für CSS 6/87 Weihnachtsturnier 87 von Thorsten Czub Vielleicht erinnern Sie sich noch des verspäteten Weihnachtsturniers aus der CSS 1/87 ! Damals wurde ein neuer Stern am glitzernden Computerhimmel geboren, der Leonardo Maestro A 6 Mhz. Und während ich mir die Weihnacht 1986 um die Ohren schlug, pirschte er sich vorbei an Excellence, seinem Vorgänger Turbostar KSO, dem damals vielgepriesenen Neuling Rebell 5,0 und schließlich dem Supertaktiker Forte A. Viel Wasser ist indes den Computerevolutionsfluß hinabgerauscht. Längst ist ein Forte B, ein Maestro B, ein Rebell Nachfolger MM IV und ein neues Rennpferd von Fidelity, der Excel 68000, erschienen und bedürfen eines Kräftemessens. Grund genug für mich, auch diesmal den Adventskalender zu verkaufen und mich statt dessen an die Geräte zu setzen um ihnen ihre Spielstärke zu entlocken. Beim letzten großen Turnier kämpften bei mir ganze 5 Recken ihre 100 Partien durch. Dieses Turnier nimmt sich dagegen eher bescheiden (?!? was meinen Sie?) aus, was die Anzahl der Partien angeht: Bei 4 Gegnern lediglich 60 Partien! Dafür wurden diesmal jedoch ausgesprochen schöne Partien gespielt, nicht zuletzt deshalb weil allein 3 gute positionelle Programme mitspielten (Psion, Maestro, MM IV). Doch warum fiel die Wahl der Gegner dieses Turniers auf diese 4 Geräte? Wer soll / kann / "darf" mitspielen: Auf alle Fälle mußte ich den Testsieger vom letzten mal mit hineinnehmen, dadurch wäre ein Referenzgerät mit von der Partie. Von Novag hätte ich gerne einen Superforte/Expert mit dabei gehabt, leider war das Gerät jedoch nicht verfügbar. Außerdem!: Der Forte A hat mir mit seinen 40 Turnierpartien derartig den Magen verdorben, daß ich mir geschworen habe, diesmal keine Tortur ertragen zu wollen. Sorry Leute, aber ich halte keine weiteren 30 Forte (ob A oder B) Partien mehr aus. Hersteller bleiben Computer-WMs fern, weil sie den Vergleich scheuen, diesmal lasse ich ein Gerät fernbleiben, weil ich es nicht ertrage derartig fade Partien über mich ergehen lassen zu müssen. Nein, Scherz beiseite: ich halte es für unsinnig, wenn neue Geräte einer Firma in Aussicht stehen, unnötig viel über die Vorgängermodelle zu verkünden. Von H+G mußte unbedingt der MM IV herein, über den ich mich ja schon in CSS 5/87 wohlwollend geäußert habe. Ich gebe es zu, ich habe mich in den Kasten verliebt. Er hat mein Herz mit schönen Partien und originellem Spiel, erobert. Fidelity war mit einem Excel 68000 vertreten! Welche Version das war, kann ich nicht sagen, ich weiß es auch nicht. Fest steht nur, ich hatte dieselbe Version wie Dirk Frickenschmidt, der über den Excel in aller Ausführlichkeit in diesem Heft berichtet. Die Gründe für diese meine, sowie auch Dirks Unwissenheit entnehmen sie bitte der entsprechenden Passage über die Zusammenarbeit mit den "entsprechenden Stellen" bei Fidelity, hier in Deutschland, aus Dirks Artikel. Unbedingt herein mußte auch PSION Atari ST, ein Programm über welches unsere Leser dank der Berichterstattung der CSS bestens informiert sein müßten, zumal sich PSION noch in der Ausgabe 5/87 in der schwedischen Elo-Liste etablieren konnte (wenn ich ihn jedoch auch vor Excell 68000 setzen würde!). Alle anderen neuen Geräte erreichten mich entweder zu spät, oder haben sich bis heute noch nicht bei mir vorgestellt, zu nennen wäre da: Mephisto Roma, Turbo-King/Stratos, Super-Forte /-Expert, Leonardo Maestro B / Analyst ... doch vielleicht kommt das noch? Und hier die Ergebnistabelle: Platz Name MM IV PSION EXCEL MAE6A Punkte insg. 1. MM IV xxxxx 6 5,5 5,5 17 2. PSION ST 4 xxxxx 6,5 5,5 16 3. EXCEL 68000 4,5 3,5 xxxxx 6 14 4. MAESTRO 6A 4,5 4,5 4 xxxxx 13 ---- 60 Sieg des 8-Biters über die 16-Biter: Ja ist es denn möglich? Sehen ihre Augen richtig? Hat da der MM IV den ersten Platz noch vor PSION, vor EXCEL, also zwei 68000er -Systemen? Jawohl! Er kanns! Wo liegen die Gründe für diesen Überholvorgang? Und warum ging der einstige Turniersieger Maestro 6A diesmal so schmählich baden? Punkte sagen da nichts aus. Hier zählt einzig die Beobachtung sämt- licher Zugeinschätzungen der Computer, aller für die Begegnung relevanten Partien. Es reicht nicht, daß man weiß, ein Computer ge- winnt in der x.Partie. Wichtig ist (z.B.): Weiß der Computer, ob er gewinnen wird? Oder wird er vom Gegner geradezu gezwungen, zu gewinnen? Begegnungen: Hier also ein Einblick in die interessantesten Begegnungen: EXCEL 68000 VERSUS MAESTRO A 6MHZ: Keinen leichten Gegner hatte sich der neue Fidelity zum Einstand ausgesucht. Der Testsieger des letzten Turniers überzeugte durch kunstvoll gewundenes Positionsspiel und feinste Springermanöver, die mittlerweile sprichwörtlich geworden sind. Doch groß war der technische Unterschied der beiden Gegner: Auf der einen Seite ein Plastikgehäuse mit neuem 16-Bit-Prozessor des- sen vielfältige Möglichkeiten dem Programmierer keine Barrieren in den Weg legen, auf der anderen Seite ein gediegen gearbeiteter großer Holzkasten, mit einem Uraltherz, dem 6502 dessen Takt immer- hin noch 6 Mhz beträgt. Jedoch, wies der Maestro die alten Fidelitys noch in die Schranken, so unterlag lag er diesmal, wohl an Herzensschwäche. Das alle Ecken und Felder umgreifende Schach des Neuen Excel (das seit Urzeiten schon Markenzeichen der Fidelitys war), diesmal beruhte es auf einem neuen Programmkonzept, dessen Auswirkungen dem Maestro gar nicht lagen. 1.TURNIERPARTIE EXCEL 68000:MAESTRO A 6MHZ In dieser Partie erwischte den Maestro die fatale Öffnung der c-Linie glatt im Nacken: 1. e2-e4 c7-c6 2. d2-d4 d7-d5 3. Sb1-c3 d5xe4 4. Sc3xe4 Lc8-f5 5. Se4-g3 Lf5-g6 6. h2-h4 h7-h6 7. Sg1-f3 Sb8-d7 8. h4-h5 Lg6-h7 9. Lf1-d3 Lh7xd3 10. Dd1xd3 Dd8-c7 11. Lc1-d2 e7-e6 12. Dd3-e2 Sg8-f6 13. c2-c4 Lf8-d6 14. Sg3-f5 O-O 15. Sf5xd6 Dc7xd6 16. O-O-O Naja, verschiedene Rochaden versprechen ja einen heißen Kampf! Besser ist hier jedoch 16.Lc3. b7-b5 Der Excel zeigt deutlich, er weiß worum es geht! 17. c4xb5? Das ist ein schwerer Fehler! Der Maestro unterschätzt die offene c-Linie. Besser und sicherer wäre 17.Kb1 gewesen. c6xb5 18. De2xb5 a7-a6 19. Db5-b4 Dd6-c6+ 20. Db4-c3 Wiederum 20.Kb1. Dc6-e4 Jetzt hilft nur noch beten. 21. Dc3-a5 Tf8-c8+ 22. Ld2-c3 Sf6-d5 23. Td1-e1 De4-f5 24. Da5-a3 Sd5-f4 25. Sf3-e5 Sd7xe5 26. d4xe5 Sf4-d3+ 27. Kc1-d1 Tc8-d8 28. Lc3-d2 Sd3xe1 29. Th1xe1 Td8xd2+ 30. Kd1xd2 Df5xf2+ 31. Te1-e2 Ta8-d8+ 32. Da3-d3 Td8xd3+ 33. Kd2xd3 Df2-f5+ 34. Kd3-d2 0:1 So scheiterte der Maestro an seiner typischen Schwäche, der Königssicherheit. Wie keine andere zeigt die nächste Partie das brettumspannende Walten des Excels. Beobachten sie wo er überall ist. Und schauen sie sich auch den sterbenden Maestro an. Noch nie sah ich ihn so schnell von der Bühne treten. 5.TURNIERPARTIE EXCEL 68000:MAESTRO A 6MHZ 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sg8-f6 3. d2-d4 Sf6xe4 4. Lf1-d3 d7-d5 5. Sf3xe5 Sb8-d7 6. Sb1-d2 Se4xd2? An dieser Stelle wäre 6.Sxe5 besser gewesen. Der Tausch entwickelt nur eine weiße Figur. 7. Lc1xd2 c7-c5? Wiederum mußte Sxe5 erfolgen. Was hielt den Maestro 6A davon ab, diesen Tausch in die Wege zu leiten? 8. Ld3-b5 c5xd4 9. Dd1-e2 Dd8-e7 10. O-O-O De7-e6? Der letzte Fehler? 11. Th1-e1 Ke8-d8 12. De2-h5 g7-g6 13. Dh5-h4+ Lf8-e7 14. Ld2-a5+ Kd8-e8 Es brennt eben an allen Ecken und Enden, und kommt der König da nicht gerade her? 15. Dh4xd4 Le7-g5+ 16. Kc1-b1 Lg5-f6 17. Dd4xd5 De6xd5 18. Td1xd5 Ke8-f8 19. Se5xd7+ Lc8xd7 Es hat keinen Sinn mehr! 1:0 MM IV VERSUS PSION ATARI ST: Es mußte ja mal kommen, daß der kleine Amsterdam, der ATARI ST mit PSION das Nachsehen findet. Erstmalig kann er den 8-Bitern nicht mehr standhalten. Was dem Rebell nicht gelang, der MM IV schafft es. Das Abschneiden in diesen 10 Partien als auch in diesem ganzen Tur- nier wird mich zu einer neueren Einschätzung zwingen. Hier ein Beispiel: 9.TURNIERPARTIE MM IV:PSION 1. d2-d4 d7-d5 2. c2-c4 Sb8-c6 3. e2-e3 e7-e6 4. Sg1-f3 Sg8-f6 5. Lf1-d3 Lf8-b4+ 6. Lc1-d2 O-O 7. O-O Sf6-e4 8. Dd1-c2 Lb4xd2 9. Ld3xe4 d5xe4 10. Sf3xd2 f7-f5 11. Dc2-c3 b7-b6 12. b2-b4 Lc8-b7 13. Sb1-a3 Dd8-f6 14. b4-b5 Sc6-e7 15. Tf1-e1 Df6-h4 16. h2-h3 Dh4-g5 17. Ta1-d1 Se7-g6 18. c4-c5 Lb7-d5 19. Sa3-c4 a7-a6 20. a2-a4 a6xb5 21. a4xb5 b6xc5 22. d4xc5 Tf8-b8 23. Td1-b1 Ta8-a2 24. Te1-d1 Tb8-a8 25. b5-b6 c7xb6 26. c5xb6 Dg5-e7 27. Tb1-b5 Ta8-a4 28. Sc4-a5 Ld5-b7 29. Sa5xb7 De7xb7 30. Dc3-c7 Db7xc7 31. b6xc7 Sg6-e7 32. Tb5-b8+ Kg8-f7 1:0 Und Psion streckte die Waffen. PSION ATARI ST VERSUS EXCEL 68000: Den Kampf der beiden 68000-Systeme verfolgte ich natürlich mit heißer Neugier. Würde der Excel dem kleinen Lang-Programm den Garaus machen? Leider, so muß man unumwunden zugeben, ist das nicht der Fall. Selbst dieses Personal-Computer-Programm, welches nicht nur 4MHz langsamer läuft als ein Mephisto Amsterdam, macht dem Excel zu schaffen. Und dabei muß der Atari neben dem Schachspielen noch die Grafik und Mausabfrage verwalten. Das reicht dennoch zu solchen Stürmen: 6.TURNIERPARTIE PSION:EXCEL 68000 1. c2-c4 c7-c5 2. Sg1-f3 Sg8-f6 3. d2-d4 c5xd4 4. Sf3xd4 e7-e6 5. Sb1-c3 Sb8-c6 6. Sd4-b5 Lf8-c5 7. Sb5-d6+ Ke8-f8 8. e2-e3 Kf8-g8 9. Lf1-e2 Lc5-b4 10. O-O Lb4xc3 11. b2xc3 h7-h5 12. Ta1-b1 b7-b6 13. e3-e4 h5-h4 14. Lc1-g5 Lc8-a6 15. f2-f4 Dd8-c7 16. Lg5xf6 g7xf6 17. Sd6-b5 Dc7-d8 18. Tf1-f3 Kg8-g7 19. Tf3-d3 La6-c8 20. Le2-h5 Sc6-e7 21. Dd1-g4+ Kg7-f8 22. Sb5-d6 Th8-h7 23. Lh5xf7 Th7xf7 24. Dg4xh4 Tf7-g7 25. Dh4xf6+ Kf8-g8 26. Td3-h3 Se7-c6 27. Df6-h6 Kg8-f8 28. Th3-g3 Dd8-g5 29. Tg3xg5 Kf8-e7 30. Sd6xc8+ Ta8xc8 31. Tg5xg7+ 1:0 MM IV VERSUS MAESTRO A 6MHZ: Wie schon in meiner Spielstärkeeinschätzung des MM IVs in CSS 5/87, Seite 14-15 berichtet, ging der Rückkampf des Rebell Nachfolgers gegen Maestro knapp aus. Hier noch eine Partie. 5.TURNIERPARTIE MM IV:MAESTRO A 6MHZ 1. d2-d4 Sg8-f6 2. Sg1-f3 e7-e6 3. Lc1-g5 d7-d5 4. e2-e3 Lf8-b4+ 5. c2-c3 Lb4-d6 6. Lf1-d3 h7-h6 7. Lg5xf6 Dd8xf6 8. O-O Sb8-d7 9. Sb1-d2 c7-c5 10. e3-e4 Df6-g6 11. Dd1-e2 c5-c4 12. Ld3-b1 Dg6-h5 13. e4-e5 Ld6-c7 14. Lb1-c2 b7-b5 15. a2-a4 b5xa4 16. Lc2xa4 a7-a5 17. b2-b3 c4xb3 18. Sd2xb3 Lc7-b6 19. Tf1-b1 Ta8-a7 20. Sb3-c5 Lb6xc5 21. La4xd7+ Ta7xd7 22. d4xc5 O-O 23. Ta1xa5 Dh5-g6 24. Tb1-b6 Td7-b7 25. De2-e1 Tb7-c7 26. Sf3-d4 Dg6-d3 27. c5-c6 Tf8-e8 28. Ta5-a8 Lc8-d7 29. Ta8xe8+ Ld7xe8 30. Tb6-b8 Kg8-f8 31. Sd4-b5 Tc7-c8 32. Tb8xc8 Dd3xb5 33. De1-a1 g7-g5 34. Tc8xe8+ Kf8-g7 35. c6-c7 Db5xe8 36. Da1-a6 g5-g4 37. c7-c8/D 1:0 FAZIT: Der Maestro A 6Mhz ist von den neuen Computern überrundet worden. Mittlerweile hat er ausgedient. Sein Nachfolger, der Maestro B ist deutlich stärker geworden, viele Fehler des Maestro A's selbst in diesem Artikel werden vom Maestro B gemeistert, so z.B. wäre er auf die Angriffe des Excel 68000 in seiner 5.Turnierpartie gegen den Maestro 6A nicht hereingefallen. Mal abwarten was der Maestro B bringt. Der Excel 68000 ist nicht in der Lage die Vorrangstellung Richard Langs bei der Programmierung des 68000er Prozessors zu stoppen. Meines Erachtens ist es dafür auch noch immer zu früh. Viel eher wird es wohl den 6502-Recken, den Programmierern der alten Stunde gelingen, an die großen Mephistos heranzukommen, als jemand den Langschen Programmierstandard erreicht. Für mich ist der Excel jedoch ein gut mithaltender (2 mal) "8-Biter". Sicherlich, er wird es nicht einfach haben, aber vielleicht bringen die kommenden Excel-Versionen ja noch etwas mehr an Spielstärke. Für viele ParEX Besitzer kommt jedenfalls endlich die Zeit eines Displays, einer interessanten freiwählbaren Rollieranzeige a la Hegener+Glaser. Ja, das spielstärkste nicht auf reinen Schachcomputern laufende, kommerziell erhältliche Schachprogramm hat einen Knacks bekommen. Es wird vielleicht Zeit, daß Richard Lang mal wieder einen neuen PSION programmiert. Mr. Lang, wir bitten darum! Dennoch werden sich die meisten Programme an PSION noch ihre Zähne ausbeißen, wohl denn. Überraschender Sieger dieses Turniers, der MM IV. Ich muß meine Spielstärkeeinschätzung nach oben hin etwas erweitern, die Fakten sprechen gegen meine Skepsis. Ich mag ihn. Computer die schönes Schach spielen, gefallen mir. Wissen sie warum? Unter diesen Um- ständen hat sich der Maestro A eigentlich noch sehr gut gehalten, wenn ich bedenke, was nicht alles hätte passieren können?! Sicherlich liegt das daran, daß er sich vom MM IV in Sachen posi- tionelles Spiel nichts vormachen läßt. Bei Taktikaufgaben bitte ich beim MM IV zu bedenken, daß er die meisten Kombinationen mit der selektiven Komponente seines Mischprogramms "sieht", was heißt, daß er kein Taktiker ist, sondern ein raffiniert arbeitendes se- lektives Programm mit einem Minimum an taktischen Einbrüchen. Den- noch hilft ihm die selektive Komponente nicht immer, und dann sieht es allerdings übel mit ihm aus. Hoffentlich ist das der Trend. Programme die spannende Schach- partien spielen, weil sie wissen, was sie da überhaupt machen, weil sie wissen, das die Dinger die sie durch ihren Speicher schicken, keine Geister sondern Schachfiguren sind. Das Ende der Brute-Force-Kisten die "alles finden" nur nie die richtige Stellung, in welcher sie die Kombinationen, die sie errechnen könnten, ausspielen dürfen?! T.C. |
für CSS 2/88 Und tausend Jahre sind wie ein Tag! Oder "Der Roma ist geschlagen!" von Thorsten Czub ANKUNFT Der freundliche Mann von UPS (United Parcel Service) hatte sicher- lich arg zu schleppen gehabt. Schließlich wiegt so ein Leonardo seine Kilogramm. Trotzdem lächelte er, naja, mittlerweile kennen wir uns ja auch sehr gut. Mein Lächeln jedoch überstrahlte das seinige um etliche Lux, ich achtete nämlich mehr auf jenes kleine Paket, welches er unter seinem linken Arm trug. Mit ihm sollte der Leonardo Maestro B sich in ungeahnte Höhen aufschwingen. In Regionen die bislang nur dem Amsterdam, Dallas bzw. Roma bewilligt wurden. Ein paar Minuten später in meinem Zimmer packte mich dann ein weihnachtliches Gefühl der Freude. In dem kleinen Paket das sorgsam verpackt war befand sich ein nagelneues TurboKit TK20 von Schaetzle+Bsteh. Nachdem alle aus den Kartons herausgehoben war, wurden zunächst die verschiedenen Anschlüsse und Kabelverbindungen hergestellt, schließlich muß das Maestro-Modul ja mit dem TurboKit kommunizieren. Dazu ist der Leonardo selbst, als auch das Modul an sich sorgsam präpariert, nämlich ausgesägt. Das TurboKit wird über besagtes Flachbandkabel, durch den geöffneten Boden, direkt mit dem freien Prozessor-Port verbunden, was ganz einfach ist, und, einmal getan, in dieser Konfiguration bleiben kann, es sei denn man hat vor, mit dem wuchtigen Leonardo einen Spießrutenlauf durch die heimische Wohnung durchzuführen. Von unten lugt also nun das Kabel aus dem Leonardo heraus und kann dann mit dem TurboKit verbunden, eine Einheit bildend, angeschaltet werden. Dabei ist zu beachten, so warnt die Gebrauchsanleitung vehement, erst den Leonardo, dann das TurboKit anzuschalten. Und umgekehrt auch wieder beim Ausschalten. Es ist also immer dafür zu sorgen, daß das TurboKit nie an ist, während der Leonardo aus ist. Wohlan. ZUVERLÄSSIGKEIT Jetzt kam die Aktion. Der kleine beige Kasten von Schaetzle+Bsteh schnurrte leise vor sich hin, denn schließlich sorgt ein eingebauter Ventilator dafür, daß sein Gemüt sich nicht mehr zu sehr erhitzt, was ein Manko bei den Vorgängern war. Anders bei den neuen TurboKits, wie eigene Erfahrungswerte zeigen. Obwohl das TurboKit manchmal tagelang seinen Dienst verrichtete, wurde seine Temperatur kein einziges mal zu hoch. Immer sorgte der Ventilator, aber auch gut vorhandene Geräteöffnungen dafür, daß es zu keinem temperaturbedingten Absturz des Gerätes kam. Und überhaupt, ich bin zutiefst beeindruckt über die Zuverlässigkeit eines derartig hochtechnischen Prozessor-Systems, kein einziger Ausfall trübte den Testeindruck. Es war, als wären der Leonardo und sein kleiner Bruder im Hintergrund schon seit ewigen Zeiten miteinander im Einklang, im selben Takte verbunden. Kaum hatte ich alles installiert, durfte ich mich selber von der durch die Verdreifachung der Rechengeschwindigkeit erzielten Spielstärkeerhöhung überzeugen. Mein alter Leonardo-Maestro lief ja immerhin auch schon mit 6MHz, und daß ist im Vergleich zu den Taktfrequenzen der Schachcomputer anderer Hersteller kein schlechter Wert. WIRKUNG Den Sprung vom Maestro A zum Maestro B + Verdreifachung der Geschwindigkeit, kann man an folgender Stellung ersehen. > DIAGRAMM < In dieser Stellung geht es darum, nicht den Fraß auf c2 zu nehmen: W: Kg1 Tf2h7 Ld2 Sg5 b2b4c2e5f4g2h2 S: Kg8 Ta8e7 Lb5 Sd4 a6b7d5f5g7 SAZ 1.Sxc2?? Tf3 Den Zug Sxc2 verwerfen selektive Programme erst sehr spät, für Tc8. Leo Maestro A 6MHz nach 1h2' Analyst 8MHz nach 30'53" Maestro B 18Mhz nach 15'27" Halbselektive haben es da leichter: Mephisto Roma 16 Bit nach 6'23" Mephisto M4 5 Mhz nach 4'28" Wie lange braucht ihr Gerät? EIN WENIG THEORIE Eine Erhöhung der Rechengeschwindigkeit wirkt sich nicht bei allen Programmen gleichstark aus. Ich möchte das hier kurz erklären: Ein Brute-Force Programm wie z.B. Super-Forte oder auch der alte MM II profitieren durch die gewonnene Rechenzeit nur darin, daß sie die ersparte Zeit für Berechnungen in die Breite des Suchbaums verwenden. Es bräuchte bei ihnen ein vielfaches der vorhandenen Rechenzeit um auch nur einen Halbzug tiefer zu kommen. Je selektiver ein Programm spielt, desto eher kann es für den Suchbaum in der Tiefe profitieren, während betont Brute-Force spielende Geräte eher in die Breite rechnen, die zusätzliche Rechenzeit mit unnützen, weil sowieso nicht relevanten Zügen blockieren. Die heutigen Mischprogramme wie z.B. der MM4 kommen im Mittelspiel bei ca. 3' Rechenzeit in den 7.Halbzug. Davon sind dann 4 Halbzüge erfassend berechnet, 3 als selektive Spitze ausgelegt. Sicherlich nützt eine Verdreifachung der Rechenzeit bei diesen Programmen mehr als bei den Brute-Force-Programmen, da es nicht unegal ist, welchen Halbzug man weiterkommen will. Für den MM4 ist es leichter vom 4.Hz. erfassend in den 5. zu kommen, als für z.B. den Super-Forte vom 6. in den 7. zu kommen, allein der Suchbaum ist, je tiefer man kommt, desto breiter. Dafür ist der MM4 aber auch nicht so schnell wie ein Super-Forte, d.h. er berechnet in der Sekunde nicht die Anzahl der Stellungen, welche der Super-Forte errechnet. Sie können übrigens selbst ausprobieren, wieviel ein Turbokit an ihrem Gerät nützt, indem sie den Computer Versuchsweise auf eine höhere Stufe stellen. Vielleicht 10 Minuten rechnen lassen. Kommt ihr Gerät tiefer in den Suchbaum hinein? Verändert das Gerät nochmals seine Hauptvariante ? Würde dadurch der Partieausgang begünstigt werden (was nicht immer gegeben ist, da die Computer in ihnen nicht verständlichen Stellungen oftmals zu schlechten Zügen zurückkehren können!). Ein total selektiv arbeitendes Programm, daß jedoch nicht zu flach berechnet, d.h. nicht zuwenig aussichtsreiche Züge weiterverfolgt, kann ohne größere taktische Einbrüche zu zeigen, den größten Spielstärkeschub durch ein TurboKit erzielen. Dies ist beim Spitzenprogramm Julio Kaplans der Fall. "TIEFER! TIEFER!" Mit 18MHz lief der Maestro B nun beim Blitzen und im Schnellschach deutlich stärker, rechnet er doch, man bedenke, auf der Schnellschachstufe f6 (60 Züge in 1 Stunde) immerhin soviel, wie ein 6MHz Maestro ohne TurboKit auf Turnierstufe f3! Und gerade beim Maestro-Programm wirkt sich dieser Rechenzeitgewinn dermaßen aus, daß er 2 glatte Halbzüge tiefer kommt, dank seiner selektiven Spielweise. D.h. konkret: Lag der alte Maestro A 6MHz im Mittelspiel ungefähr von der Rechentiefe bei 3-4 Halbzüge für die Erfassendere Komponente, und der Nachfolger Maestro B dank Programmverbesserungen und noch selektiverem Spiel bei 4-5 Halbzügen, der Analyst 8Mhz sogar auf satten 5 Hz., vereinzelt auch einmal 6, so rechnet der mit einem TurboKit ausgestattete Maestro B 18MHz durchaus volle 6 Halbzüge! Maestro 6A : 3-4Hz. Maestro 6B : 4-5Hz. Analyst 8Mhz : 5-6Hz. Maestro B +TK20=18Mhz: 6-7Hz. Dieser Tatsache, welche allein der Taktfrequenzerhöhung und damit in diesem speziellen Falle allein dem Entwicklungsteam von Schaetzle+Bsteh, aber auch das planvolle Spiel des Maestro- Programms als solchem, oft von mir als anspruchsvolles Gerät gepriesen, machen zusammen ein Gerät aus, welches sich vor niemanden zu fürchten braucht, nichtmals dem Roma? - dachte ich mir jedenfalls. Wenn ein Gerät den Siegesbann des Romas brechen konnte, dann doch diese Kombination, oder? RACHE=DEM NACHBARN HEIMZAHLEN Sofort rief ich meinen Nachbarn, einen stolzen, für meine Begriffe etwas zu stolzem Mephisto-Roma-Besitzer an, er möge doch nun endlich einmal zu mir kommen: "ich habe da eine kleine Überraschung!" , flüsterte ich scheinheilig. Wohlwissend, daß Computerspiele untereinander nicht die Krone der Genialität ist (2 Computer spielen, wir Menschen schauen stupide zu) dachte ich doch an all die Abende mit meinem Nachbarn, und dessen hämischen Gesichtsausdruck, wenn mein neuer Superforte, mein MM4 oder mein Excell 68000 gegen den Roma hoffnungslos unterlag. Wie einst Cäsar, so kam mein Nachbar, sah mein TurboKit und wollte siegen. Eine zynische Bemerkung, ob das mein neuer Raumbefeuchter sei ließ mich unberührt. ERSTE ERGEBNISSE Ich glaube diesen Abend wird mein Nachbar nicht so schnell vergessen. Was wir auch spielten, welche Spielstufe wir wählten (wobei die höchst eingesetzte Level die Turnierstufe 40 Züge in 120 Minuten war) , stets trennten sich unsere beiden Geräte mit einem Remis. Mal gewann der eine, mal der andere. Keiner von beiden konnte den Siegeszug antreten. Der Roma hatte erstmals einen Ebenbürtigen gefunden. In der Folge spielten wir noch 20 Turnierpartien, welche ganz knapp 11:9 für den Roma ausgingen, was mich aber nicht beeindruckte da dies im statistischen Remis- Bereich liegt und mein Maestro dafür bei den Schnell-/ Blitzpartien mit 10,5 : 9,5 siegte. Kurzum, im direkten Vergleich gegen den Roma 16Bit holte mein Maestro B mit TurboKit TK20 18MHz 50% der Punkte auf der Turnierstufe f3 bzw. Blitz+Schnellschachstufen. Eine Sensation ! Selbst mein Analyst 8Mhz konnte gegen den Roma nur ein 2:8 auf Turnierstufe herausholen, man sieht, wie stark sich die Taktfrequenz bei diesem Programm auswirkt! Hier nun 2 Partien der Begegnung: 4. TK20 MaestroB : Roma 16Bit (beide:40 in 120) 1. d2-d4 e7-e6 2. e2-e4 d7-d5 3. Sb1-d2 c7-c5 4. e4xd5 e6xd5 5. Sg1-f3 Sb8-c6 6. Lf1-b5 Lf8-d6 7. O-O Sg8-e7 8. d4xc5 Ld6xc5 9. Sd2-b3 Lc5-b6 10. Tf1-e1 O-O 11. Lc1-g5 f7-f6 12. Lg5-e3 Lb6xe3 13. Te1xe3" Lc8-g4 14. h2-h3 Lg4xf3 15. Dd1xf3 Sc6-e5 16. Df3-e2 Se7-g6 17. Sb3-d4 Dd8-b6 18. De2-d1 a7-a6 19. Lb5-a4 Ta8-c8 20. Ta1-b1 Sg6-f4 21. La4-b3 Db6-d6 22. Te3-e4 g7-g5 < DIAGRAMM > 23. Te4xf4 !! Diesen Zug findet mein Analyst 8 Mhz erst gar nicht, und das obwohl er ganze 15' rechnete (Stufe f3!!) und ganze 520462 Stellungen berechnete. Mit 0,51 für Weiß bei 5 Hz. spielt er Se2. Man bedenke : Der 18Mhz Maestro spielt den richtigen Zug nach 9' (ebenfalls Stufe f3),mein Analyst könnte diesen Zug nach 16'54" spielen (Stufe f7),ein normaler 6Mhz Analyst oder Maestro spielt diesen schönen Zug erst nach 21'56" (Stufe f7). g5xf4 24. Sd4-e6 ! f4-f3 25. Se6xf8 Tc8-c5 26. Sf8xh7 Kg8xh7 27. g2xf3 Dd6-e6 28. f3-f4 Se5-c4 29. Dd1-h5+ Kh7-g7 30. Kg1-h2 b7-b6 31. Tb1-g1+ Kg7-f8 32. Dh5-h8+ Kf8-e7 33. Tg1-g7+ De6-f7 34. Tg7xf7+ Ke7xf7 35. Dh8-h7+ 1:0 Und weil es so schön war, nun gleich noch ein Erlebnis: 2. TK20 MaestroB : Roma 16Bit (beide 60 in 60) 1. Sg1-f3 d7-d5 2. d2-d4 Sb8-c6 3. c2-c4 Lc8-g4 4. c4xd5 Lg4xf3 5. g2xf3 Dd8xd5 6. e2-e3 O-O-O 7. Sb1-c3 Dd5-h5 8. Lf1-e2 Dh5-g6 9. f3-f4 Sg8-f6 10. Le2-f3 Sc6-b4 11. Ke1-e2 e7-e6 12. e3-e4 Sb4-c6 13. Lc1-e3 h7-h5 14. Th1-g1 Dg6-h7 15. Ta1-c1 Sf6-g4 16. h2-h3 Sg4xe3 17. f2xe3 h5-h4 18. e4-e5 Sc6-b4 19. a2-a3 Sb4-a6 20. Dd1-a4 c7-c6 21. Lf3xc6 Sa6-c5 22. d4xc5 b7xc6 23. Da4xc6+ Kc8-b8 24. e3-e4 Dh7-h5+ 25. Ke2-e3 Td8-c8 26. Dc6-b5+ Kb8-a8 27. Sc3-a4 f7-f5 28. Db5-a6 Tc8-c7 29. Tg1-d1 Dh5-e8 30. c5-c6 Ka8-b8 31. Tc1-c3 Kb8-a8 32. Tc3-b3 Lf8-c5+ 33. Sa4xc5 De8xc6 34. Tb3-b5 Dc6xa6 35. Sc5xa6 Tc7-c6 36. Td1-d6 Tc6-c4 37. e4xf5 e6xf5 38. Td6-d7 1:0 KILLERERÖFFNUNG Kurios wurde es in einer Partie, die ich ihnen wegen der raffinierten und aus der Eröffnungsbibliothek gespielten Anfangszüge nicht vorenthalten möchte: 17.Turnierpartie (40 in 120): Roma 16 Bit TK 20 MaestroB 1. c2-c4 c7-c5 2. Sb1-c3 Sg8-f6 3. Sg1-f3 e7-e6 4. d2-d4 c5xd4 5. Sf3xd4 Sb8-c6 6. Sd4-b5 d7-d5 7. Lc1-f4 e6-e5 8. c4xd5 e5xf4 9. d5xc6 b7xc6 10. Dd1xd8+ Ke8xd8 11. Ta1-d1+ Lc8-d7 > DIAGRAMM < Der Roma zieht Theorie, alles Super und mein Nachbar ist ganz stolz auf die Bibliothek. Schließlich ärgere ich ihn schon seit Tagen mit der riesigen Bibliothek des Maestros! Jetzt fielen wir beide jedoch vom Hocker! Ich frage Sie nun, was hätten sie selbst hier gespielt ? Nun, wir wunderten uns jedenfalls über den Zug g3 ! Insgeheim ärgerte ich mich darüber, daß der Maestro nicht über einen eingebauten "Trainer" verfügt, wie die H+G-Programme, auf der LCD wären 7 Fragezeichen erschienen. Mein Nachbar war sich noch nicht ganz sicher. Er atmete tief ein und dann wieder aus, schaute wie Clint Eastwood, ganz schmale Augenschlitze, und sagte gepreßt: "Das ist tief! Das ist bestimmt eine Killer-Eröffnung !" und lachte dann frech, er sah seinen Roma schon die Partie durch "wohlpräparierte Bibliothek" gewinnen. 12. g2-g3 ?? Doch war das wirklich Absicht des Programmierers ? Warten wir den weiteren Verlauf ab: 12. g2-g3 ?? c6xb5 13. g3xf4 Ta8-c8 14. Lf1-h3 Lf8-b4 15. Th1-g1 Lb4xc3+ 16. b2xc3 Th8-g8 17. Lh3xd7 Sf6xd7 18. Tg1-g3 Kd8-c7 19. Tg3-g5 Kc7-c6 20. f2-f3 Sd7-c5 21. e2-e4 Sc5-a4 22. Td1-d3 a7-a5 23. Ke1-d2 f7-f6 und der Roma verlor. Tja, wahrlich eine Killer-Eröffnung. Die sogenannte Suizid-Variante ! Man stelle sich vor, dies wäre bei einem ernsthaften Turnier gegen Menschen passiert! Können sie sich das Gesicht von Kasparow beim Simultanspiel vorstellen ? Oder die Gesichter der Konkurrenz wenn der Roma so etwas bei einer Computer-WM gezogen hätte? Übrigens ist H+G bereits seit Monaten über diesen Fehler in der Eröffnungsbibliothek informiert. Ob diese Variante bereits in der neuen Software ausgemerzt ist ? ES KOMMT NOCH BESSER! Ich selbst hätte nicht gedacht, daß die 50% gegen den ROMA noch zu überbieten gewesen wäre. Doch es kommt noch besser. Es fiel auf, daß das Maestro-Programm in Verbindung mit dem TurboKit viel zu schnell seinen Zug auswarf, was nicht an der Uhrenkontrolle lag, die Uhr blieb nämlich unangetastet. Vielmehr war es die Fertigstellung des betreffenden Halbzuges, welche das Gerät, insbesondere nach dem Verlassen der Eröffnungsbibliothek (wenn noch nicht so viele Varianten auftreten), zum schnellen Auswerfen des Zuges veranlaßten. Daß steht übrigens im krassen Gegensatz zu meinem Analyst 8 Mhz! Dieser rechnet jeweils nach Verlassen der Bibliothek ca. 4-8',mitunter auch noch länger. Dann ist er entweder im 5.Halbzug oder es dauert noch länger weil er den 6. auch noch anrechnet. EIN SIEG ! Versuchsweise wurde der Maestro jetzt also auf Turnierstufe f7 gestellt, wo er die 40 Züge in 2.5 Stunden zieht. Ich persönlich hätte nicht gedacht, daß diese 45" durchschnittlich mehr zur Verfügung stehender Bedenkzeit sich noch mal auf die Spielstärke auswirken. Doch sie tat es, ein weiterer Beweis wieviel in diesem Programm Julio Kaplans steckt. Nochmals mußte der Roma 16 Bit gegen den Maestro antreten. Nach 10 Partien stand es 7:3 für den Maestro-Turbokit, kein Zufallsergebnis, denn nach 20 Partien stand es 12,5 : 7,5 und immer noch hatte der Maestro seine Nase deutlich vorn. Natürlich kam es nun manchmal zu Zeitüberschreitungen, schließlich wußte der Maestro nicht, daß er die Partie in 2 Stunden zu spielen hatte. Das Ergebnis blieb davon unangetastet, schließlich ging es mir ja darum, gerade zu testen wieviel sich das Ergebnis zu den letzten 20 Partien auf Turnierstufe f3 verändert hatte. Nun wäre es gut gewesen, wenn man für Testzwecke eine neue Maestro-Version gehabt hätte, die ihre Spielzeit besser ausnutzt, eben den neuen Umständen besser angeglichen ist. Anfragen bei der Firma Saitek ergaben jedoch, daß Julio Kaplan z.Zt. sehr stark im Streß steckt, so daß er nicht helfen könnte. Eine Rücksprache mit den Technikern von Schaetzle+Bsteh klärte das Problem. In Eigeninitiative wurde dort eine serienreife Möglichkeit geschaffen, die eine bessere Ausnutzung der Rechenzeit gewährleistet. Damit kann der Maestro das Siegesergebnis spielen ohne in Zeitverzug zu kommen. GEGENÜBERSTELLUNG Stellt man einmal die beiden getesteten Geräte gegenüber: ein Exclusive Roma 16Bit Leonardo Maestro B TK20 18MHz übersichtliches Holzbrett spielstark 64-Feld-LEDs 16-Rand-LEDs Display Infos über Brett Verbindung mit Personalcomputern Speicherung etlicher Partien Preis: 2998,- Preis: 1598+798+198 = 2594,- oder als integrierte Version = 2498 ,- (Dies sind wohlgemerkt empfohlene Verkaufspreise, die können unterboten werden.) Dabei kann man gegen das Preisleistungsverhältnis des auf den ersten Blick wahrscheinlich als hoch angesetzten Turbokits gar nichts einzuwenden haben, oder ? Was will man mehr? Die hohe Spielstärke , in beiden Geräten durch schnelle Technik erzielt, ist für den Preis verantwortlich. ZUKUNFT Die Software in beiden Computern kann noch ausgebaut werden! Ich bin jedoch sicher, daß Julio Kaplan die Spielstärke seines Programms eher erhöhen kann, als Richard Lang, da ich um die z.Zt. noch vorhanden strukturellen Schwächen des Kaplanschen Spitzenprogramms weiß. Richard Lang hat selbst in diversen Interviews zugegeben, daß sein Programm zunehmend komplexer wird und er selbst langsam die Übersicht verliert. Wahrscheinlich (und dem schließe ich mich an) müßte er sein Programm demnächst völlig neu schreiben. Na dann, viel Spaß! Zum Mephisto Roma ist die oben genannte Konfiguration also eine durchaus günstige Alternative, insbesondere wenn man wiederum an den Miteinsatz des Leonardos als Schachstation in Verbindung mit einem Atari ST und diverser Software wie ChessBase etc. denkt. Nun katapultiert das TurboKit den Leonardo Maestro auch noch in anspruchsvolle Spielstärkesphären, wo er im direkten Vergleich selbst den Roma hinter sich läßt. KEIN KLOTZ AM BEIN, KEINE GEGENARGUMENTE MEHR! Das Argument, das TK20 sei ja ein Klotz am Bein, kann ich nicht gelten lassen, da man ja wohl kaum mit dem Leonardo ständig durch die Gegend rennt, und wenn man wirklich einmal den Standort wechselt, so muß schließlich nur ein Kabel gelöst werden. Außerdem feierte bei den 16.Dortmunder Schachtagen erstmalig eine integrierte Version des Leonardos + Turbokit seinen Einstand, und erzielte 5.5 bzw. 4.5 Punkte was zu einer Ingo von 113 bzw. 117 Zählern führt. Das deckt sich mit den guten Ergebnissen die dieses Gerät bei mir erzielt hat, womit nun wirklich alle Argumen- te beseitigt wären, die zur Kritik berechtigen könnten. ANDERE GEGNER Soweit der Vergleich mit dem Mephisto Roma. Daß so ein Maestro bzw. ein Analyst auch dem MM4 Kopfzerbrechen bereitet, dürfte sich ja nun langsam herumgesprochen haben. Sicherlich werden die anderen 8-Biter es jetzt nicht gerade leichter haben, gegen den "Super-Saitek" (ein Super jetzt auch wieder bei Saitek?) anzutreten, wir werden sehen. ÜBERSICHT: Getestet wurde ein TurboKit TK20 18 MHz der Firma Schaetzle+Bsteh (Friedrichstr.28,D-7024 Filderstadt 1,tel.0711/45 64 47) Was uns gefiel: * tadellose Funktionsfähigkeit trotz strapazierter Nutzung * gemessen am technischen Aufwand,ein gutes Preisleistungsverhältnis * in Verbindung mit Leo Maestro B sinndienlich weil gut geeignet dank dessen selektiver Programmstrategie * Gute Fachberatung und individuelle Kundenbetreuung durch Schaetzle+Bsteh am Telefon * unproblematisch zu handhaben * Initiative von Schaetzle+Bsteh bei Uhrenproblematik * Leonardo mit integriertem TurboKit erhältlich ( 2498,- DM) P.S.: Mein Nachbar ist in letzter Zeit viel höflicher zu mir. Jedoch glaube ich, er wartet nur auf den Tag, wenn er mir seinen neues Gerät unter die Nase halten kann. Wer weiß schon wann das sein wird ? |
für CSS 5/89 Novag Supremo - Stolpersteinwerfer ! von Thorsten Czub Seit einigen Ausgaben der CSS las ich nun schon in den "Kurz"informationen der Firma Novag, diesen ganzseitigen Anzeigen von einem leistungsstarken Schachcomputer, dem Supremo, ohne je etwas Weiterführendes von ihm gehört zu haben. Weder seine Bedienungseigenarten noch die Spielstärke waren bekannt. In der schwedischen ELO-Liste steht er auch nicht, also war ich natürlich ratlos, als ich dieses Gerät vor mir auf dem Tisch liegen sah. Ein bißchen erinnerte mich der Supremo dabei an seinen legendären Vorgänger, den Super-Constellation, nur daß er dort, wo der Superconny die Alu-Zierleiste hat, einen Keil besitzt, in welchem auf der rechten Seite ein wirklich gut ablesbares (!) LC-Display eingebettet ist. Der, wie alle Schachcomputer seiner Preisklasse (398,- DM), mit einer Sensormatte Ausgestattete, mit 2x8 Rand-LEDs Verzierte, verfügt über etliche Features die man sonst nur bei Geräten der Oberklasse erwartet. Zu nennen wäre da : * der Druckeranschluß, * zahlreich einstellbare Spielstufen die alles ausfüllen, von Turnier- über Blitz- Tiefenanalyse- und Anfängerstufen bis zu Fixspielstufen, * ein Rolliermodus im Display (es rotieren : Gesamtzeit / 3 Hz.Hauptvariante / Stellungsbewertung / Rechentiefe/ berechnete und noch zu berechnende Varianten), * getrennt abruf- und einfrierbare Anzeige von : Bewertung, Gesamtzeit und der Partielänge, * Autoplay-Funktion, * Alternativzugvorschlag (dieses Feature ist jedoch nur sehr umständlich zugänglich) etc. ! Das alles realisiert, nicht , mit dem altbewährtem 6502-Prozessor, sondern mit einem 8 Mhz schnellen 6301-Y, einem sehr batteriefreundlichen Prozessor. Das ist jener Prozessor den wir bereits aus den Saitek- Grundgeräten, oder dem Advanced-Star-Chess kennen. Das 32Kbyte Programm kommt dabei mit nur 2Kbyte Arbeitsspeicher aus, was auf ein Brute-Force-Programm hinweist, also eine für Novag typische Wesensart. Tja, das wären die technischen Details. Wie für jedermann zu erkennen, ein höchst anspruchvolles Gerät für diese Preisklasse. Doch wo war jetzt der Haken an der Sache. Wenn der Computer so gut war, warum hatte man nicht unlängst schon von ihm gehört ? Könnte die Spielstärke vielleicht ausschlaggebend sein ? Ich muß sagen, der SUPREMO hat es mir nicht leicht gemacht, war sein Spielverhalten für ein Novag-Programm derartig ungewöhnlich, daß ich beinah schon an der Urheberschaft Dave Kittingers, der ja sonst für die Novag-Computer die Software schreibt, zweifelte. Im Gegensatz zu den Novag-Flagschiffen, deren Tätigkeitsbereich vor allen in taktischen Gewässern wahre Höhenflüge erlebt, stufte ich das Gerät nach, zugegeben oberflächlicher, taktischer Betrachtung erst einmal schwächer ein, als es in Wirklichkeit spielt. Ich unterschätzte das Gerät. Ich suchte vergeblich nach Eigenschaften, die dem Gerät überhaupt nicht so sehr liegen. Das ist eben das Problem bei jedem Schachcomputertest, er muß individuell, d.h. flexibel sein. Man muß auf den Charakter des Gerätes eingehen, sonst kann man die dunkle Seele der Mikrochips nie offen darlegen. So also nun die neuesten "psychoanalytischen" Studien über den SUPREMO: Zum einen springt sofort, die erfreulich große, als auch Spielwitz versprechende, bizarr ausgelegte Eröffnungsbibliothek in das Auge des Betrachters. Vermutlich erkennt die Bibliothek sogar Zugumstellung, was nur schwerlich auszutesten war. Jedenfalls ist die Bibliothek (wie auch schon die anderer Low- Cost-Schachcomputer! Ist das der neue Trend ?) ganz pfiffig auf die aggressive Vorgehensweise des Supremos ausgelegt. Viele Gambit-, Hasard- und abwechslungsreiche Eröffungen bringen manchmal früh schon , bekannte Supercomputer in dieser Anfangsphase ins Schleudern, bzw. ins stolpern. Die Bibliothek macht also einen echt frischen Eindruck, auch wenn es manchmal mit der Spielbarkeit der Varianten nicht ganz soweit her ist. Aber das muß der Gegner ja auch erst einmal beweisen. Jedenfalls verspricht das viel Spielspaß, insbesondere bei Schach- anfängern die ja als Zielgruppe für das preisgünstige Gerät beson- ders in Frage kommen. Nun zum eigentlichen Spielverhalten: Im Gegensatz zu den Brute- Force-Programmen bisheriger Novag-Art, legt der Supremo nicht soviel Wert auf das materielle Vorgehen. Ich meine damit, er gibt sich nicht Mühe seine Stellung Material für Material zu verbessern, und wenn er neben dem Materialgewinn ein Matt sähe, würde er dann auch matt setzen. Nein - diese planlose Vorgehensweise ist ihm fremd. Vielmehr merkt man deutlich, wie er die eigenen Figuren um den gegnerischen König plaziert, das Mattnetz Stück für Stück aufbaut, und damit soviel Druck auf des Gegners Königsstellung ausübt, bis dieser entweder Matt ist, oder schon Material geben muß, um die geschwächte Stellung noch halten zu können. Diese Art Schach zu spielen halte ich, mit Verlaub, doch für eine sehr menschliche, und auch gute Methode, wenn auch die rechenstarken Schachneuheiten der Gegenwart (z.B. Fidelitys Mach III) ganz anders spielen, indem sie das Matt nehmen, wie es im Suchbaum kommt (was dann auch vorkommt!), es aber nicht gezielt forcieren ! Das ist ein wichtiger Unterschied. Für seine Art zu spielen nun ein Beispiel gegen einen allseits bekannten Gegner der Konkurrenz: NOVAG SUPREMO: Mephisto MM4 (40 in 120) 1. e4 c5 2. c3 d5 3. exd5 Dxd5 4. d4 e6 5. Sf3 Sc6 6. Sa3 De4+ Die Dame sollte lieber auf ihren Stammplatz d8 zurück als hier zu schachen. Damit hat der Supremo natürlich nicht gerechnet, und rechnet darum aus Trotz das allererste mal. 7. Le3" Dieser Zug ist schon wieder eine Provokation, ein Stein auf dem Weg des Gleichgewichts über den man leicht stolpern kann. Gemäßigter wäre es mit Le2 gegangen. cxd4 DIAGRAMM Dank der Eröffnungsbibliothek ist nun eine schon nach wenigen Zügen brenzlige Stellung entstanden, ganz eine, die dem Supremo liegt, dem MM4 jedoch weniger. Er bevorzugt ja keine komplexen Stellungen, wie wir wissen. 8. Sb5 Und der Supremo bewertet diese Stellung mit erstaunlichen 0,77 Zählern! Das ist viel, zuviel für ein plumpes Brute-Force- Programm. Ich kenne Kollegen seiner Zunft die hier nur weniger als die Hälfte gegeben hätten. So einfach nach der Gewaltmethode und ohne Wissen wie von der Größe des Arbeitsspeichers geschlossen, scheint das Programm also nicht aufgebaut zu sein. Wahrscheinlich sind die Bewertungsalgorithmen diffizil, oder Dave Kittinger experimentiert mitunter in der unteren Gerätekategorie... Tb8 ?! Besser hier dxe3. 9. Sd2 Dg6 10. Lxd4 Sxd4 11. cxd4 Lb4 12. Da4 Lxd2+ 13. Kxd2 Dg5+ Schwarz hat nicht genug Eisen im Feuer um Weiß richtig gefährlich werden zu können. 14. Kd1 Und Supremo fühlt sich mit 0,92 Bauern in Vorteil. Dh5+ 15. Le2 Dg5 16. Sd6+ Ke7 DIAGRAMM Oh weh! MM4 wie weh tut dir das? Man beachte wie der Supremo Stück für Stück den schwarzen König bombardiert. 17. Da3 Dd5 18. Sxc8+ Kf6 19. Sxa7 Ta8 20. Ke1 Se7 21. Tc1 Sc8 22. Tc5 De4 23. Dg3 DIAGRAMM Das meine ich mit (Matt-) Netz! h6 24. De5+ Dxe5 25. dxe5+ Kf5 26. Sxc8 Thxc8 27. Tb5 Tc1+ 28. Ld1 Txa2 29. Kd2 Tc7 30. Ke3 Ta7 31. Lh5 Kg5 32. Lf3 h5 33. Td1 f5 34. Td4 Tc2 35. g3 Ta1 36. h4+ Kg6 37. Td2 Tc4 Doch es geht nichts mehr und selbst der Verteidigungskünstler MM4 kann diese Partie nicht retten. Also, der Supremo forciert Königsangriffe und hamstert sich dann meistens über eine taktische Abwicklung die in den Ruinen des Gegners entsteht, sein Material, bzw. der Angriff glückt und er gewinnt. Wenn sie nun meinen, bei so stolzen Gegnern wie dem MM4, der ja, wenn auch schon etwas veraltet, in eine ganz andere Preiskategorie gehört, wäre so eine Partie ein Einzelfall, so täuschen sie sich. In einem bunten Feld spielstärkeerhabener Gegner (Analyst D 8Mhz, MM4, Dominator, Excell 68000) holte mein Testgerät mehr als 50% der Punkte, mit sehr beachtlichen Partien, die jedoch stets dasselbe künden: der Supremo plant! Seine Rechentiefe beträgt so zwischen 4-7 Hz. (was das auch immer ist, was er da anzeigt.) Seine Spitzenrechentiefe muß allerdings tiefer sein. Wie selektiv ist das Programm ? Eine weitere Glanzpartie, schönheitspreisverdächtig, lieferte das 900 Gramm-Gerät gegen den Analyst D 8Mhz. Achten sie darauf, wer im Partieverlauf die Feder führt, und : wer sich auf den Königsangriff konzentriert! Analyst D 8MHz: SUPREMO (40 in 120) 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. d3 Sf6 5. c3 d6 6. a4 Lb6 7. O-O h6 8. Db3 O-O Es ist doch sehr fraglich, ob der weiße Aufbau Erfolg verspricht, droht Schwarz doch das ganze Geplänkel am Damenflügel mit dem Springermanöver zu entschärfen. 9. Le3 Sa5 10. Da2 Sxc4 11. Dxc4 Es ist schon traurig, daß die Dame nun auch noch zum Zurückschlagen gezwungen ist. Was macht sie nun dort, wo sie steht? Sie dient dem Supremo als Angriffsmarke! Le6 12. Db4 Lxe3 13. fxe3 Sg4 DIAGRAMM Schon deutlich zu erkennen, am Königsflügel spielt die Musik. Welche Töne, das wird sich noch zeigen... 14. Te1 b6 15. a5 bxa5 16. Dxa5 a6 Wieder arbeitet die Dame an irgendwelchen Manövern ... 17. Sbd2 Tb8 18. b4 Der Analyst sieht seine Chancen, Gegenspiel zu finden, anwachsen. Wahrscheinlich würde er damit auch Erfolg haben, wäre nicht...ja wäre die andere Bretthälfte nicht. Tb6 19. d4 +0,28 f5 der Weg für den Turm wird geebnet... 20. exf5 +0,46 sagt der Analyst! Ich weiß nicht wo er das hernimmt. Txf5 21. e4 Th5 22. d5 Jetzt legt der Analyst auch noch das Geschehen im Zentrum auf Eis. Und fühlt sich sichtlich wohler... Lc8 23. c4 Sf6 24. Tf1 Ld7 25. Kh1 ?! Kh8 ?! eine geheime Absprache? Hypnose? 26. Tab1 De7 27. h3 Dd8 28. c5 dxc5 29. bxc5 Txb1 30. Txb1 dieser Turm wird gleich woanders deutlich fehlen! Fast scheint es, als hätte der Supremo mit seinen unscheinbaren, zur Problematik auf dem Damenflügel beitragenden Zügen im 23-27 Zug, gerade eine ablenkende Strategie verfolgt. Angelockt fällt der Analyst in die Grube... Lb5 Nun ist wohl einiges am Damenflügel passiert, aber letztlich ist durch das Bauer-Läufer-Pärchen alles zementiert, ganz im Kontrast zu den Aktivitäten auf der rechten Seite des Bretts. 31. Tb4 De7 32. c6 DIAGRAMM Der Analyst schwelgt immer noch in verträumten Stellungsbewertungen einer vergangenen Chance der Gegeninitiative. Seine Stellungsbewertung sagt +0,43 für sich. Sg4 +0,16 (der Supremo ahnt etwas) 33. Tb1 Sf2+ +0,20 34. Kh2 Df8 35. Kg1 DIAGRAMM Sxh3+ !! Hätten sie das auch gezogen ? 36. gxh3 +0,41 meint der Analyst immer noch zuversichtlich. Dc5+ +1,39 sagt der Supremo. 37. Kh1 Txh3+ +1,45 38. Kg2 Txf3! 39. Sxf3 Lf1+ +1,59 40. Kxf1 Dxa5 41. Tb8+ Kh7 42. Te8 Db6 43. Txe5 a5 das 44. Kg2 a4 ist 45. Te7 a3 Zielstrebigkeit! 46. d6 Dxc6 47. Txc7 Dxd6 48. Tc2 Dd1 49. Tf2 Db1 50. Sd4 Dxe4+ 51. Sf3 0:1 So könnte ich noch mehrere Partien anführen, aber dies reicht glaube ich auch schon um ihnen zu verdeutlichen, was ich meinte, oder ? Übersicht: Was uns gefiel: + gute Ausstattung + übersichtliches Display (ohne Verrenkung des Nackens auch von weitem einzusehen) + originelle Bibliothek + Druckeranschluß + gute und interessante Spielstärke Was uns nicht gefiel: + warum ist der Supremo so wenig bekannt im Land? |
"Er weiß, was er weiß !" EINE EVOLUTION! Der Mach III Master im Härtetest: von Thorsten Czub Die Urkunde Es wäre müßig von mir, ihnen über das Aussehen oder die Bedienfunkionen des MACH III Master zu erzählen. Das Gerät sieht aus wie ein Excell, und er ist auch im Excell 68000-Gehäuse! Nur die goldene Farbe auf dem Schriftzug verrät: Ich bin aber ein MACH III, und noch mehr, packt man das Gerät aus, so sieht man erstaunliches: eine Urkunde auf welcher steht: Be it known to all, that the FIDELITY MACH III CHESS CHALLENGER COMPUTER obtained a certified rating of 2265 by competing in 48 tournament games against rated players thereby achieving the classification of CHESS MASTER in accordance with the rating system of the United States Chess Federation Das alles besagt also feierlich: der MACH III ist auch wirklich ein MASTER, ein Meister nach den Regeln und Wertungen der US- Schachföderation. Man will es kaum glauben, aber die Urkunde, und die eingebaute Spielstärke sollen es bezeugen. Doch zur Spielstärke kommen wir noch früh genug, erst einmal etwas Grund- sätzliches: Festes Wissen Schon immer gehörten die Fidelity-Schachcomputer zu den liebsten Geräten, die ich mir zu testen, vorstellen konnte! Das heißt jetzt nicht, daß Fidelity mir bei Gelegenheit kleine Scheinchen anbietet, welche in anderen Ländern als Zahlungsmittel angeboten werden, sondern der Grund für meine Sympathie ist folgender : Im Gegensatz zu anderen Schachcomputerfamilien lernen die Fidelitys von Gerät zu Gerät neue Sachen ! Ihr festes Wissen wird ständig erweitert ! Was das heißt ? Nun: Schachprogrammierer scheinen eine merkwürdige Sorte von Menschen zu sein. Nur in begrenztem Maße lernfähig. Ihre Kinder oft auf den Markt bringend, aber selten mit neuem Wissensstand, scheinen diese Väter beharrlich die Fach- publikationen mit Artikeln über ihre Geräte zu vernichten, anstatt aus den dort beschriebenen Fehlern zu lernen. Nein, Spaß beiseite! Ganz so schlimm ist es nicht. Jedoch hat man oft, sie mögen mir das verzeihen, den Eindruck. Da kann ein Computer das KSLK -Endpiel, und die nächste Programmversion oder das nächste Modul dieser Firma, kann es nicht mehr. Kennen Sie doch auch, nicht ? Programmiererwechsel sollte für eine große Firma doch kein Problem sein, bereits erworbenes Wissen, Techniken, wie eben das KSLK- Endspiel (u.ä.) zu "verlernen" ? Sowas kann kein Argument sein, wird es auch niemals werden. Fleißige Spracklens Anders die Programmierer von Fidelity, die fleißigen Spracklens! Aus Erfahrung schlau geworden (ihr Gerät konnte in einer WM- entscheidenden Phase nicht mit Springer-Läufer gegen einen Mephisto die Partie gewinnen!) haben sie Stück für Stück den Computern Endspielwissen beigebracht. Es wäre wünschenswert, wenn die anderen Firmen sich dies zu Herzen nehmen könnten. Oft scheitert das Endspiel jedoch weniger an den Programmierfähig- keiten, als an den Gerätekosten. Man versucht eben das jeweilige Schachprogramm auf 32K-Byte ROM-Inhalt unterzubringen. Da fehlt es dann halt am nötigen Platz für das Endspiel. Sympathiebonus fürs Endspiel Der MACH III jedenfalls ist ein Paradebeispiel für einen Endspiel- künstler. Und ich will mich hier gar nicht mit anderen kompetenten Leuten auf eine Diskussion einlassen, was der Mach alles errechnet, und was statt dessen erkannt, also gewußt wurde ! Diese Diskussionen sind zum Beispiel unter der Federführung des bei Hegener+Glaser beschäftigten Herrn Weigel in der österreichischen Zeitschrift MODUL geführt worden. Ich möchte ihnen vielmehr die unstrittigen Wissensbereiche zeigen (ich weiß, die Vorläufer- programme, die sogenannten Ahnen des Mach III konnten diese Endspiele teilweise auch, der Mach III beherrscht aber die meisten) : KSLK Nehmen wir doch z.B. das elementare Endpiel KSLK. Die meisten Computer drängen den einsamen König in eine Ecke, bewerten das Ganze sehr materiell, mit ca. 6.72, will sagen: ich habe Springer und Läufer mehr (3+3) und du hast außerdem nur noch ein Feld (+.72). Dann jedoch lassen sie den König nicht mehr aus der falschen Ecke heraus. Statt dessen ziehen sie wirr und ohne Plan hin und her, stets bemüht eine Zugwiederholung zu vermeiden. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Mensch und Maschine. Der Computer möchte seinen Positionswert erhöhen, der Mensch will mattsetzen. Selbst den Computern, die das Endpiel beherrschen ist nicht bewußt, daß sie es auch können. Sie bewerten lange Zeit dasselbe und erst im Moment der Mattbilderkennung im Suchbaum, zeigen diese brav +9.99! Da wäre z.B. der MM II zu nennen, der zuerst 6.00 anzeigt (es handelt sich um ein A-Strategie-Programm, deshalb die trockene Bewertung), später dann im Hundertstel-Bauern-Bereich zulegt usw., ich frage: WARUM ? Wenn er das Endspiel kann, warum trimmt der Programmierer den Computer dann nicht so ein, daß er auch "SIEG" im Display anzeigt? DIAGRAMM W: Kb3 Sa4 Lc4 S: Kb1 WAZ In dieser Stellung zieht der Mach III noch ziemlich "ahnungslos" 1.Kc3 und bewertet es mit 6,89. Nach 1...Ka1 jedoch rastet der Algorithmus ein, der Mach zieht 2.Sc5 mit deutlichen 9,99 (es ginge dann weiter: 2...Kb1 3.Ld5 Ka1 4.Le4 Ka2 5.Sb3 Ka3 6.Lb1 der König wird systematisch aus der rettenden Ecke verdrängt.) Der Fidelity zeigt bereits nach wenigen Zügen den Siegeswert: Er weiß, was er weiß! Das gilt dann auch in anderen Bereichen! So weiß er z.B., daß er mit 2 Springern nicht gegen einen König gewinnen kann, also KSSK, und bewertet die Stellung deshalb auch mit 0,00. In richtigen Partien würde er deshalb auch stets einen Turm den materiell höherwertigen 2 Springern vorziehen. Es wurde in der CSS bereits früher, schon 1984 von einem Leser, Werner Kiefert angeregt, über die Endpielschwächen der Schachcomputer zu diskutieren! (Von Herrn Kiefert stammt dann auch die Anregung, doch kürzeste Mattpartien zu veröffentlichen, eine tolle Idee die heute vielleicht schon etwas in der Entartung ufert, davon vielleicht an anderer Stelle.) Folgendes Beispiel also, aus der CSS 4+5/84 S.36: DIAGRAMM W:Kg2 S:Ka1 Sh3h2 Th1 WAZ Brav nimmt der MACH III den Turm (ältere Schachcomputer erwägen zeitweise 1.Kxh1, weil sie die Eroberung beider Springer noch nicht erkannt haben, dann jedoch finden sie diese und nehmen fortan nur noch die Springer, womit sie ihren Untergang praktisch dem Gegner aufzwingen). Er weiß, danach ist es Remis (Stellungsbewertung 0,00). Falschfarbener Läufer Auch die folgende Stellung ist ein alter Hut: DIAGRAMM W:Kg1 Tf2 Lf3 g2h2 S:Kg5 Ta7 Lf5 SAZ In der CSS 1/85 berichtet Frederic Friedel über das Problem des falschfarbenen Läufers. Obige Studie stammt von Gioacchino Greco, d.h. Computer welche sie nicht lösen haben im elementaren Endspiel nichtmals einen Wissensstand und -ard der dem frühen 17.Jahrhundert entspricht. Nein, Scherz beiseite: Mephisto III, ein alter Veteran, konnte diese Aufgabe lösen! Nach 1...Ta1+ 2.Tf1 Txf1+! (viele Computer scheitern schon hier!) 3.Kxf1 muß der Zug 3...Lh3 !! folgen! Schön, nicht? Nun, der Mach III beherrscht diese Aufgabe natürlich und dementsprechend ist auch seine Stellungsbewertung wenn man 4.gxh spielt und somit den 2.Bauern auf die unbrauchbare h-Linie stellt, nämlich : 0,00 ! Das soll fürs erste zu den erfreulichen Wissensgebieten des MEISTERS reichen. Dies also der Grund warum die fleißigen Spracklens immer schon einen Bonus bei mir hatten. Verständlich, oder?! Spielstärke Jetzt aber zur eigentlichen Spielstärke: 1.Eröffnung: Der Mach III Master hat eine große Eröffnungsbibliothek die Stellungen erkennt, was noch besser ist als nur Zugumstellungen zu berücksichtigen, da so die Häufigkeit, in bekannte Gefilde zurück- zukommen, größer ist. Dabei sind die Varianten lang genug, ohne das der Rechner grob ganze Eröffnungen meidet, was es auch schon gegeben hat (z.B. auf 1.e4 nur c5,e5 oder c6,e6 !). 2.Mittelspiel Immer noch Dschungelschach ? Wer geglaubt hat, die Fidelitys hörten irgendwann mit ihrem "Dschungelschach" auf, spielten salonfähig, wüßten sich also "zu benehmen" und brächten den menschlichen Widerpart keine "heißen Öhrchen" und "qualmende Gehirne" bei, der ist wieder einmal zu optimistisch, jedoch: es sind deutliche Ansätze der Zivilisation zu verspüren. Es scheint als ob der MACH III jetzt schon mit Messer+Gabel spielt, vorher aß er (der Mach II) mit der Brechstange, oder, der Excell 68000 mit dem Plastikspieß. Aber vielleicht ist das menschliche Auge auch nur zu verwöhnt, und vielleicht werden uns die Computer einmal beweisen, das korrektes Schach überhaupt nicht harmonisch und optisch übersichtlich ist. Euphorische Stellungsbewertung Der Mach III Master jedenfalls hat nichts Fidelity spieltypisches verloren, wenn es auch einige Änderungen in den sonst so zurückhaltenden (materialbezogenen) Bewertungsfunktionen gibt, auf die ich aber in den Beispielpartien gesondert eingehe. Er hat also zusätzlich noch etwas gewonnen. Im Spiel gegen Computer, als auch gegen die Menschen, hat er jedoch immer noch sehr oft ein "Sortiment" hängender Figuren, welches durch eine lose Ansammlung von Drohungen, Fesselungen und bizarren Materialangriffen zusammengehalten wird. Menschen kann sowas zur Verzweiflung bringen, ja beim letzten Porzer Open habe ich Gegner des Mach III gesehen, die jede Spielfreude verloren hatten, zermürbt, verschwitzt und wütend wankten diese von dannen. Gegnerische Computer reagieren auf diese Starallüren des Mach III sehr gemischt. Selektive Computer wie Analyst, Academy oder auch Dominator werden geradewegs zerbrochen. Die Großen unter sich Man kann überhaupt sagen, daß diesem 16-Bit Computer nur ein Gegner gewachsen ist: der Almeria ! Das heißt: die ganze Riege der kleinen 8-Biter (natürlich vom Tuning-Geräten abgesehen) wird vom Mach III Master, höchstwahrscheinlich genauso wie vom Almeria, fast "en passent" (im Vorbeigehen) besiegt. Dabei verhält sich die Spielstärke des Mach III Master zum Almeria 16 Bit in ungefähr genauso wie eine Tasse Kaffee zur Tasse Tee: Geschmacksache . Man muß eben abwägen ob man es lieber gesetzt (Almeria) oder bitter und kräftig imposant (Mach III Master) mag! Aber nun ein wenig Taten statt Worte, einige Auswahlpartien (alle 40 in 120, Hinten anstehend Bewertungen jeweils aus der Sicht des einzelnen Computer): Mach III Academy 1. e4 e5 Auf Turnierstufe spielt die Academy "freiwillig" nur c6/e6 ! Das ist mir jedoch zu langweilig, auch wenn die Anleitung erklärt: die auf der Turnierstufe gespielten Eröffnungen lägen dem Computer besonders ! Was soll denn das? Darf man nur 2 Partien mit der Academy in Schwarz spielen? Eine in Französisch, die andere Caro- Kann? Werden zuggleiche Partien aus der schwedischen ELO-Liste aussortiert oder gelten sie doppelt ? 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. O-O Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 O-O 8. c3 d6 9. h3 Sb8 10. d4 Sbd7 11. Sbd2 Lb7 12. Lc2 c5 Die Computer beschreiten eigene Wege 13. d5" Tc8" 0,06 Die folgenden Züge werden zeigen: die Fidelitys haben jetzt endlich auch mal positionell etwas dazugelernt. Der Mach III reagiert wesentlich empfindlicher auf Positionsmerkmale, auf Schwächen oder nichtmaterielle Drohungen als die Vorgängerprogramme Mach II und Excell 68000. Obwohl er fast doppelt soviele Stellungen berechnet als der Excell (das höchste was ich sah waren 6139 St/sek) kommt er auch nicht sehr viel tiefer (im Schnitt wohl 1 Halbzug, jedoch kommt es in manchen Stellungen vor, daß der Mach III vom Urahn überholt wird!), er scheint mit diesem Mehr an Stellungen selektiv den besten Zügen auf der Spur zu sein, ist er auch immer schneller mit der richtigen Bewertung zur Hand, obschon er noch nicht so tief wie z.B. der Excell 68000 ist! 14. Sf1 0,20 Der weiße Springer macht sich auf den Weg. Das Feld f5 ist einfach zu verlockend. Db6 0,07 15. Sg3 0,35 Tce8?0,00 16. Le3 0,44 Schwarz wird langsam eingemauert Ld8 0,00 17. Sf5 0,29 Lc7 -0,06 18. b4 0,31 a5 -0,03 Die Stellungsbewertung der Academy ist um den Faktor 10 zu rosig! 19. De2 0,38 La6 0,02 DIAGRAMM Diese merkwürdige Einschätzung der eigenen Stellung besitzen alle Ed Schröder Programme. Mir war schon immer ein Rätsel wie dieses Programm, ob Rebell-MM4-Academy bei dieser falschen Einordnung der Stellung, ja, sogar wenigstens des Bewertungstrends soviele Turniererfolge erzielt. Hier zeigt der Mach III die Weitsicht und die bessere Einschätzung. Solche partierelevanten Details gewinnt man nicht aus Taktiktests, nicht aus Computer-Mensch-Partien, der direkte Vergleich zweier Programme im Wettkampf gegeneinander (mit der Gewichtung nicht auf dem Ergebnis, sondern auf den Hergang der Partie !! Nicht Quantität, sondern Qualität) und die Selbsteinschätzung der Programme in dieser Partie geben mir Aufschluß über die Spielstärke eines Schachprogramms. Ist das unverständlich? 20. Tab1 0,42 g6? -0,11 Besser will mir hier Ta8 gefallen, was die Academy auch erst vor hat, dann aber wieder verwirft. Schwarz steht arg in der Patsche. Aber die Academy tippt immer noch um Faktor 5 daneben. 21. Sh6+ 0,63 Kg7 -0,40 Die Academy hat endlich etwas gemerkt. Trotzdem noch zu optimistisch. 22. bxc5 0,67 Sxc5-0,27 23. Sd2 0,64 Sg8 -0,26 Doch lieber Tb8 oder Db7 24. Sxg8 1,43 !! Probieren Sie doch mal aus, wie ihr Schachcomputer diese Stellung bewertet! Txg8 -1,12 25. Ld3 1,46 Tef8 -1,22 DIAGRAMM 26. Sb3 2,08 !! Das sofortige Einschlagen auf b5 ist natürlich nicht so effektiv wie dieser Zug. Die Bewertung zeigt deutlich den Gewinn an. Etwas was eminent wichtig ist: der gewinnende Computer muß das auch WISSEN und mit seiner Bewertung entsprechend honorie- ren, sonst hat er nicht Schach gespielt, sondern schlechtere Zü- ge generiert. Tb8 -1,43 27. a3 2,02 f5 -1,23 Über welchen Horizont schiebt die Academy die Problematik ? 28. exf5 2,35 gxf5 -1,46 29. Lxf5 2,45 Kh8 -1,68 30. Sxc5 2,64 dxc5 -1,70 31. Dh5 2,58 Tg7 -1,48 32. Lh6 3,11!Te7 -2,02 DIAGRAMM - t - - - - - k - - l - t - - b l d - - - - - L b b b B b L - D - - - - - - - - B - B - - - - B - - - - - B B - - T - - T - K - Auf einmal dreht sich alles um den anderen Flügel. 33. Dg5 3,37 Tf7 -2,61 34. Le6 3,58 Tg8 -3,01 35. Dh5 4,17 Tf6 -3,34 36. Lxg8 4,22 1:0 Wie so oft endete auch diese Partie mit einer brettumspannenden Aktion des Mach III. Er spielt eben wie jemand, der für jedes Feld auf dem er einmal gewesen ist, das er einmal kontrolliert hat, 5 DM bekommt. An allen Ecken gleichzeitig. Ohne Rücksicht auf verschiedene Flügel, Pläne des Gegners. Selten stört er sich an diesem. Er täuscht links und schlägt rechts zu, verteilt Haken. Ja, er hat wirklich etwas von einem Boxer, der die ganze Zeit auf Gummigelenken um dich herumtanzt, bis dir schwindelig wird. Eine weitere brisante Partie ereignete sich gegen das neue Programm aus dem Hause CXG, der Sphinx Dominator. Dieses kleine Gerät hat auch eine pfiffige Eröffnungsbibliothek und führt den Mach III beinahe auf Pfade, die eines Meisters unwürdig sind. Aber sehen sie selbst: Dominator Mach III Master 1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Sf3 g5 4. Lc4 g4 5. O-O gxf3 Schon sehr riskant vom Programmierer Franz Morsch, so eine Gambit- Eröffnung einzugeben. Gleich eine ganze Figur zu opfern... 6. Dxf3 Df6 7. e5 Dxe5 Und schlägt was sie bekommt! 8. d3 Lh6 9. Ld2 !?! DIAGRAMM Dxb2" Tja, der Mach III kennt diesen Läuferzug nicht. Mit Verlaub, normal wäre hier 9.Sc3 , aber Franz Morsch hat hier sozusagen einen kleinen Stolperstein für Schachprogramme eingebaut. Eine Killereröffnung?! Na, aber was für eine! Mach III fühlt sich mit 4,13 Bauern im Vorteil, zum Vergleich: Almeria nimmt den Bauern nicht, spielt Se7 mit 2,09 (er bewertet den gegnerischen Angriff also viel stärker, fühlt sich wesentlich unwohler.) 10. Sc3 DIAGRAMM Kd8! An dieser Stelle spielte der Excell 68000, der kleine Bruder des Mach, unvorsichtigerweise 10...Dxc2 und geriet sehr schnell nach 11.De2+ Kd8 12.Tfe1 c6 13.Lb3 Dxd2 14.Dxd2 f3 15.Df2 Lg7 16.Tac1 Lxc3 17.Txc3 d5 18.Dxf3 Sd7 19.Dxf7 Sgf6 20.Te6 Tf8 21.De7+ Kc7 22.Tc1 Se8 23.Lxd5!! Kb8 24.Lxc6! bxc 25.Texc6 Sb6 (Aufgabe weil) 26.Tc7 a5 27.Txc8+ Sxc8 28.Tb1+ Sb6 29.Txb6+ Kc8 30.Tc6+ Kb8 31.Dd8+ Kb7 32.Db6# matt. Das wollte ich Ihnen doch nicht vorenthalten. So ganz ohne ist diese Eröffnung also nicht! Der Mach III weiß sich jedoch richtig zu verteidigen. 11. Sd5 f6 Wieder gilt es erst zu verteidigen. Jetzt wird die Dame zum Freiwild. 12. Lc3 Da3 13. Lb4 Da4 14. Lc3 Lg5 15. De2 c6 16. Lb3 Db5 17. Lc4 Dc5+ 18. d4 Das 498,- DM-Gerät ist unerbittlich! Es macht seiner Firma alle Ehre. Dd6 19. Lb4 f3 20. Txf3 c5 21. Te1 De6 Nein, die Dame ist nicht gerettet. Der Kleine hat sie erlegt. 22. La5+ b6 23. Sxb6 axb6 24. Lxe6 Txa5 25. Lxg8 Txg8 26. De7+ Kc7 27. Dxh7 Tf8 Die einst so gute Bewertung des Mach III ist auf -1,22 korrigiert worden. Gut Herr Morsch! 28. h4 Ld2 29. Td1 Lb4 30. De7 Tg8 31. Txf6 Lb7 32. d5 La6 33. De5+ Kb7 34. c3 DIAGRAMM Keck knabbert der Dominator an der Stellung des Riesen. Dieser sieht nur noch einen Ausweg, den Gegenangriff. Mit -1,96 war das kein leichter Entschluß. Txa2 35. cxb4 Taxg2+ 36. Kh1 T2g3 37. Td2 Th3+ 38. Th2 Thg3 39. De1 Ld3! Der hiermit vorbereitete Freibauernvormarsch hat üble Folgen. 40. Tf4 c4 DIAGRAMM 41. Dd1? Der letzte Fehler. In dieser vom Dominator gut erspielten Partie verschenkt dieser nun alles. c3 42. Td4 c2 43. Txd3 Tg1+ 44. Dxg1 Txg1+ 45. Kxg1 c1/D+ 46. Kg2 Dc2+ 47. Kg1 Dxd3 48. h5 Dd4+ 49. Kf1 Dxb4 50. h6 Dc4+ 51. Kf2 0:1 Eine wirklich sehenswerte Partie. Tja, der Mach III findet manchmal ganz schöne Hintertüren. Taktisch dürfte es so gut wie nichts geben, was er nicht findet. Hier ein paar Beispiele: 1) Den genialen Zug 22...Txc3!! aus der Partie Rotlevi:Rubinstein (siehe CSS 1/89 S.14 rechts), den ich in der letzten CSS vorstellte, findet der Mach III Master in 15'56" Analyst 8Mhz in 23' Sphinx Dominator in 38' Almeria 16Bit nicht in 1h Academy nicht in 1h Excell 68000 nicht in 1h Super Forte nicht in 1h 2) Oder das geniale Damenopfer aus der Partie Karpow:Chandler beim TV-World-Cup 1983, (siehe auch CSS 2/85 S.33 rechts): DIAGRAMM W:Kg1 De2 Tc1f1 Lg2d4 Se1 a2b3e3g3h2 S:Kg8 Dh3 Tc8e6 Lb8f5 Se4 a7c6d5f7g4 Chandler verpaßte es, im 28. Zug (der Diagrammstellung) die Opferkombination 28...Dxh2+ !! anzubringen und zog leider Sxg3. Auch hier zeigt sich der MACH III MASTER von seiner besten Seite. Er kommt schon sehr nah an die damalige Rechenzeit von Cray Blitz, der 1" (!) brauchte, finden Sie nicht ? Ich habe die seit damals bekannten Rechenzeiten mit denen neuerer Schachcomputer ergänzt. Was sagt Ihr Schachcomputer ? Mach III Master in 19" !! Super Forte (sel. on) in 25'50" Academy in 38'40" Super Forte (sel. off) in 40'43" Elite A/S in 54' Super Constellation in 3h58' Analyst 8Mhz nicht in 13h Excell 68000 nicht in 1h Fazit: Der Mach III Master ist ein sehr starker Schachcomputer der Oberklasse (zu vergleichen in Puncto Spielstärke nur mit Mephisto Almeria), in dem gewohnten Gehäuse der Fidelitys. Er scheint neben einer erfassenden Suche von 6-7 Halbzügen noch ausgesprochen selektiv vorzugehen, mitunter findet er Matts, Remis durch Zugwiederholungen (natürlich in schlechterer Stellung) oder taktische Kombinationen in Sekunden, lange bevor er sie ganz errechnet haben kann. Die Anzahl der berechneten Stellungen liegt ungefähr um das Doppelte als beim ersten Versuch der Spracklens am 68000er Prozessor, dem Excell 68000, also zwischen 2500 und 6000 Stellungen! Wem das wannenartige Gehäuse des Mach III Master nichts ausmacht, wer Wert auf Spielstärke und bequeme Anzeige der wichtigsten Informationen legt (es muß hier mal gesagt werden, die LCD-Punkt-Matrix-Anzeigen "einiger" Hersteller sind nur noch im Abstand von 20cm zu erkennen, bei guter Beleuchtung, und wenn man kein Brillenträger ist!), ist mit dem Fidelity gut beraten. Kombinationsfanatiker und Fernschachspieler werden ihre Freude haben. ----------------------------------------------------------------- Was uns gefiel: + sehr hohe (und ausgewogene) Spielstärke + gute Anzeige der wichtigsten Informationen + als transportables Gerät robust und leicht Was uns nicht gefiel: - keine wirkliche Modultechnik, nur umzubrennen - kein richtiges Figurenspiel möglich, da der Mach III keine Metallplatte eingebaut hat, um die Magnetfiguren zu halten. Das Spiel wird zu einer Rutschpartie ! - immer noch kein Zugzähler ------------------------------------------------------------------ |
Mephisto III - das "intelligenteste" Schachprogramm der Welt ! oder Mephisto III , mein liebster Schachcomputer. von Thorsten Czub Der Affe Bobo saß in seinem Käfig und betrachtete die an der Decke aufgehängte Banane. Mit einem wilden Anlauf sprang er bis zur Käfigmitte, dann in die Höhe, strampelte mit den Gliedern - umsonst. Die Frucht hing zu hoch. Wieder setzte er sich in die Ecke. Als sein Blick nervös die Kisten, die Banane, zurück die Kisten und wieder die Banane bestrich, wußte der Zoologe Gärtner: jetzt sinnt er über den Turmbau. Und wirklich. Flugs eilte der Affe auf allen Vieren und baute Kiste auf Kiste übereinander. Mit einem Anlauf ersprang er die oberste Kiste, riß an der Banane, deren Befestigung nachgab, und fiel siegreich mit der Beute zu Boden. Prof. Gärtner notierte: Intelligenztest 36 bestanden ! Sie werden jetzt sicherlich fragen, was das alles mit dem alten Veteran aus dem Hause H+G, dem Mephisto III (oder Mephi, wie ich ihn zärtlich nenne) zu tun hat. Nun - Intelligenz. Was ist das überhaupt. Braucht man zum Schach spielen Intelligenz ? Oder ? Versetzen wir uns zurück in die alte Zeit. Als Mephisto geboren wurde, herrschte eine andere Zeit. Es waren die Anfänge des Computerschachs. Die Firma Hegener+Glaser kannte noch niemand (stellen sie sich das mal vor!!!), mit Mephisto assoziierte man noch alles Faustische, nicht, wie heute Computerchips. In den Kaufhäusern gab es noch Schachcomputer anderer Firmen (vergleichen sie mal heute den Mephistostand mit der Präsenz der anderen Firmen!). MK 1, der erste off. Schachcomputer in Deutschland setzte Balken der Hilflosigkeit, wenn er mit der Stellung nicht mehr klar kam, und mehr Zeit brauchte. Sie konnten dann ruhig einen Kaffee kochen gehen, bis der "Balken" verschwand. Mit Schachcomputern verband man noch den Flair der weiten Welt: Hong Kong oder Amerika. Ich erinnere mich noch, als ich vom 1.deutschen Schachcomputer hörte und Stolz meine kleine Brust erfüllte: Jetzt zeigen wir es den anderen. Mephisto 1, diese kleine Zigarrenschachtel, sein Design ist unvergänglich. Spartanisch in der Ausstattung, aber gut in der Leistung. Dann kam die Ankündigung, es gäbe schon bald einen besseren, spielstärkeren Nachfolger! Soeben war in Travemünde die Schachcomputer WM 1981 beendet. Das neueste Produkt der Firma H+G durfte daran nicht teilnehmen, es war noch nicht serienreif genug. So siegte der von allen Problemschachfreunden heißgeliebte Mark V. Später sollte sich zeigen, daß der sehr anfällige , ewig kaputte Mark V, wegen der vielen Reklamationen, SciSys den Vertrieb in den Kaufhäusern verbaute. Made in Dschermanie war eben zuverlässiger! Mephisto II, kurz nach dieser WM auf den Markt gebracht, er war ein Meilenstein! Schlug er doch den offiziell gekürten Weltmeister in 10 Turnierpartien glatt ohne Verlust ! Dieser kleine Mephi II. War dieses Zigarrenkistchen nicht süß? So niedlich klein! Nur 500 Gramm schwer! Zum liebhaben. Mit diesem Gerät trat H+G den Siegeszug an. Der Name Mephisto etablierte sich in der Gesellschaft. Wir saßen alle vor diesem kleinen, später 6,1 Mhz schnellen Kasten und warteten, daß er, wenn er schon mal im 4.Halbzug war, diesen auch wieder verließ! Die Starprogrammierer Elmar Henne und Thomas Nitsche hatten es geschafft, auf einem sehr langsamen Prozessor ein AB-Misch- programm zu schreiben, ähnlich fast allen heutigen Programmen. Wie wenig der Prozessor der ersten Mephistos für Schach geeignet war, das wußte von uns damals noch keiner. Die CSS existierte in dieser Form noch nicht. In einer Zeit der extrem selektiven B-Programme auf der einen Seite, und der Brute-Force-Programme auf der anderen Seite, stand Mephisto und seine Programmierer erfolgreich in der Mitte. Aber die beiden waren mit ihrem Werk noch nicht zufrieden. Mephisto II rechnete zuviele unsinnige Zugfolgen durch, Müllberge von Ausschuß, die jedes Brute-Force-Programm generiert und mit sich herumschleppt. Das hinderte den Mephisto II tiefer in die Stellung einzudringen, ergab Horizonteffekte und die 4Hz. Rechentiefe war die Schallmauer. Die beiden idealistischen Programmierer gingen den schweren Werk der KI (künstlichen Intelligenz), wollten ein Programm schreiben, das nur die sinnvollen Züge berücksichtigt, ganz ohne Brute-Force- Sockel. Trotz der Gefahr, das sie das schon wissen, ich sage es noch mal: Es gibt ja 2 Möglichkeiten Schach zu spielen: die eine Art ist, sehr anfängerhaft - solange alle Züge auf dem Brett ausführen und wieder zurücknehmen (die sogenannte A- Strategie, auch Brute-Force = reine Gewalt) bis der Papa (der das Spiel schon kann) selig nickt. Oder, die weitaus elegantere, klein Sohnemann benutzt gar nicht die Finger zum Denken (und Papas-Segen), knabbert höchstens an den Fingernägeln und setzt dann den Papi, vorher lange gegrübelt, Matt in 2 (oder Matt in 9 obwohl es nur ein verlängertes Matt in 2 war, was Mephi III gerne tat) !! Dies, die sogenannte B-Strategie ! Nitsche und Henne erschien es einleuchtend: wenn schon Schach, dann nicht das stupide Ausrechnen! Ihr Programm sollte lieber alles unnütze weglassen! Sozusagen wie ein menschliches Bewußtsein, daß vom Unterbewußtsein, welches sie guten und schlechten Züge aussortiert, nur die guten zugeflüstert bekommt. Nur die guten Züge ins Auge springen läßt. Geboren wurde Mephisto III !! (alle Leser, die noch einen haben, holen ihn jetzt hervor und legen ihn auf ein Samtkissen!). Mephisto gehört nämlich eigentlich ins Guinnes Buch der Rekorde! Als der Schachcomputer welcher aus dem Wenigsten , das meiste macht. Mephisto III ist wie ein Mann vom Schlüsseldienst der zu ihnen kommt, weil sie ihre Tür haben zufallen lassen, und der ein großes Bund von 150 Schlüsseln bei sich hat. Große Schlüssel, Sicherheitsschlüssel, bunte, dicke, dünne. Mit 2 Bärten, ohne Bart... Und was macht der Mann? Er steckt nicht die Schlüssel solange ins Schloß bis einer paßt, nein, er schaut auf Bund und Zylinder und steckt dann den richtigen Schlüssel ins Schloß. Sitzt. Paßt. Ein Versuch. (erinnert dies nicht an Bobos IQ-Test?) So spielt Mephisto III Schach. Er bemühte sich erst gar nicht, die Domäne der Computer, nämlich Geschwindigkeit, auszunutzen um in der Sekunde 500 (oder auch schon 2000) Stellungen zu generieren, obwohl 90% davon eh überflüssiger Ballast waren. Irreale Züge, nie gespielt. Er brauchte keine Geschwindigkeit. Er suchte aus. Auslese. Mit umfangreichen Auswahlkriterien nahm er die 5 besten Möglichkeiten in einer gegebenen Stellung, und von diesen 5 nahm er noch einmal, je nach Stellung, 2 in die engere Wahl und verfolgte diese sehr tief weiter. Die Vorgehensweise, das nur sehr geringe auskombinieren von Zugmöglichkeiten ist Grund, warum man Mephisto III eigentlich nicht mal ein B-Programm nennen kann. Die 1-2 Stellungen in der Sekunde, welcher er durchging, sie sind schon fast menschlich. Das war schon eher C-Strategie, die Imitierung menschlicher Denkvorgänge. Und Mephisto III spielte menschlich. Wie sie: aufs Brett schauen, aha - der Läufer muß entwickelt werden... Aber, es kam wie es kommen mußte: Mephi III und seine Programmierer waren ihrer Zeit voraus, zuweit voraus. Wie so oft wenn das der Fall ist, die Natur ist ungnädig mit diesen ihren Kindern, wenn sie Genies sind. Es war die Zeit der Brute-Force-Brüter. Der 6502s. Der Lösezeiten- fanatiker. Des Colditztestes und - auch die Zeit eines Novag Superconstellations. Ein Schachcomputer der Mephisto III geradezu einstampfte. Mephi wurde zum ungeliebten , nein, schlimmer, zum gehaßten Kind. Was haben wir alle auf ihn und H+G herumgeschlagen. Ich auch. Ich war ja auch mit der Spielstärke unzufrieden. Aber auch ebenso jung und uneinsichtig wie so viele damals. Ich kannte den Preis für so vieles, aber des Wertes, auch des ideellen Wertes meines Mephisto III war ich mir nicht bewußt. Wie vielen damals (und leider heute auch noch) ging es mir nur um die Früchte, die letztlich angewendete Spielstärke. Wie man die Banane bekommt, wie man die Tür aufbekommt, wie man starkes, gutes Schach spielt, war mir damals egal. Hauptsache ob, und daß man es tut! Hegener+Glaser erlebte die erste Gradwanderung am Rand des Ruins. Es fehlte ihnen an Argumenten die Käufer von der Güte des Programms zu überzeugen. Und was waren wir alle unbarmherzig! Schaum stand uns vor dem Mund. Im Colditz-Test war Mephi III schlechter als sein Vorgänger. Spielte er überhaupt besser als der Vorgänger ? Unzählige Versionen programmierten Nitsche+Henne. Aber sinnlos. Der Untergang war von uns vorprogrammiert. H+G hatte das Vertrauen der Kunden verspielt! Eine Lehre bezogen! Nitsche+Henne versuchten es noch einmal mit einem anderen Prozessor, dem 68000er, aber auch sie erlagen letztlich der Versuchung über die Hardware - die Geschwindigkeit, die Intelligenz einzufangen. Auch das mißlang. H+G sah sich nach anderen Programmierern um, und fand Richard Lang, der sogar die Hardware noch übernehmen konnte. Die Kunden wollten starke Programme für ihre Modular- und Exclusiv-Bretter. Ulf Rathsmann gesellte sich zu Richard, der ja im 16-Bit Bereich experimentierte, und später kam ja, wie wir wissen, auch Ed Schröder hinzu. Nitsche und Henne, Vorreiter der KI in der Schachprogrammierung, wurden fallengelassen. Von uns und von H+G. Brute-Force hatte gesiegt! Nur für kurze Zeit schien es, als alle Welt an Mischprogrammen mit selektiver Komponente arbeiteten, als ob noch einmal ein ähnliches Unikum wie Mephisto III auf den Markt käme, aber so radikal selektiv war kein MM IV, keine 68000er Sphinx, kein Fidelity und schon gar kein Novag. Diese rechneten 500-1500 Stellungen in der Sekunde, Mephisto III 1-3!! Und es sieht so aus, als ob es nie mehr so intelligente Programme gäbe. Es zählt nur die Banane. Heute rechnen durchaus starke Großrechenanlagen 1 Million Stellungen in der Sekunde und schlagen Bent Larsen. Und trotzdem spielen diese Maschinen keine Partien sondern generieren nur Züge. Wir wissen alle: ein Mach III der 1 Million Stellungen berechnete statt ca. 2500 in der Sekunde, er würde Bent Larsen längst geschlagen haben. Es ist die Hardware, die aus Materie gewonnene Geschwindigkeit, die die Menschen im Schachspiel gegen die Computer scheitern läßt. Wie immer teilt sich die Welt, auch für mich, hier in 2 Hälften! In Schach spielende, "denkende"- den menschlichen Denkprozeß nachahmende Schachcomputer, solche wie Mephisto III, und , auf der anderen Seite: ausrechnende, schnelle, stupide und unmenschliche Miniaturgroßrechenanlagen. Der Trend ist klar. Mehr Power. Dabei ist das alles Humbug. Wahn unseres realitätsbetonenden Weltbildes. Und mit jeder Zeile hier, und jeder Partie, die mein Mephi III gegen die aktuellen, die Excell 68000er oder Dominatoren, die Analysts und sonstige Rechenwunder, jede Partie die mein Mephi III sich diesen Gegner erwehrt, wächst meine einst mißachtete Hochachtung vor den in der Versenkung unserer "sozialen Marktwirtschaft" versunkenen Programmierern: Nitsche + Henne. Es ist schade, daß man euch nicht hat weitermachen lassen. Wer weiß, wie weit ihr die Schachprogrammierung gebracht hättet. Da blinkt mein Excell 68000, er hätte gerade 1776 Stellungen berechnet! Mir wird ganz schwindelig wie die roten Zahlen nur so über das Display zucken! Mein Mephisto III hat gerade 23 Stellungen beäugt und auch ohne zu restaurierende Hash-Tables zeigt er sekündlich noch lockere 0,00 (Fidelity Fans kennen von ihren Excells die Phase des 0,00 Durchgangs in denen die Hash- Tables gefüllt werden) ! Was auch immer im Computerschach passieren wird, wieviel auch immer irgendwelche Rechner an Stellungen berechnen werden, ob 3000 oder 1 Million oder 1 Billion in der Sekunde: Es hat wohl was mit Schach zu tun, was diese Kisten ausrechnen, und diese Rechner spielen vielleicht auch genaueres Schach, von der Taktik her, aber insgesamt wird die Brute-Force-Strategie, die Stellungsrüsterei, das haben ja auch die letzten Partien Deep Thoughts gezeigt, nicht weiterführen. Es ist mir unerklärlich wie dieses Programm soviel Stellungen berechnen kann, und dann so schlechtes Schach spielt. Die Fernpartien Mike Valvos oder aber auch die Begegnung des Rechenrieses mit Kasparow haben gezeigt, wie wenig vom Schach die Software von Deep Thought zu verstehen scheint. Wieviel das überhaupt mit Schach zu tun hat, ist fraglich. Es würde ja auch kein Mensch mit einem Porsche einen Wettlauf vereinbaren. Die Kräfteverteilung ist gemein. Mich lassen diese schnellen Brüter deswegen kalt. Was meinen sie, wie stark ein Mach III spielt, wenn man seine Taktfrequenz von 16 Mhz so heruntertakten würde, um den Quotient 1/1400, also von 16 Mhz auf 11,5 khz, damit er in 3 Minuten auch nur 400 Stellungen, wie mein Mephi III generiert. Wie stark spielt Deep Thought mit 400 Stellungen pro Zug? Es kann ja sein, daß wir Menschen verkehrtes, oberflächliches Schach spielen und irgendwann ein elektronischer Dr. Tarrasch der Zukunft , sofern er vielleicht 30 Hz. tief rechnet, uns auf die Finger haut, wenn wir wieder ganz "unlogisch" versuchen, den Läufer zu fianchettieren, anstatt, es computerhaft mit einem Turmfianchetto (wenn es denn zum Sieg führt?!) zu versuchen. Mag sein daß. Alles ein Frage der Zeit. Ich jedenfalls habe meinen Mephisto III, den ich auch damals aus Wut verkauft habe, wiederentdeckt. Den radikalsten Schachcomputer der Welt. Für symbolische 1DM gab es ihn unlängst zusammen in einem Mephisto-Mobil in einem großen Kaufhaus in Dortmund zu kaufen. Für 1 DM ! Ich schämte mich für unsere Marktwirtschaft, in denen alle ohne Power, auch mein Mephisto III , aufs Abstellgleis geschoben werden, und nahm ihn mit Heim. Dort erfreut er sich bester Gesundheit. Und sehen sie, wie rüstig er noch ist: Hut ab, Herr Nitsche und Herr Henne: 1.Partie: (40 in 120) Dominator : Mephisto III 1. e2-e4 e7-e5 2. f2-f4 e5xf4 3. Sg1-f3 d7-d6 4. Lf1-c4 g7-g5 5. h2-h4" und der Domi fühlt sich ob dieses Gambitbauern mit -0,71 Bauern im Nachteil. g5-g4" Unser Mephi ist da viel bescheidener, und sieht sich nur um 0,20 im Plus. Immerhin hat er 392 Stellungen berechnet und eine Spitzenrechentiefe von 15 Hz.! Im weiteren Verlauf gebe ich an einigen Stellen die Stellungsbewertung, erfassendere Rechenkompo- nente, die Spitzenrechentiefe und die Anzahl der berechneten Stellungen an. 6. Sf3-g5 -0,46 Sg8-h6 7. d2-d3 -0,39 Dd8-e7 8. Sb1-c3 -0,80 f7-f6 +1,14 M3 S18 594 9. Sc3-d5 -0,94 De7-d8 10. Sd5xf4 -1,00 f6xg5 +1,48 M2 S10 171 Unser Mephisto III liebt eigentlich keine kompliziert taktischen Stellungen, wie diese. Dennoch weiß er sich gut zu schlagen... 11. h4xg5 Sh6-f7 12. Sf4-g6 Th8-g8 13. Lc4xf7+ Ke8xf7 14. Sg6xf8 Tg8xf8 15. Th1xh7+ Kf7-e8 16. Lc1-e3 -0,54 Sb8-c6 +0,46 M2 S16 518 17. g5-g6 -0,56 Dd8-f6 +0,86 M2 S10 287 18. Th7xc7 -1,28 Df6xg6 +1,65 M2 S10 507 19. e4-e5 -2,14 Ke8-d8 +2,64 M2 S11 362 20. e5xd6 -2,35 Dg6xd6 +2,53 M3 S12 801 21. Tc7-h7 -2,65 Dd6-g3+ +2,68 M3 S15 724 22. Ke1-d2 -2,87 Dg3xg2+ +2,81 M3 S13 497 23. Kd2-c1 -2,42 Tf8-f1 +6,89 M2 S09 424 24. Le3-g5+ der letzte Salutschuß! -5,91 und Weiß gab auf!! Mephi hat gezeigt, daß er auch taktischen Fahrwassern gewachsen ist, wenn er will (und SIE an ihn glauben!! Das haben wir damals alle nicht mehr getan!). Es ist erstaunlich, was er hier geleistet hat, bedenkt man, wen er schlug und was für ein besonderes Programm er ist. 2.Partie: (40 in 120) Mephisto III : Psion ST In dieser Partie, die ebenso kurz ist, setzt Mephi jedoch dem Scherz die Krone auf, vielleicht nimmt er Teil am humorigeren Spiel, schlägt er hier doch ein Programm gerade jenes Programmierers, nämlich Richard Lang, dessen Geschöpfe seit vielen Jahren unangefochten die Meisterschaften gewannen. Ja, noch mehr: er schlägt den Vorgänger jenes Programms, daß ihn selbst bei H+G ablöste. 1. Sf3 d5 2. d4 Sf6 3. e3 e6 4. Ld2" Sc6" 5. Lb5 Ld7 6. O-O Ld6 7. c4 O-O 8. c5 Le7 Mephi hat eine Vorliebe für schöne Bauernketten, und erst recht eine Hyperaversion gegen Doppelbauern oder andere Häßlichkeiten! 9. Sc3 Se4 10. Sxe4 dxe4 11. Se1 e5 12. d5 Sb8 13. Le2 Lxc5 14. Dc2 Ld6 15. Dxe4 De7 16. f4 Ach ja, f4 mag er auch ganz gerne! f5 17. Dc4 exf4 18. exf4 b5 19. Dd3 Te8 20. Lh5 g6 21. Ld1 Dieser Läufer muß noch mal auf die wichtige Achse b3-g8. Lc5+ 22. Kh1 c6 23. Lb3 Kg7 24. dxc6 Sxc6 25. Lc3+ Kf8 26. Dd5 und Psion gibt auf weil er nach Le6 den Springer c6 verliert, und mehr... Noch ein Bonbon für Sie und ihre "modernen Schachcomputer": Beim St.Petersburger Turnier 1914 spielte Weltmeister Dr. E. Lasker (dessen Spielstil manchmal stark an Mephisto III erinnert - und umgekehrt!) gegen seinen Erzrivalen Dr.S. Tarrasch (seine Spielweise entspricht wohl eher den bekanntesten Brute-Force- Programmen!). Lasker, der sich nie sonderlich bemühte D E N richtigen Zug zu finden, sondern eben nur den für den Gegner unangenehmsten, trifft auf Tarrasch, der sich bei jedem Zug abmüht, bloß den genial richtigen zu finden, nie jedoch den 2.besten. Tarrasch hätte an unseren elektronischen Wunderwerken wohl seine verstohlene Freude gehabt, wenn er vielleicht auch Mephisto III sehr verächtlich wieder verkauft hätte, wenn dieser mal nicht ganz korrekt spielte... naja! In dieser Partie kam es nach 10 Zügen zu folgender Stellung: t - l d k - - t b b - - - b b b - l s - - s - - - - - - - - - - - - - b - - - - - S - - - S B - B B - - B B L B T - L D - T K - 11. Dd3! Im Partiekommentar heißt es: "Lasker widerlegt nun den fehlerhaften Bauernvorstoß in feinster Weise. Der Bauer droht durch Td1 erobert zu werden. Also muß sich Schwarz zu einem ungünstigen Tausch entschließen." Le6 12. Td1 Lxb3 13. Dxb3 "Hier steht die weiße Dame vorzüglich, wie sich bald zeigt." De7 "Um dem Angriff mit dem e-Bauern aus dem Wege zu gehen. Schwarz steht nun anscheinend recht gut, aber er ist um ein Tempo in der Entwicklung zurück und das macht viel aus." 14. Ld2 O-O t - - - - t k - b b - - d b b b - l s - - s - - - - - - - - - - - - - b - - - - - D - - - S B - B B - L B B L B T - - T - - K - Das ist die Stellung für ihre Computer. Den stellungsgemäßen Zug versteht nur Mephisto III, oder ?? Vom Partiekommentator wird er "ein ganz ungewöhnlich feiner Zug" genannt, "dessen Bedeutung Schwarz unterschätzt"! Hoffentlich nicht auch ihre Computer, oder sie selbst? Mephisto III selbst braucht 1h15' um den Plan zu verstehen, danach läßt er den Zug nicht mehr los. Was sagen ihre Compus ? (ärgern sie sich nicht! ich weiß ja, alle Computer sind Materialisten - fast alle!) P.S.: An die Einsamen, wie Bobby Fischer, vom Schach zuzückgezogenen Programmierer Nitsche+Henne: Macht doch da weiter, wo ihr aufgehört habt ! Wir lassen euch diesmal nicht in Stich. Das der Geist auch weiter über die Materie siegt. |
MM4 Test ES HAT SICH AUS (RE/GE) BELLT !! oder: Computer die rebellen beißen nicht, doch wer nicht rebellt hat auch noch Biß! von Thorsten Czub "Man kann nur hoffen, daß bei dem bereits in Arbeit befindlichen MM IV, das auf dem Rebell aufbaut, solche Komplikationen, nicht mehr auftauchen werden." ... so lautete eine Fußnote unserer Redaktion zum Rebell-Dilemma in CSS 2/87 S.5 ru.! Daß unser Hoffen nicht umsonst war, soll dieser Bericht zeigen, in welchem sich Thorsten Czub mit dem Nachfolger des Rebell, in Sachen Spielstärke und Fehleranfälligkeit, auseinandersetzt ! Hier sein Bericht: AUF EIN WORT: Ehrlich gesagt, ich bekomme die ganzen Verwicklungen um den REBELL, gar nicht mehr in eine chronologische Abfolge. Irgendwann habe ich zu mir gesagt: Was sollst du da noch glauben? Für mich persönlich war gar nicht so vieles verworren. Ich hatte von H+G einen Rebell bekommen, ihn getestet (siehe CSS 1/87 S.7 ff.) und seine Spielstärke, nach oben und nach unten hin, in die Schranken gewiesen! Wer vor mir behauptet hatte, der Rebell sei besser als er mir erschien (CSS 5,6/86 diverse "Testberichte"), oder wer nach mir schrieb, er sei nicht besser (CSS 4/87 Tabelle: Schachcomputer auf dem Prüfstand, S.38), dessen Urteil war mir eigentlich egal. Leid tat es mir im Verlauf der "Affäre" nur um die Käufer, die sich, zu Recht, in Gesprächen oder Leserbriefen hier und da äußerten, be- schwerten. Heiße Diskussionen wurden geführt, Meinungen schaukelten sich, letztendlich mit dem Ergebnis: Der Käufer hat gar nichts von all dem Gerangel! Eins scheint uns allen klar geworden zu sein: Auch die besten Tester sind nur Menschen. Das muß allen Lesern klar werden! Von Schachcomputertestern wird manchmal, aus redaktionstech- nischen Gründen verlangt, neue Geräte schnell einzuordnen. Hierbei hat jeder Fachmann andere Methoden. Manchmal, bei vielleicht schon vom Aufbau her, sehr schizophrenen Geräten, kann eine Einschätzung ins Auge gehen! Daher sollte der Tester am Ende seiner "Testreihe" auch immer prüfen, ob die angewandten Stellungen wirklich das zu testende Gebiet widerspiegeln! Wir kennen die Problematik von Teststellungen ja vom Colditz-Test, der natürlich die Brute-Force-Geräte bevorzugt. Zumindest wenn bei der Überprüfung der Ergebnisse mit dem "gesunden Menschenverstand" skurrile Reihenfolgen auftauchen muß ich als Tester stutzig werden ! Ich kann doch nicht einen Test konstruieren und am Ende herausbekommen, daß mein Nachbar besser spielt als Kasparow! Wer würde solch ein Ergebnis ernst nehmen? Wer würde mich dann noch ernst nehmen? Die Leser sollten zumindest den Menschen im Tester sehen, auch wenn das Ergebnis des Tests nicht zu respektieren ist. Schließlich haben die Käufer die Geräte doch in der Regel viel länger und ausgiebiger zur Verfügung, als wir Tester! Ich persönlich teste nicht nach einem festen Schema, genausowenig wie ich meine Bekannten jeweils mit Floskeln begrüße und mich mit ihnen unterhalte. Jeder Mensch ist Individuum und als solches nicht mit anderen zu vergleichen. Jedes Schachprogramm hat so seine Eigen- heiten und den wirklich einzig richtigen "Test" für Schachcomputer kennt vielleicht nur Schach-Göttin Caissa. So war ich dann natürlich gespannt, ob der MM IV die Macken des Rebell noch hatte, oder ob diese endlich weggebügelt worden waren. NEUES INNENLEBEN Vom Äußeren her sehen die Geräte gleich aus, vom Inneren aber hat sich einiges getan. Da der Rebell eine ganz anderes Platinenkonzept benötigte, weil er mehr Speicher verbrauchte als die bisherigen Mephisto-Module (B+P,MM II), waren die Rebell-Module wegen der schnellen Serienreife auch dementsprechend hausbacken. Anders der MM IV. Hier hat man nun endlich eine ausgereifte Platine vor sich, deren Innereien wohl so schnell nichts erschüttern wird. Alle wichtigen Teile (Prozessor & Programm) sind gesockelt. Dennoch sieht es mit der Spitzenrechentiefe immer noch nicht sehr rosig aus. War es beim Rebell schon nach 14 Hz. aus, so macht der MM IV erst nach 16 Hz. schlapp. Darum löst er auch maximal nur 8- zügige Mattaufgaben, sofern die Zeit des Besitzers nichts kostet! Aber was sollte H+G auch machen, der MM IV braucht nun mal aufgrund seiner positionellen Bewertungen soviel Speicher! So wählte man bei H+G den Kompromiß zwischen Rechentiefe und Preis. Ob der MM IV einmal in Endspielstellungen gerät, in welchen er auch auf Turnierstufe relevant wegen seiner 16 Hz. einen guten Zug nicht findet, ist wohl sehr unwahrscheinlich. Schlecht ist es jedoch um alle Fernschachfreunde bestellt, es sei denn sie beschränken sich auf komplexe Stellungen wo nicht Rechentiefe, sondern Überblick gefordert ist! Ansonsten sehe ich jedoch schwarz, die Praxis wird es zeigen, wie weit 16 Hz. bei der Ge- schwindigkeit der heutigen Rechner reichen, früher, als der Mephisto II, "nicht zu verwechseln mit dem MM II" (wie Leser Haumann am Telefon immer wieder zu mir sagt) auch nur 16 Hz. hatte, da reichten diese locker aus, schließlich überschritt der Mephisto II ja auch selten den 4Hz. auf Turnierstufe, beim MM IV liegt die Durchschnittsrechentiefe bei 7 Hz. ! NUN AUCH REGELBEHERRSCHUNG! So sind denn auch die irregulären Züge die CSS-Leser Thomas Scherk in der CSS 2/87 S.5 links; entdeckte und damit die H+G Geschäftsleitung beschäftigte, beim MM IV natürlich längst alter Kaffee! Der MM IV wird sich nicht mehr mit einem "Schachaufzug" aus dem Matt retten, obwohl dies sicherlich manchen bierernsten Schachspieler zum Schmunzeln gebracht haben wird, gelle ?! RACHE AN CSS-LESER MANFRED BIST Apropos erschüttern! Die noch in CSS 2/87 von Manfred Bist aus Brüggen, in der Leser-Ecke monierten Stellungen und Partien werden vom MM IV folgendermaßen behandelt: 1. Mattaufgaben L.Yarosh (CSS 1/86 S.26) Diagramm links: MM IV Problemstufe 4 nach 37'51" GELÖST ! Diagramm rechts: " Problemstufe 4 nach 19'11" GELÖST ! 2. Endspielstudie aus CSS 4/86 S.6 ru. (I.Sehwers) Rebell: 28 Minuten MM IV : in nur 11 Minuten 41 Sekunden (Le9) GELÖST ! Beruhigt das ? Nein...? BITTE NEUE PARTIEN, HERR BIST !! Überhaupt wird Leser Manfred Bist sich etwas neues ausdenken müs- sen! Warum? Nun: 3. Kurze Gewinnpartien Manfred Bists (CSS 2/87 S.4) Partie Lev.1: Der MM IV lehnt im 2.Zug das Schlagen auf d4 und somit die Annahme des Blackmar-Diemer- Gambits durch ein überleiten in die Caro-Kann- Verteidigung mit 2...c6 ab! VERBESSERUNG ! DAS BLACKMAR-DIEMER-GAMBIT, DER SCHRECKEN ALLER COMPUS Das Ablehnen des BDGs (schon an dieser Stelle) ist für Schach- computer bestimmt ratsam! Ich selbst spiele begeistert BDG und weiß davon ein (für Schachcomputer blamables) Liedchen zu singen! Schade ist nur, daß man nicht nur aus dem BDG in andere Eröffnungen überleiten kann, sondern auch, aus den anderen, ins BDG ! Und hier ein Beispiel: Thorsten Czub:MM IV (Lev.6) 1.d4 d5 2.e4 (BDG!) c6 (Caro-Kann!) 3.Sc3 dxe 4.f3 (BDG!) exf (Na dann eben BDG...) 5.Sxf3 e6 6.a3 (Lb4 darf im BDG nie zugelassen werden!) Le7 7.Lc4 Sf6 8.O-O b5 9.Lb3 Lb7 10.Sg5 h6 11.Sge4 a5 12.Sxf6+ Lxf6 13.Df3 a4 14.La2 Lxd4+ 15.Kh1 Dd7 16.Se4 O-O (In des Löwens Höhle...) 17.c3 Le5 18.Lxh6 gxh6 19.Sf6+ Lxf6 20.Dxf6 Tc8 21.Dxh6 c5 22.Tf4 Lxg2+ 23.Kxg2 Dc6+ und Aufgabe weil Matt in 5 (Kf2 f5 Tg1+ Dg2 Txg2+ Kf7 Dxe6+ Kf8 Txf5+ matt!) Man darf solche Kurzpartien jedoch nicht überbewerten, derartige Gambiteröffnungen unterliegen strengen strategischen Ideen (so z.B. ist die Öffnung der f-Linie im BDG Hauptziel Nummer 1!) die für die heutigen Computer noch nicht einsichtig sind. Spaß machen solche Partien auch nur einmal, lustig sind sie jedoch allemal! Trotzdem: Auch die 2.Kurzpartie Manfred Bists läßt sich mit dem MM IV nicht reproduzieren. GRUNDSÄTZLICHE PROGRAMMÜBERARBEITUNGEN Das Eröffnungsrepertoire des MM IV ist zu seinen Gunsten überarbeitet worden (was gerade in letzter Zeit zu honorieren ist, wenn man z.B. den Eröffnungsmängel aufdeckenden Artikel Christian Schulzes beachtet, aber auch meine eigenen Erfahrungen z.B. mit dem Novag Forte!). Doch auch im Mittelspiel & Endspiel sieht es anders aus! Der MM IV spielt nicht nur stärker, er spielt vor allem (was viele Rebell-Besitzer mit Tränen in den Augen bezeugen können) nicht so rebellisch, nicht so unsolide. Viele Partien des Rebellen aus meinem eigenen Turnier (CSS 1/87 S.7 ff.) sind gerade an den Stellen nicht reproduzierbar, wo sich der positionell gut auskennende Rebell verhaspelt, strauchelt. So weicht der MM IV eben dort mit besseren Fortsetzungen ab. Gottseidank ! SOLIDERES SPIEL Das solidere Spiel des MM IV ist im wesentlichen auf Verbesserungen, auf Verfeinerungen der positionellen Kriterien zu- rückzuführen, was einer Erweiterung derselben gleichkommt. So ist natürlich nicht auszuschließen, daß der MM IV in manchen Stellungen langsamer spielt, den guten Zug des Rebells aber in der Regel findet. 4. Die von Leser Siegmund Symanski (CSS 2/87 S.4) angeführte Stellung der Amsterdamer Mikro-WM wird vom MM IV auf der Pro- blemstufe 6 nach 13" gefunden, auf der Lev. 6 jedoch schon nach 3'2"(ohne Mattankündigung) gespielt. Das Ergebnis ist also BESSER ! MANCHMAL JEDOCH ... Manchmal jedoch kommt es zu einer Erhöhung der Rechenzeit, was dann auch zu einer Verschiebung der Spielstufen führt! Auch dazu möge der Leserbrief von Siegmund Symanski dienen: Wohl findet der MM IV alle Züge der Capablanca-Steiner-Partie, außer dem 17.Zug, dort ist der MM IV wesentlich vorsichtiger. Er läßt sich erst im 7.Halbzug mit dem 13.Ast zum genialen Txf6!! hinreißen. Vorher spielt er Tab1. Dieses freudige Ereignis findet aber erst nach 11'34" statt, also Level 9!! Hier also wirken die Verbesserungen des MM IV als BREMSE ! LIEBER SOWAS: Immerhin findet er den Zug noch. Mir persönlich ist so ein Gerät lieber als ein forscher Rebell der dafür dann auch mal den Überblick verliert, wie z.B. hier: 5. > DIAGRAMM < WKc1 Dh4 Tdh1 Ld3b4 Se4 abcgh2 SKe8 Db6 Tha8 Lb7e5 Sd7 b5aefg6h7 Hier würde der Rebell 5.0 auch noch nach 1 Stunde 1.The1 ziehen, was ja nicht schlecht ist, besser ist jedoch unumstritten die Idee, die der MM IV schon nach 3'18" (Level 6: +.49; 5.49 Hz.; für Weiß besser) 1.Sd6! zieht. BESSER ! BRATKO-KOPEC 6. Beim Bratko-Kopec-Test (CSS 4+5/84) erzielte er 12 Punkte: 1 + 9 Te1 17 Sb6 2 Kf3 10 Dc5 18 + 3 Dd8 11 Sf5 19 + 4 + 12 + 20 Dd3 5 Tad1 13 Tac1 21 + ! 6 + 14 + 22 Tfd8 7 + ! 15 + 23 Lf5 8 + 16 Dh5 24 + Ein GUTES ERGEBNIS ! ABER WIR SIND DOCH ENG VERWANDT 7. Bei der Rebell Retrospektive (CSS 3/87 S.28) verhält er sich übrigens so: a) 8.O-O-O ab 1'37" erwogen, nach 3'2" gezogen! 9.Dd8 nach 6" mit Mattankündigung! b) 1.Dd5+ nach 1'27" mit Ankündigung! c) 1.Dg8+ nach nur 5" MM IV ist eben MIT REBELL VERWANDT ! ERNEUT AUF DES "GRÖßTEN SCHACHSPIELERS" SPUREN 8. Wenn "der Champ", wenn Bobby Fischer wüßte, wie oft seine Partien in den letzten Jahren als Lehrstück für noch zu Belehrende und manchmal auch für Unbelehrbare herhalten mußten, vielleicht wäre er dann unlängst schon aus der Versenkung herausgetreten, hätte sich neben Garry Kasparow auf die Bühne gestellt und beide hätten einander wohl viel zu bestaunen, 2 Genies nebeneinander. Der MM IV ist wohl nicht Garry Kasparow (diesen Namen beansprucht ja auch eine andere, mir leider im Augenblick entfallene Schachcomputerfirma!), wohl könnte der MM IV jedoch diesmal Bobby Fischer ähnlicher sehen (und vielleicht ist dies Anregung für Hegener+Glaser, den "Champ" mit ein paar "Deutschmark" aus der Versenkung der Zurückgezogenen zu locken, damit sein Name dereinst eine Produktpalette ziere, deren Geräte, einen Pakt mit dem zu haben scheinen, dessen Namen die Russen bisweilen ja auch für Fischer übrig hatten, den Mephisto! Also, auf einen "Fischer-Chess-Computer!" Prost!) , zumindest in jener Stellung hat er es mit den selben Gedanken wie jener: Fischer:Samuel Reshevsky 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd 4.Sxd4 g6 5.Le3 Sf6 6.Sc3 Lg7 7.Lc4 O-O 8.Lb3 Sa5?
(besser d6 oder Sg4) 9.e5! Se8 (Oweh! Lieber Sxb3 exf Sxa1 fxg Sxc2+ Dxc2
Kxg7 und dennoch schlimm) So aber kommt es zum einmaligen 10.Zug Lxf7+
!! Was halten unsere Schachcomputer von diesem Zug?
> DIAGRAMM < Für den MM IV ist die Stellung kein Problem. Auf Analysestufe (Lev.9) gestellt arbeitet er sich bis zum 7. Hz. hinauf! Dort muß man dann erst warten, bis der berüchtigte Zug Lxf7+ auftaucht, denn es ist der 41.Ast! Selbst nachdem der Zug im Display erscheint, dauert es erst noch ca. 1' bis der MM IV dessen Güte erkennt und Lxf7+ zu Ungunsten von f4 (der bislang die Hauptvariante einleitete) nach genau 26 Minuten ersetzt ! Wenn er ihn dann in der Hauptvariante hat, so läßt er ihn so schnell nicht mehr los, auch nach 13 Stunden zeigte er immer noch den richtigen Zug. Also 26' für solch einen Bombenzug, daß ist einfach SUPER ! Tabelle des Verhaltens anderer Schachcomputer: Computertyp Zeit/evt. Zug Stufe Novag FORTE 6 MHZ A 3' Infinite Novag FORTE 6 MHZ B n. u. 1h Infinite Fidelity EXCEL 68000 n. u. 1h Analyse Mephisto MM II n. u. 1h Analyse Mephisto MM IV 26' Le9 PSION 2.01 Atari n. u. 1h (Sf3) Unendlich CHESSMASTER 1.0 Atari 32'25" Level 12 DEEP THOUGHT 1.0 Atari n. u. 1h (Sf3) Unendlich CYRUS II CPC464 n. u. 1h (f4) Infinite KRABAT PD Atari n. u. 1h (Lf4) Z COLOSSUS 4.0 CPC464 - T2,T5 Die Tabelle zeigt eindeutig, daß der Zug für die Computer seine Tücken hat! Interessant ist z.B., daß der Forte B den Zug nicht mehr findet (unter 1h), was mit der Programmveränderung zusammenhängt. Da der Forte A den 1.Zug mit seiner selektiven Kom- ponente erkannte, der B jedoch nicht mehr, ist anzunehmen, daß beim Forte B die auf den "ersten Blick" unsoliden Züge nicht mehr so stark berücksichtigt werden wie beim Forte A, was natürlich in manchen Aufgaben zu einer Verbesserung der Lösezeit führt (siehe Colditz-Ergebnis Forte B, CSS 4/87 S.6 l.), in diesem Fall haben wir den Forte B jedoch auf seinem falschen Fuß ertappt. Ich bin sicher, daß auch andere Computer noch ihre Schwierigkeiten haben, oder? Was meinen unsere Leser dazu? MM IV REVANGIERT SICH AN MAESTRO 6 MHZ A Ich erinnere mich noch sehr gut an die weihnachtlichen Tage, die mir vollendete Tage und Nächte im romantischen Zusammensein mit Schachcomputern geschenkt haben. Aber auch, jeden Spott und schwarzen, echt englischen Humor beiseite lassend, interessante Partien. Eine der spannendsten Begegnungen war ohne Zweifel die, zwischen dem Leonardo Maestro 6Mhz A (bald "kömmt" ja der B) und dem Rebell. Leider ging es nicht rosig für den Rebellen aus. 3:7 verlor er, mit wehendem Haar! Eine ähnliche Begegnung gab es dieser Tage am gleichen Ort. Selbige zwischen dem MM IV und dem Maestro 6A verhieß jedoch einen ganz anderen Wind. Wohl ging er mit 5.5 zu 4.5 für den MM IV denkbar knapp am Remis vorbei, jedoch so manches mal wurde mir um meinen großen (na' klein kann man den ja nicht nennen!) Maestro , angesichts dieser Partien, echt bang! MM IV STELLT SCHACHTHEORIE AUF DEN KOPF In einen eklatanten Schock versetzte mich der MM IV in der 7.Partie seiner Begegnung mit dem Maestro 6A. Ich hatte schon einiges erlebt, sowas jedoch war mir neu, ich wagte meinen Augen nicht zu trauen und telefonierte wild durch die Gegend, schließlich kenne ich mich nicht in allem aus: Was war geschehen? Nun, nach folgenden Zügen gegen den Maestro 6A, die der Mephisto aus der Eröffnungsbibliothek spielte, geschah es: 7.Turnierpartie MM IV:MAESTRO 6A 1.d4 d5 2.c4 e6 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Sbd7 5.e3 c6 6.Sf3 Da5 7.Lxf6 Sxf6 8.Ld3 Lb4 9.Db3 dxc 10.Lxc4 O-O 11.O-O Lxc3 12.bxc b6 Soweit reichte die Bibliothek. Hier rechnete der MM IV Se5, was aber auch noch Theorie ist. 13.Se5" Lb7 Und nun fiel ich vom Hocker: 14.Lxe6! Natürlich kannte der Maestro diesen Zug nicht! Die Theorie sieht an dieser Stelle auch 14.Le2 vor, was aber 14...c5! zur Folge hat. "Jetzt machen die Computer auch schon die Eröffnungen", dachte ich noch so zu mir, als der Maestro, geschockt durch diesen Zug, rechnete, um in wenigen Zügen, an der weißen Bauernüberlegen- heit einzugehen. Ich schämte mich für ihn. 14... fxe" 15.Dxe6+ Kh8 16.Sxf7+ Txf7 17.Dxf7 Da6 18.f3 Sd5 19.Tac1 Tad8 20.e4 Und der Bauer wird bald Geschichte machen. 20... Se3 21.Tfe1 Sc4 22.e5 Tg8 23.f4 b5 24.e6 Sd6 25.Dd7 Se8 26.e7 Lc8 27.Dd8 Lf5 28.Da8 Ld3 29.Ta1 Lc4 30.a3 Ld5 31.f5 Da5 32.Te3 Sc7 33.Dd8 Tge8 34.Taf1 Kg8 35.f6 Lf7 36.fxg Lg6 37.Dd6 Lf7 38.Txf7 Se6 39.M4 Tf8+ Kxg7 40.Dg3+ Kh6 41.Txe6+ Kh5 42.Tf5+ matt! Sollte mein Maestro an Spielschwund leiden? Nein! Wohl dem Spiel- stärkezuwachs des MM IVs waren solche Partien zu verdanken! Und so kam, was kommen mußte: Der nächste Schock... MM IV versus FORTE B 6MHz ===> 14 : 4
?! In meinem Turnier (CSS 1/87 S.7 ff.) schnitt der Vorgänger des Forte gegen den Vorgänger des MM IVs mit knappen 5,5:4,5 für den Supertaktiker ab. Und das Ergebnis war ja auch logisch, schließlich war der Rebell 5,0 taktisch anfällig, fiel dem Forte des öfteren vor die Füße. Anders der MM IV! Ob sie es mir glauben, oder nicht, z. Zt. steht es zwischen MM IV und Forte 6B 6:0 und die Tendenz (die Partien sprechen eine eindeutige Sprache) sieht ganz nach einer Gewinnserie aus, welche so an die 14:4 heranreichen wird. Hauptsächlich dem solideren Spiel des MM IVs (gegenüber seinem Vorgänger), seinen besseren Endspielkenntnissen (dem Forte sollte mal jemand sagen, was ein Freibauer, oder was verbundene Freibauern sind!) und dem abwartenden Verhalten des Fortes ist dieses Ergebnis zu verdanken. Der Forte wurde bislang in der Spielstärkeeinschätzung immer überbewertet, weil die Tester nur die Geschwindigkeit, die Lösezeiten honorierten. Und auch in Turnierergebnissen wurde lediglich der Platz des Fortes und die Anzahl seiner gewonnenen Partien berücksichtigt. Die wenigsten dachten daran, sich einmal die Partien anzuschauen, zu verfolgen, warum die Gegner des Fortes verloren hatten. Jetzt, wo der selbst die Mischprogramme (Shannon A-B) a la MM IV eine solide taktische Basis haben, darüberhinaus, im Gegensatz zum Forte jedoch noch über sehr gute positionelle Eigenschaften verfügen, jetzt wird der Forte hoffnungslos überspielt. Der MM IV, da bin ich sicher, wird gegen den Forte B auf Turnierstufe ähnliche Niederlagen hinnehmen müssen, wie andere Geräte im Vergleich gegen den Dallas! 7-10 Punkte Vorsprung auf 20 Partien dürften durchaus drin sein. Leider hatte ich nicht die nötige Zeit dies selber auszuprobieren, vielleicht können jedoch unsere Leser zur Klärung einer neuen Spielstärkerangfolge beitragen? F A Z I T : Die Rundumerneuerung Hegener+Glasers beim MM IV hat sich gelohnt; niemand braucht mehr rebellisch zu werden, aus dem einst so übermütigen Kerlchen ist ein ernst zu nehmender Gegner geworden. Damit wurde der MM IV zu einem der stärksten 8-Bitter. Von der Spielstärke besser als Forte B (MM IV ist aktiver, spielt ansehn- licher und nicht so langweilig) und zumindest auf einer Höhe mit dem alten Maestro 6B. Vergleiche mit anderen eingesessenen Geräten werden Folgen. Auf alle Fälle ist er stärker als sein Vorgänger. Er ist jedoch nicht stärker als seine großen Brüder, wenn er auch mitunter mal besser erscheint, doch welcher Computer hat nicht so seine eigenen Vorzüge ? Damit dürfte wohl auch bei H+G die Spielstärkenreihenfolge endlich geklärt sein: MM II => Rebell => MM IV => Amsterdam => Dallas Ich bin jetzt jedenfalls schon gespannt darauf, wie der MM IV gegen die andern Neulinge (Maestro 6B,Excel 68000,Turbo King) ins Rennen geht. Ich glaube er hat keine schlechten Chancen. Es ist H+G, nach all dem Rebell-Rummel, wieder ein Stück deutscher Wertarbeit gelungen, ein großer und weiter Wurf! T.C. |
KASPAROWS NEUERUNGEN AUS DER SICHT DER SCHACHCOMPUTER ! von Thorsten Czub In der Maiausgabe des SCHACH MAGAZINs 64 (SM64 10/87) berichtete Matthias Wüllenweber, der Programmierer von ChessBase über das einzigartige Abschneiden des Weltmeisters gegen die Schweizer Nationalmannschaft! Mit Uhrenhandip trat Garry Kasparow in Zürich gegen 6 Spieler an, deren ELO-Schnitt von 2400 sogar noch über dem, der Mannschaft des HSVs liegt. Nicht nur das sensationelle Abschneiden des Weltmeisters mit 5,5:0,5 Punkten sorgte für heiße Diskussionen, sondern auch eine theoretische Neuerung, welche der Weltmeister in seiner Partie gegen einen der Spieler präsentierte. Hier die Partie: Gobet : Kasparow 1. e2-e4 c7-c5 2. Sg1-f3 e7-e6 3. d2-d4 c5xd4 4. Sf3xd4 Sg8-f6 5. Sb1-c3 Sb8-c6 6. Sd4-b5 d7-d6 7. Lc1-f4 e6-e5 8. Lf4-g5 a7-a6 9. Sb5-a3 b7-b5 10. Sc3-d5 Dd8-a5+ 11. Lg5-d2 Da5-d8 12. Ld2-g5 Dd8-a5+ 13. Lg5-d2 Da5-d8 14. c2-c4 Sf6xe4 15. c4xb5 Lc8-e6 16. Lf1-c4 Sc6-e7 17. Ld2-e3 Ta8-c8 18. Sd5-b6 Laut Kasparow käme hier besser 18.Lb6 in Betracht, mit 18...Dd7 19.Lb3 - - t d k l - t - - - - s b b b b S - b l - - - - B - - b - - - - - L - s - - - S - - - L - - - B B - - - B B B T - - D K - - T Hier überraschte Kasparow die Anwesenden nun mit 18...d5 !! Mir stellte sich nun die Frage, ob die heutigen Schachcomputer in der Lage wären, diesen Zug zu finden, wenn ja: wie schnell wohl ?? Zuerst versuchte ich es mit dem Leonardo Maestro 6Mhz: Bitte sehen Sie selbst in seine internen Anzeigen (der Leonardo/Galileo verfügt über die Möglichkeit eines Anschlusses an einen Personal-Computer. Dieses ermöglicht das serielle Abspeichern der wichtigsten Informationen! Keine Änderung, auch wenn sie noch so schnell im Display erscheint, wird vom Benutzer übersehen, da der PC diese auflistet.): Sendinfo = 00:01 1 +00076 e6-c4 a3-c4 c8-c4 b6-c4 Sendinfo = 00:03 1 +00041 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 Sendinfo = 00:04 2 +00041 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 Sendinfo = 00:09 2 +00014 c8-b8 c4-d3 e4-c5 e3-c5 Sendinfo = 00:15 3 +00014 c8-b8 c4-d3 e4-c5 e3-c5 Sendinfo = 01:44 3 +00133 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 Sendinfo = 01:54 3 +00101 e6-c4 a3-c4 a6-b5 Sendinfo = 02:10 3 +00054 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 Sendinfo = 02:39 4 +00054 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 Sendinfo = 07:38 4 +00090 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 Sendinfo = 11:35 5 +00090 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 Sendinfo = 16:37 5 +00094 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 Sendinfo = 33:39 5 +00062 c8-b8 c4-e6 f7-e6 Sendinfo = 50:45 5 +00058 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 Sendinfo = 57:27 6 +00058 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 Sendinfo = 01:30:02 6 +00069 c8-b8 c4-e6 f7-e6 b5-a6 Sendinfo = 02:56:09 7 +00069 c8-b8 c4-e6 f7-e6 b5-a6 Sendinfo = 07:56:02 7 +00068 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 Sendinfo = 10:22:26 8 +00068 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 --------------------------------------------------------- 24 h --- Sendinfo = 51:53 8 +00067 c8-b8 c4-e6 f7-e6 b5-a6 ____________________________________ Sendinfo = 14:25:32 8 +00055 d6-d5 b6-c8 e7-c8 c4-d3 ------------------------------------------------------------------ Also nach sage und schreibe 38h25'32" findet der Maestro A den Zug. Es ist der Zug Tb8 an welchem sich das Gerät sehr lange festbeißt, um dann nach langer Rechenzeit noch einmal seinen Zug zum Guten zu ändern. Sehr viele Computer heften sich an Tb8. Sein späterer Nachfolger, der Analyst 8 Mhz kommt da viel eher zum richtigen Ergebnis 48'30" im Vergleich zu 38h25'32" !! Also ist der Analyst was diese Aufgabe angeht ca. 47mal schneller! 00:01 1 +00133 e6-c4 00:01 1 +00069 e6-c4 a3-c4 c8-c4 b6-c4 a6-b5 00:02 1 -00001 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 e7-g6 00:03 2 -00001 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-h5 e7-g6 00:05 2 -00007 c8-b8 c4-d3 e4-c5 e3-c5 d6-c5 b6-c4 00:09 3 -00007 c8-b8 c4-d3 e4-c5 e3-c5 d6-c5 b6-c4 00:48 3 +00108 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 d6-d5 b5-a6 e8-f7 00:55 3 +00084 e6-c4 a3-c4 a6-b5 f2-f3 b5-c4 b6-c8 d8-a5 e1-f1 01:09 4 +00084 e6-c4 a3-c4 a6-b5 f2-f3 b5-c4 b6-c8 d8-a5 e1-f1 01:25 4 +00093 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 e4-d2 b6-c8 d2-e4 c8-b6 03:38 5 +00093 e6-c4 a3-c4 a6-b5 c4-d2 e4-d2 b6-c8 d2-e4 c8-b6 05:55 5 +00114 e6-c4 a3-c4 a6-b5 b6-c8 e7-c8 d1-d5 b5-c4 d5-c6 10:45 5 +00082 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 b8-b6 15:44 5 +00082 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 b8-b6 e3-b6 d8-b6 a4-e4 19:06 6 +00082 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 b8-b6 e3-b6 d8-b6 a4-e4 28:52 6 +00078 c8-b8 c4-e6 f7-e6 d1-a4 b8-b6 e3-b6 d8-b6 a4-e4 48:30 6 +00074 d6-d5 b6-c8 e7-c8 c4-d3 f8-a3 b2-a3 d8-a5 e3-d2 01:24:17 7 +00074 d6-d5 b6-c8 e7-c8 c4-d3 f8-a3 b2-a3 d8-a5 e3-d2 Sehr überrascht war ich deshalb auch, als PSION (Atari ST) den Zug bereits nach 2'8" auf Turnierstufe zog. Noch besser ist da der Mephisto Amsterdam, der große Bruder PSIONs, welcher schon nach 1'... den Zug d5 findet. Dahingegen zeigt der Novag Forte A nach ca. 24h sehr verbohrt Txc4. Was sagen andere Computer dazu? Eine freudige Sensation: Auch Mephisto III (wer hat ihn nicht schon alles verflucht? Mir ist er jedoch einer der liebsten, ja, ich bin ein FAN! Warum? Er rechnet "soviele" Stellungen und gewinnt soviel Information. Ist das denn nicht das Ideal eines jeden Schachspielers?) möchte d5 nicht lassen, nach einiger Verwirrung, einer satten Rechenzeit (Prozessor und Alter angemessen) kommt ihm der Kasparowsche Zug. Er hat in den 24'50" übringens "ganze" 2409 Stellungen berechnet! Somit kam er in dieser Position auf beachtliche 1,6 Stellungen pro Sekunde! Ich bezweifle doch stark ob man die heutigen Schachcomputer von der Taktfrequenz so stark zurücknehmen kann, daß sie 1,6 Stellungen in der Sekunde rechnen. Selbst wenn es solche Quarze gäbe, wie sähe wohl das Ergebnis eines Analyst aus der nur 2409 Stellungen berechnete? Den Vogel aber schießt der Almeria, der derzeitige Weltmeister ab! Nach Durchsicht der Zugliste für den 1.Halbzug, also der ihm überhaupt zur Verfügung stehenden Züge ordnet er 1...d5 sofort als besten Zug ein, dann jedoch überlegt er es sich aufs neue! Herr Kasparow, wie lange brauchten Sie für diese "Neuerung" ? Tabelle: Maestro A 6Mhz nach 38h 25' 32" Analyst 8Mhz nach 48' 30" PSION ST nach 2' 8" Mephisto III nach 24' 50" Mephisto Academy (nicht in 8h) Mephisto Amsterdam16 nach 1' Mephisto Almeria16 nach (16" erstmals) Sphinx Dominator (nicht in 8h) Mach III Master (nicht in 6h) |