeit
Schachzüge sind.

Ich schätze den MM V stärker ein, als den Mephisto Polgar (5 Mhz). Der  Abstand  zwischen  dem 32-Bit Weltmeister  und  seinen  8-Bit Verfolgern ist erneut geschrumpft. 



Kurzkritik:


Was mir gefiel:

*    günstiges Preisleistungverhältnis

*    große  Spielstärke  (mit Super-Forte C in  einer  Klasse  und
     stärker  als  Mach  III,  Polgar  und  Roma  II)  bei  gleich
     gebliebenem positionell raffiniertem Spiel.

*    nachrüstbar in die MM IV-Module

*    läuft in allen Geräten der modularen Serie, auch im Mobil

*    im  Gegensatz  zum MM IV jetzt auch für  so  manche
      schnelle Lösezeit gut


Was mir nicht gefiel:

*    im   Endspiel  schlechter  als  in  der  Eröffnung   und   im
     Mittelspiel.  Wegen  der  alten Architektur zu  wenig  festes
     Wissen einprogrammiert.


*    wegen  der  Nachrüstung nur  spartanische  Ausstattung
     (kein Partiespeicher, kein Interface zum PC, keine
      Hash-Tables)

*    ebenfalls wegen der alten Architektur,  zu kleiner  maximaler
     Rechenhorizont von max. 16 Hz.! Effektiv jedoch nur 10-12
      Hz. (Speicherüberlauf).  Deswegen für Fernschach und
      Langzeitanalysen nur bedingt einsetzbar.



Ich vermute,  daß bei gleicher Hardware,  Ed Schröder jetzt  schon das  stärkere  Schachprogramm programmieren  könnte,  als  Richard Lang.  Wer  wird nächster WM ?   Richard Lang auf  einem  Motorola 68040 oder Ed Schröder auf einem RISC- System ?


Übrigens:  Ich fragte ja, welcher andere Schachcomputer sowohl den 19.Zug  Le3!!  als  auch im 21.Zug Dc8+ (mit  Mattankündigung)  in vertretbarer Zeit schafft.
Einen  Schachcomputer  nenne ich mein Eigen,  auch  ein  Mephisto, allerdings ein Veteran,  den Mephisto III S (16Bit),  der das Matt nach  1'21"  (MM V immerhin 2'19") findet.  Allerdings kündigt  er ein Matt in 7 an.  
Was es nun ist,  ein Matt in 7 oder ein Matt in 8,  das hoffe  ich
durch Sie bald zu erfahren.



                                 Bis bald...
                                               Thorsten Czub



Zu diesem Artikel ein paar Anmerkungen :

Diesen Text schrieb ich schon damals. Der Artikel erschien in der
CSS 5/OKT-NOV 1990 und war die Titelstory.  Dieter Steinwender hat aber leider das Ende stark gekürzt. Vor allem das ich die Frage aufwerfe, ob Ed Schröder nicht schon JETZT Richard Lang überholt hatte, und wer denn der neue WM wird, das hat Dieter alles damals "gekürzt". Ich bin sicher, weil dies H+G nicht gepaßt hätte, und er im vorauseilenden Kadaver-Gehorsam entsprechend Burgfrieden halten wollte.
Schade. So hat Ed
damals nicht erfahren, das ich mir schon bei der Abfassung dieses Artikels gedacht habe, das er den Titel holt, sofern er nur eine stärkere Hardware bekäme.
4 CSS- Ausgaben später war meine Prophezeiung wahr geworden. In der CSS 3/Juni-Juli 1991 berichtete die CSS schon im Titel mit einem jubelnden Jan Louwmann über Ed Schröders Sieg bei der 11.Schachweltmeisterschaft für Mikrocomputer in Madrid (Günter Niggemann berichtet im Editorial der CSS über die WM. Und auch einmal wieder über unrühmliches und regelwidriges Verhalten des Turnierleiters.). Er hatte sich selber bei TASC schnellere Hardware (die Chessmaschine) "besorgt" (bei H+G wäre er ja ewig zweite Geige per Stallorder gewesen) und den Titel geholt.
Es waren diese
unberechtigten  Kürzungen an wesentlichen Aussagen meiner Artikel , von Menschen die kein Gespür und keine Selbsteinschätzung für Computerschach haben, die mich am Ende die CSS verlassen ließen. All die Mühe, die ganze Arbeit um ein Gerät ordentlich zu rezensieren, und dann streicht und editiert die Redaktion nach belieben die Texte zurecht wie die katholische Kirche ihre Heilige Schrift  kanonisiert hat oder der Karl May Verlag "seinen May"  verbricht. Das waren die berühmten Perlen... Da war es dann genug. Und die Tropfen im Faß, die es zum Überlaufen brachten.
Ich habe dann nicht mehr für Leser geschrieben, sondern meine Anmerkungen lieber den Programmierern direkt gesagt. Die haben einem keine Maulsperre umgehängt, sondern die wollten immer die Wahrheit hören. Seitdem habe ich viel mehr Spaß am Computerschach. Weil man mit Menschen zu tun hat, die Ahnung haben. Um die Entwicklung, die das Medium "Computerschachzeitung" in der Bedeutung für die Meinungsmache eingenommen hat, tut es mir allerdings sehr leid. Es geht doch mehr um Abzocke als um Erkenntnis.


06.08.2002




Keine Modul mehr!

von
Thorsten Czub

Es gibt keine Modul mehr. Der Poststempel zeigt den 30.4.93. Heute haben wir den 10.5.93 und in meinem Briefkasten lag die PC-Schach 1/93, d.i. die neue Modul.

Tja - das ist nun also die Zeitung, die keine Schachcomputer mehr wollte.  Ein wenig bin ich enttäuscht. Viel Fachkauderwelsch und dieser ganze
DOS-Schrott. Es gibt wohl an die tausend PC-DOS Zeitschriften die OPTIMIERUNGS-Kurse für Dos anbieten. Das liegt eben daran, das Microsoft, die Firma die MS-DOS erfand, zu doof ist, ordentliche Software herzustellen. Die alte Modul hatte eindeutig weniger Redundanz. An einer Stelle leuchtet das Flair nochmal durch, Seite 50 ff. der Bericht über Marty ist spitze, und macht MIR den Marty so richtig sympathisch. Warum ? Na , weil er euch unsympathisch erscheint. Laßt ihn doch exzentrisch sein, ja ? Gibt es keine Toleranz im Computerschach ? Hat er nicht ein Anrecht dazu ? Sein Programm ist nämlich die stärkste Software, die die schwed. ELO-Liste im Moment kennt.  Ach ja - auch das wieder: erneut wird M-Chess Pro niedergemacht. Es sei gar nicht so stark. Woher um Himmels willen habt ihr dieses Gerücht ? Aus Axel Caros CSS-Artikel ? Lest mal Seite 11 Leserbrief des Herrn Spiekermann, daraus geht eindeutig hervor, wo der Hase im Pfeffer liegt: M-Chess Pro ist nicht gut im Blitzen. ABER: Ab Turnierstufe wirds gefährlich. Und die Idee mit der Fernschachstufe ist ja wirklich eine einzigartige Idee, die von uns Ruhrgebietsschachfreunden lange eingefordert wird, denn : ab dem 9-10. Halbzug wird sowieso alles banal. Irgendwann rennen sich die die Brute-Force-Komponente mitschleifenden Programme (auch die Forward-Pruning benutzenden Mischis, also selektive mit Netz und eben doppeltem Boden, denn Mischis sind wie Bergsteiger mit Seilabsicherung, Whitti ist mehr ein Freikletterer! Den Unterschied merkt man leicht, wenn man mal Ausrutscht !!) auf der Fernschachstufe tot. Und dann nützt euch kein 486er mehr. Der Rechner bestimmt nämlich nur, wie lange es dauert, bis euer Schachprogramm da ankommt, wo es sich totrennt, wo es nicht mehr zu neuen Erkenntnissen kommt. Wir hier im Kohlenpott haben immer auf unseren Meetings gesagt: hier ist Potential für Programmierer, ihre Programme am sogenannten TOTEN PUNKT, weiterzuverändern. Der geniale Martin ist nun der erste, der unsere geheimen Wünsche umsetzt. Also bravo. Nicht miesmachen, ja ?
Laßt mir den Marty und sein M-Chess Pro in Ruhe!!!
Ein weiteres High-Light ist , ganz im alten Modul-Stil, der Bericht auf Seite 51 ff. ! Hat Ossi den selber geschrieben ? Er spricht nämlich häufig über sich in der 3.Person singular.  Ein Bericht über das Welser-Turnier. Auch dort bestätigt sich, was die schwed.Elo-Liste anzeigt: The King 2 (hier immerhin mit 32 Mhz) schlägt alle anderen SCHACHPROGRAMME. Aber keiner von euch hat je gesagt, wie es gegen Menschen aussieht !! Hier ist es nämlich ganz anders. Weder die sagenumwobene 2600er-Lusche Fritz2, noch The King2 oder Genius zeigen im Spiel gegen Menschen starke Seiten. Es ist Gideon 3.0 & 3.1, es ist M-Chess Pro. Wir haben das hier in etlichen Partien herausgefunden. Mein alter Freund Bernd Kohlweyer hat mittlerweile ELO 2460 und tritt regelmäßig gegen alle meine Kinder an. Auch Kollege Horst Benstein hat viele Kinder (Mephisto 68030 60Mhz 8MB Hash; 80486-66 mit M-Chess Pro / Genius / Fritz2 und ChessMachine 32Mhz Gideon 3.0 & 3.1 sowie The King 2) und spielt sehr häufig gegen die Creme de la Creme der Deutschen Schach-Bundesligaspieler. Und auch hier ein einhelliges Ergebnis: The King 2 und Fritz2 sind es NICHT! Aber bei euch ist das ja anders. Zum Kopierschutz: Eine Top-Ware, wie z.B. Richard oder Marty oder ... oder ...   abliefern, verdient 100%igen Schutz !!
Es darf natürlich nicht zu grundsätzlichen Installationsschwierigkeiten kommen, wie bei The King2 oder Gideon 3.1 ! Aber dennoch: wir machen unser Hobby selbst kaputt wenn wir unsere Spitzenprogrammierer nicht belohnen. Apropos kaputtmachen: ich möchte nochmals darauf hinweisen daß IHR mit der Entscheidung: nur noch über PC-Programme zu berichten,
dem Computerschach SCHADET. Ihr werdet das jetzt nicht verstehen. Ihr werdet Argumente dagegen halten, aber das wird die Fakten nicht beseitigen: in der schwersten Stunde der Schachcomputerbranche, in Zeiten der Rezession und des Verfalls, den ihr ja sogar persifliert, also auch mitbekommt, laßt ihr die Schachcomputer im Stich. Die Schachcomputer, deren Hersteller, die Schachcomputer-Hobbyisten. Ihr laßt Sie alle allein. Weil ihr glaubt: die Schachcomputer hätten keine Chance mehr. So wie viele heute behaupten, das Buch hätte gegenüber den neuen Medien TV, Video, Datenträger, Bücher auf CD, keine Chance mehr. Lächerlich. Eine wirkliche Leseratte , die genießt, kann ein gutes Buch, edel und besonders, nicht eintauschen gegen einen Computer mit Bildschirm auf dem dasselbe steht. Das ist nicht dasselbe. Und das hat nichts mit Gewöhnung zu tun. GOLF spielt man eben nicht auf dem Bildschirm. Man kann es. Und man kann sich sogar daran gewöhnen Fußball / Golf / Billiard auf dem PC zu spielen. ABER: das ist nicht dasselbe wie selbst einzupatten, oder auf dem Rasen zu grätschen oder das Kö in Händen zu drehen.

Das ist nicht dasselbe. Und es ist eben natürlicher einen NICHT GESPRITZTEN Apfel zu essen, als einen grün anzuschauenden, mit Giften imitierenden Apfel, vielleicht gen-manipuliert. DAS HAT NICHTS MIT GEWÖHNUNG ZU TUN. 

Das werdet ihr nicht verstehen. Ihr scheint all die Jahre von 1978 - jetzt nicht mitgemacht zu haben. Habt ihr nur geblufft ? Mochtet Ihr Computerschach nicht ? Es gibt einen Unterschied zwischen Schachcomputer und Computerschach, insbesondere zwischen Schachcomputer und PC-Schach.
Das ist:  Da ist ein Flair, ein Ambiente, das damit zusammenhängt,
ein Brett in 3d vor sich zu haben. Figuren zu berühren. Ästhetik. Ambiente. Atmosphäre. Wie wäre es, bei einem Schachturnier wie den offenen Schachtagen in Dortmund, die Spieler jeweils vor PC's sitzen zu sehen, vor einem Schachbrett , mit Maus Züge ausführend anstatt an einem Brett.  Es redet auch keiner von der Problematik des Energieverbrauchs von PC's. Denn es gibt auf dieser Welt ein
Umweltproblem. Es spricht keiner davon was aus dem ganzen PC-Schrott wird. Was aus unseren alten Schachcomputern wird - das wissen wir jetzt ! Sie werden gesammelt und als Oldies in Schachcomputermuseen aufgebahrt. Im Übrigen halte ich den "gut recherchierten" Artikel (Seite 44) für einen Witz: Ich kenne keinen Schachcomputer der wegen des von euch beschriebenen Effektes nicht mehr funktioniert. Auch habe ich noch nie das böse Omen erlebt, daß ein magnetischer Datenträger SICH SELBST LÖSCHT, im Laufe der Jahre. Also: Natur ist Natur. Natur ist nicht Gewöhnung. Da verwechselt ihr was. Schach ist ein natürliches Spiel. Und eine guter Schachcomputer ist viel natürlicher als ein PC.  Wenn IHR so weiter macht wie jetzt, haltet Ihr die katholische oder evangelische Kirche und deren Mitglieder tatsächlich demnächst noch für Christen !! (und dann auch Jesus selbst gar noch für einen solchen Amtskirchenchristen ! Lächerlich!!)  Und noch später werdet ihr Porno/Erotik Filme (ihr wißt schon welche ich meine - diese flachen, die bei uns für die deutschen Spießonanierer am Wochenend laufen) für viel natürlicher halten als Sex zwischen Menschen, und noch später werdet ihr das glauben was die Werbung oder die Politiker sagen. Und noch später  werdet ihr sagen, der Mensch sei die Krone der Schöpfung, und das ersehe man an seinen Früchten. Ihr seid echt dabei vollkommen abzuheben ! Sicherlich: am schönsten wäre es die Menschen spielten wieder live am Brett gegen einen anderen Menschen. Aber es ist auch schön ein Mensch, der gestreßt von der Arbeit kommt , setzt sich zuhause vor seinen Exklusive mit MM5 und spielt ein wenig Schach. Mir würde jedoch grauen davor, ihn an den PC zu zwingen.

Aber Ihr tut das. Naja. Ich liebe Menschen. Und mit Menschen sein. Und keiner kriegt mich öfter als notwendig vor so einen "den PC der nicht mal den Charme eines Macintosh hat, und der nach Jahren des Erscheinens seinen  Benutzern noch immer Hilfskurse in: wie gestalte ich meine Config.Sys und Autoexec.bat  RICHTIG abverlangt, als gäbe es nichts besseres in der Freizeit zu tun. Jeder Flirt mit Silke macht mehr Spaß als ein Einstellen des EMM386-treibers der Config.Sys. Ein Lächeln von ihr entzückt mein Gemüt mehr als alle 384 KB-Hash Tables von Genius.

Ihr habt euch scheinbar letztendlich zu dem entwickelt, wo sie anderen auch schon hin sind:
zu den Wasserträgern dieser Überflußgesellschaft. Ihr zeigt den Leuten wie sie Ihr Aquarium verschönern, ihre Amateurantenne noch leistungsstärker machen, und ihren PC-richtig konfigurieren.

Ihr zeigt ihnen nicht, was wichtiger ist.

Ich bin enttäuscht. Ich bin sehr enttäuscht. Wo ist euer Funken Phantasie im Elektronenhirn geblieben ?

Ihr zeigt den Leuten wie sie richtig diäten, ihr habt die Hara-Putzzeug-Sortimente, die den Leuten helfen noch gründlicher zu putzen, aber die eigene Welt den Orkus hinunterzuspülen.

Ihr seid dabei. Ihr seid dabei.

Ihr habt euch selbst versenkt. In ein Korsett aus Blech und CPU, mit Secondary-Level cache und Smartdrive. Mit DX und SX und real-mode. Daran werdet ihr untergehen. Wie alle die auf Hardware und Software setzen, pleite gehen.


Da gehört ihr hin. Warum habt ihr je Schach gespielt. Ihr seid so romantisch wie Boris Becker. Wahrscheinlich haben selbst die Polgars mehr Humor und Sinn für Sinnlichkeit als ihr. Oder Martina Navratilowa.

Ach, es ist sinnlos.

Ich habe mich mit vielen unterhalten die früher MODUL lasen. Sie alle haben gespürt: es ist weg. Sie haben euch natürlich nicht alle geschrieben. Aber Ihr werdet es merken daran, wie  wenig Leute eure neue Zeitschrift lesen wollen.

Packt ein !

Ich bin auch sauer, weil ich euch lieber gelesen habe, als meine eigene Zeitschrift.

Aber auch das werdet ihr nicht verstehen.


So Leute - das ist also die neue PC-Schach !

Kamilla sagt: "Es gibt keine Liebe!"

Und Silke meinte immer: "Du kennst deine Grenzen nicht, Thorsten!"

Patricia  hat gesagt: " Ich liebe Tiere sehr gerne. Am Liebsten mag ich Bären!",und ein wenig später dann: "Vom Schachspiel weiß ich leider nur, wie die einzelnen Figuren bewegt werden dürfen, mehr nicht."

Anne hat immer: "ach Torti" gesagt. Und nur Sie durfte das.

Und Nicole meinte letztens noch am Telefon:
" Der Mensch kann sich nicht selbst erlösen! Er ist von Geburt an böse!" Und sie sagte das, gerade weil sie sich Christ nennt.


Wer hat recht ?

Eure neue PC-Schach macht sich gegen diese letzten Geheimnisse derart schwach, daß ich es bedaure. Selbst Spock erscheint das logisch.

Seid mir deswegen nicht böse.


Es gibt keine Modul mehr. Mehr ist nicht zu sagen.

T.C.
Der Milton Vollautomat -
Charakter eingebaut


Die Oldie-Ecke ist bei unseren Lesern überwiegend gut angekommen,  aber es  wurde  einige Male gerügt,  daß wir bislang  Programme  vorgestellt haben,  die recht häufig verkauft wurden und auch solchen Freunden  des elektronischen Schachs bekannt waren,  die dieses Hobby noch nicht seit den Anfängen mitverfolgt haben.
Aber die beiden Redakteure wollten die Gelegenheit nutzen und ihre ganz persönlichen Lieblinge vorstellen.
Wir   wollten   aber  auch  anderen   die   Möglichkeit   geben,   ihre Lieblingscomputer  vorzustellen.  Hier nun der Bericht über den  Milton von  Manfred Vellmer,  seines Zeichens Schachcomputersammler,  mit  ein paar Ergänzungen zur Historie von Karsten Bauermeister.

Dem  geneigten  Leser ist sicherlich bekannt,  nach  welchen  Kriterien Schachcomputer  üblicherweise bewertet werden:  Spielstärke  und  Preis sind  die  gängigsten  Merkmale,   nach  denen  unsere   elektronischen Schachfreunde in die jeweiligen Schubladen sortiert werden.
Etwas seltener wird nach ihrem Charakter geforscht,  da sich dies nicht unmittelbar  in  Umsatz und Marktanteile  umrechnen  läßt.  Für  solche unzeitgemäßen  Betrachtungen eignen sich deshalb eher unsere  Veteranen im Wettlauf Silizium gegen Geist.

Ein  besonders  beeindruckendes Exemplar dieser  seltenen  Gattung  von charaktervollem Plastik ist zweifellos der Milton Vollautomat.
Als er 1983 in den Kaufhäusern seine ersten Auftritte hatte,  entlockte er dem staunenden Publikum nicht nur Ahs und Ohs,  sondern erweckte bei dem einen und anderen auch den Eindruck von technischer Hexerei.

Dem   schachcomputergeschichtlich  nicht  so  bewanderten   Leser   sei mitgeteilt,  daß  das  Objekt unserer Betrachtung die Figuren  wie  von Geisterhand  bewegt,  vollautomatisch  über das  Spielfeld  zieht.  Per AUTOPLAY absolvierte er als "Selbstbeweger" im eigentlichen Sinne ganze Partien einschließlich Aufsetzen der Grundstellung.

Demjenigen,  der sich in der Geschichte unseres Hobbys  auskennt,  wird jetzt  sicherlich der schachspielende "Türke" des Barons  von  Kempelen oder  - als die Urenkel dieser Mogelkommode - der NOVAG Robot  und  der Handroid von Applied Concepts einfallen.
Ein anderes Exemplar dieser Schachcomputer-Spezies mit Roboterarm hatte seinen beeindruckenden Auftritt in der Fern(seh)partie Levy:Chess 4.8  im  Jahre 1979.  Man erinnere sich nur daran,  wie  die  blitzende Edelstahlklaue zum Remisschluß nach vorn schnellte und den armen  David Levy praktisch zwang,  dieser geballten Ladung Feinmechanik die  "Hand" zu schütteln.
Im Gegensatz dazu vermittelt der elegant agierende Milton in kaum  noch zu  überbietender Weise den Eindruck des  automatischen  Schachspielers und   verkörpert   damit   in   reiner   Form   die   Faszination   des Computerschachs.
Dies  liegt  nicht  so  sehr  an  seinen  (beschränkten)  spielerischen Fähigkeiten,  sondern daran,  daß die in Chips geborenen  Geistesblitze nun  auch noch selbsttätig auf den 64 Feldern  ausgeführt  werden;  der menschliche Spieler wird als Setzhelfer überflüssig.  Dies zerstört vom menschlichen Überlegenheitsgefühl auch noch den letzten Rest, der darin bestand, die verzweifelt mit den LEDs blinkenden Schachcomputer zappeln zu lassen und den Vollzug des eigenen Untergangs zu  verhindern,  indem der angezeigte Zug einfach nicht ausgeführt wird.

Doch zurück in die Niederungen von Hard- und Software.  Die Spielstärke des Milton entspricht leider nicht seinen Fähigkeiten.  Ein Grund, beim Betrachter   philosophische   Spekulationen   über   das   Wesen    des Schachcomputers an sich hervorzurufen.

Um einen historischen Test zu zitieren:
Ein  Vergleich  mit dem NOVAG Robot in  der  Piel'schen 
SCHACHCOMPUTER Edition 6/83 endete für unseren Charakterspieler mit einem 5:1 Verlust, wobei eher die Art des Zustandekommens als die Höhe den Milton schlecht aussehen  läßt.  Die Spielanlage ist dürftig und wie in  noch  früheren Schachcomputertagen  wird  die Dame bereits während der  Eröffnung  ins Spiel gebracht.  Die Grundzüge des positionellen Spiels sind ihm völlig fremd.  Das Programm stammt von den renommierten Autoren O'Connell  und Levy,  wobei letzterer immerhin für den kommerziellen Weltmeister 1981, den Mark V,  verantwortlich zeichnet. 


Eine kleine Testpartie gegen das Mark  VI-Programm aus 1983 gefällig?  (Freunde des  Schachspiels  bitte  wegsehen):

1.d4 Sf6 2.c4 c5 3.Sf3 cd 4.Dd4: e6 5.Sc3 Sc6 6.De3 Le7 7.Sd4 O-O 8.Ld2 Sd4:  9.Dd4:  b6 10.Td1 Lb7 11.Lf4 Lc6 12.Dd3 Sh5 13.Le3 Tc8 14.Dd2 Lf6 15.c5 b5 16.Tg1 b4 17.Sb1 Dc7 18.h3 Dh2 19.f3 Lh4+ 20.  Lf2 Dg1:  21.g3 Lg3:  22.e4  Lb5  23.Dd4 Df1:+ 24.Kd2 Df2:+  25.Df2:  Lf2:  26.a3  Lc5:
          

Hier habe ich mit Grausen abgebrochen.

Das  Outfit besticht durch schlichte Eleganz,  nur knarrt das  schwarze Bakelit  bei jeder festeren Berührung und läßt so Reminiszenzen an  die Plastikkultur der 50iger Jahre aufkommen.
Die Bedienung ist trotz Mehrfunktionstasten und vielen Leuchtkontrollen etwas  mühsam.   Auf  kuriose  Weise  werden  sogenannte  Zugvorschläge gemacht:  die Figur,  von deren Zugmöglichkeiten der Milton sich  etwas verspricht,  wackelt auf ihrem Feld hin und her.  Dies hat die immerhin pädagogische Konsequenz, daß man sich das optimale Zielfeld noch selbst überlegen muß.

Als besonderen Service für schlechte Schachspieler, die nicht verlieren können,  besitzt der Milton eine Art worst-move-Stufe. Hierbei versucht er   durchaus  zielstrebig,   sich  selbst  in  eine  Mattstellung   zu manövrieren.  Dies  bietet Gelegenheit zu einer noch nicht  erforschten Schachvariante:  Mensch und Computer bemühen sich,  den Gegner  jeweils zum Sieg zu zwingen,  getreu dem Motto "Vom ersten Zug auf Matt" - aber das eigene !

Der  Siegeswille  geht ihm auch bei normalen Partien  ab.  Der  Milton-Werbung ist nicht nur in diesem Fall zu widersprechen (O-Ton):  "Obwohl jedes Spiel anders verläuft, endet es immer mit Matt."

Diese  Kuriositäten und Unzulänglichkeiten machen aber gerade  zusammen mit  dem eifrigen Figurenschieben die Besonderheit des Milton  aus.  Er ist  damit einer meiner liebsten Schachcomputer-Altertümer.  Auch  wenn ich  nicht  mehr mit ihm die Klingen kreuze,  einen  Zweck  erfüllt  er immer:
Wenn  verständnislose Besucher mich nach dem Grund meines  Spleens  für Schachcomputer  fragen,  brauche  ich nur den  Milton  vorzuführen;  er beeindruckt noch jeden !


Manfred Vellmer




Nachwort  dazu:

Irgendwann 1982 beschloß man bei Milton Bradley (MB) in Amerika in  den damals  noch  boomenden Schachcomputermarkt  einzusteigen  mit   einem eigenen Modell. Da die Amerikaner schon immer einen wesentlich größeren Spieltrieb  besaßen und das neue Modell natürlich vornehmlich  für  den heimischen  Markt  vorgesehen war,  wurde die Spielstärke  der  Technik untergeordnet.  Im  Frühjahr  1983  kam dann  das  erste  Exemplar  zur Spielwarenmesse  in  Nürnberg  nach  Europa.   Das  Programm  war  eine Weiterentwicklung des
MK V / MK VI-Programmes aus der Software-Schmiede von David Levy, die Technik wurde bei MB gebaut.

Doch  nicht nur in Deutschland verstaubte der Milton  schließlich  fast ausschließlich in diversen Schaufenstern, denn hingucken, das taten wir alle  damals,  als er zum Weihnachtsgeschäft 1983 endlich in die  Läden  kam,  aber gekauft haben ihn dann doch nur wenige, was angesichts eines Ladenpreises  von 1498,- DM auch nicht verwundert,  denn  das  Programm genügte nicht gerade hohen Ansprüchen.

Heute  werden Milton kaum noch angeboten und wenn doch einmal einer  zu verkaufen ist, so muß man immer noch etwa
600,- DM für den Selbstzieher bezahlen.  Potentielle  Kunden sollten jedoch unbedingt darauf  achten, daß  der Adapter mitgeliefert wird,  denn dieser ist dreipolig und  mit Batterien läuft der Milton natürlich nicht.

1987 kam dann der damalige Chef von Fidelity Elektronics,  Sid  Samole, auf  die  Idee  das Projekt neu aufleben  zu  lassen,  aber  mit  einem wesentlich stärkeren Programm. Er kaufte MB die alten Fertigungsanlagen ab (wahrscheinlich für n'Appel und n'Ei!), wies Dan und Kaethe Spraklen an,   eines  ihrer  8-Bit  mit  der  Steuerungselektronik  des   Milton kompatibel zu machen,  verpasste dem Ding noch ein Display und  brachte das Ganze dann als
Fidelity Phantom auf den Markt.  Angeblich wurden in den  ersten Wochen schnell die für das ganze Jahr geplanten 6000  Stück abgesetzt, so daß neue Exemplare nachgeschoben wurden. Später, nach der Übernahme durch Hegener+Glaser wurde der Phantom dann auch als Mephisto Phantom  angeboten,  bei  dem der Fidelity-Schriftzug durch  einen  von Mephisto überklebt wurde. 

Wieder kostete das Gerät
1498,- DM.  Doch in Deutschland lief auch dieses Gerät nicht besonders und Ende 1991 wurden dann die letzten Exemplare zum Schleuderpreis von 498,- DM verkauft.
Es  ist jedoch abzusehen,  daß auch dieser Computer dereinst einmal  zu einem
Klassiker heranreifen wird,  schon wegen seiner Fähigkeit  selbst zu ziehen.
Inzwischen  ist  in Amerika noch eine weitere Variante des  Phantom  im Verkauf: Der
Chesster Phantom . Er zieht nicht nur selbst,  sondern demütigt seinen Gegner auch noch im
Stile  des  Chesster mit gesprochenen  Kommentaren.  Als  weiteren  Gag schaltete er sich selbst ein, wenn man sich dem Computer nähert!
Hans-Peter  Ketterling  hat  dieses  Gerät in  der  Rochade  4/92  kurz vorgestellt.  Leider  ist  jedoch  ein  Verkauf  in  Deutschland  nicht vorgesehen.
Tja,  wenn  Milton  damals geahnt hätte,  welche  Karriere  dem  Milton bevorsteht, dann hätten sie ihn wohl kaum eingestellt!

Karsten Bauermeister


Warum das Saitek Sparc-Modul nicht über 50% kommt:

Ich glaube nicht, daß der Sparc so schlecht Schach spielen würde, wenn er nur fehlerbereinigt wäre.

Geben Sie folgende Stellung ein.
Nach langem Warten und nach ungefähr 10 Halbzügen Rechentiefe
hat der Sparc eine
interessante Variante für Sie bereit.
Sicherlich zu empfehlen ist das folgende Abspiel, sozusagen
ein Spracklensches Damenopfer:

POS:

WKg1 De5 Ta8e1 Lc2d4 b4d6g2h2
SKh8 Dg8 Tb7f8 Lc7 Sf6 b5c4g7h7

1.Td8 Df4 2.Sd5
Le4?? 3.Sxf4 d7 1,80 im 10.Halbzug !!!

Mit +1,80 wird hier großzügig die Dame gegeben.

Auch wenn der Zug
2...Le4 vielleicht nie vom Sparc aktiv gespielt
wird, so bereitet es mir doch großes Kopfzerbrechen, so einen Zug
überhaupt für längere Zeit in der Haupvariante des Gerätes stehen
zu sehen.

Dies ist nicht die einzige Variante. Solche Geschichten macht der
Sparc in
Regelmäßigkeit, nur merkt es selten einer, weil nicht immer
einer die
ganze Hauptvariante beachtet, oder mittels Schnittstelle
mitprotokolliert, wie ich das tue.
Ganz zu Anfang schon habe ich Saitek mittels Herrn Niggemann (der das Gerät ja sogar immer bei den WM's bedient) darauf hingewiesen.

Aus den Entgegnungen darauf konnte ich dann zwischen den Zeilen lesen, daß Saitek sich wohl von den Spracklens getrennt hätte, und die Chance jemals eine stärkere oder updatete Version zu bekommen, hinfällig sei.

Darauf hatte man die glänzende Idee, das Hiarc'sche Programm Mark Uniackes, das ja bei den WM's immer auf einer Sparc-Station lief, also mühelos auf das Sparc-Modul zu adaptieren gewesen wäre, für Saiteks Sparc-Modul auch wirklich zu gewinnen.
Doch die Firma Saitek sah sich bis heute nicht in der Lage Herrn Uniacke ein Angebot zu machen, das über das Monatsgehalt einer Putzfrau hinausgewachsen wäre !

Wie schön doch zu sehen, was findige Schweizer alles so für Weltbilder  haben!

Deshalb gibt es keinen Hiarcs im Sparc-Modul.

Die Firma Saitek war noch nie helle. Eher immer etwas unterbelichtet.
Das soll auch in Zukunft so bleiben. Man will ja nicht auffallen.
Wer gedacht hätte mit dem Untergang Hegener+Glasers würde ein wenig Leben, ein wenig Bewegung in den drögen Schachcomputer- alltag kommen, der wurde enttäuscht. Es wurde noch dunkler.

Nun können die Pfeifen von einst die Spiele ganz unter sich ausmachen.
Uns brauchen sie dann nur noch zum bezahlen ihrer Produkte. Aber wer will die Dinger kaufen, bei soviel Fehlkonstruktion. Ich empfehle der Firma Saitek, ihre Geräte an die sie herstellenden Roboter zu verscherbeln, oder besser , an die Chinesen, die sie zusammengebaut haben (unter Schweizer Aufsicht!).
Waaas ? Die haben selber nicht das Geld dazu, eben weil sie sowas bauen ?
Nun - laßt es euch gesagt sein: wir haben das Geld diese schönen Produkte zu kaufen. Aber sie sind längst faul und nicht mehr schön.

Warum das Sparc Modul trotz aller Bemühungen nie über 50% kommt ?

Wohl weil in jeder 2.Partie der Sparc freiwillig im Suchbaum (ganz für sich allein) die Figuren opfert, und dadurch in der Baumsuche ein wenig den Überblick verliert.

Allerdings - selbst ein buggy Sparc hat bei mir 5:5 gegen meinen Tasc R30 gespielt!


T.C.